Wird das stattliche RB-Intendantengehalt gekürzt, gerät der Unterbau durcheinander / Wiederwahl

08.09.2023 Aus Von Axel Schuller

Glück für Radio Bremen-Intendantin Dr. Yvette Gerner. Der Rundfunkrat wird sie bereits am 21. September für weitere fünf Jahre im Amt bestätigen. Glück, weil es noch keinen neuen Staatsvertrag für Radio Bremen gibt. In Berlin und Brandenburg sind sich zumindest die Staatskanzleien beider Länder einig, der künftige RBB-Senderchef m/w solle nicht mehr als ein Ministerpräsident/Bürgermeister von Stadtstaaten (180.000 Euro) erhalten. Der RB-Verwaltungsrat  wird Gerners Vertrag jedoch vermutlich zu den aktuellen Bedingungen (Jahresgehalt: 293.347,- Euro) unterschreiben. Die stattliche Gehaltshöhe wird wohl auch beibehalten, weil eine Kürzung das gesamte RB-Gehaltsgefüge durcheinander wirbeln würde…

Nicht nur Yvette Gerner (56) hat Glück, dass ihr Vertrag bereits jetzt, 10 Monate vor Ablauf, verlängert wird. Auch die gerade gewählte neue RBB-Chefin Ulrike Demmer erhält deutlich mehr als die künftig vorgesehenen 180.000 Euro. Konkret hat die Nachfolgerin von „Sonnenkönigin“ Patricia Schlesinger ein Jahressalär von 220.000 Euro ausgehandelt. Das neue, gedeckelte Gehalt soll später für Demmers Nachfolger gelten.

Zurück nach Bremen. Der Rundfunkrat wird – so der Plan – die Sozialdemokratin Gerner (wollte laut Wikipedia schon mal OB von Speyer werden) für weitere fünf Jahre wählen. Den Vertrag mit ihr schließt dann der Verwaltungsrat. Dort setzt man offenbar nach anfänglichen Überlegungen auf Beibehaltung des Intendantengehaltes von rund 293.000 Euro. Dies geht unter anderem darauf zurück, dass Gerner in den vergangenen Jahren klugerweise auf die ihr laut Tarifabschluss für ihre Mitarbeiter m/w zustehenden prozentualen Erhöhungen sowie auf den Inflationsausgleich in Höhe von steuerfreien 3.000 Euro verzichtet hatte.

Damit blieb die Sender-Chefin unter der Grenze von 300.000 Euro. Ihre Kolleginnen und Kollegen der übrigen ARD-Anstalten waren da meist weniger zurückhaltend. Am wenigsten erhält aktuell (neben der neuen RBB-Intendantin) der Chef des Saarländischen Rundfunks (245.000 Euro), am meisten der WDR-Intendant (417.100 Euro).

Sollte sich die Bremer Politik im Verlauf der Legislaturperiode zur einer deutlichen Kürzung des künftigen RB-Intendanten-Salärs entschließen, wird dies vermutlich noch zu Sender-internen Verteilungskämpfen führen. Das Problem: Die Ebene unter Gerner – die Direktoren – beziehen Gehälter, die nicht weit vom Intendanten-Salär entfernt sind. Und: Die Gehälter der „normalen“ Radio-Bremen-Mitarbeiter haben dank regelmäßiger Gehaltserhöhungen eine Höhe erreicht, die in der obersten Stufe nicht mehr arg weit von den AT-Gehältern (außertariflich) leitender Mitarbeiter m/w unterhalb der Direktoren-Ebene entfernt sind. Anders ausgedrückt: Senkt man die Salärs ganz oben, rücken die „normalen“ und AT-Gehälter näher.

Zur Erinnerung: Radio Bremen kann nur existieren, weil andere ARD-Anstalten im Rahmen des internen Finanzausgleiches 50 Millionen Euro an die Weser überweisen. Dies entspricht rund 40 Prozent der Einnahmen.

Damit Sie, liebe Leserinnen und Leser, eine Vorstellung von der RB-Welt erhalten, hier einige Zahlen. Programmdirektor Jan Weyrauch erhält 211.449 Euro plus 3.600 Euro für Tätigkeiten bei RB-Tochter- und Beteiligungsgesellschaften. Die Höhe seines Salärs war wohl ausschlaggebend dafür, dass er seine Bewerbung für den RBB-Intendantenposten wieder zurückgezogen hatte. Brigitta Nickelsen und Jan Schrader teilen sich die Position des Direktors für Betrieb und Unternehmensentwicklung. Die ehemalige Redakteurin bekam 2022 dafür 100.765 Euro, Schrader 175.670,- . Nickelsen erhielt weitere 7.200 Euro für „Tätigkeit in Tochtergesellschaften“. Schrader übernahm neben dem halben Direktorenjob (Betrieb) außerdem die Geschäftsführung der „Bremedia Produktion“ und den Vorstand der Versorgungskasse von Radio Bremen. Sein Zubrot dafür in 2022: 22.360 Euro. 

Die Versorgungskasse kümmert sich u.a. um die Betriebsrente.

Noch Bock auf weitere Zahlen?

Die Intendantin und die Direktoren beziehen später nach einer gewissen Dienstzeit eine an den öffentlichen Dienst angelehnte Pension. Für die Intendantin hat der Sender allein 2022 in die Versorgungskasse eingezahlt: 122.274 Euro. Für Programmdirektor Weyrauch 62.332 Euro, für Brigitta Nickels 67.762 Euro und für den neuen (seit 2022) Direktor Jan Schrader 217.358 Euro.

Würden die Gehälter der RB-Intendantin oder Direktoren auf das Maß des öffentlichen Dienstes gestutzt, würde sich die Ebene unterhalb der Spitze in großen Schritten den heutigen Chef-Salärs nähern. Außertariflich RB-Beschäftigte erhalten in der höchsten Altersklasse monatlich 12.536,42 Euro. Wer es als tariflich Beschäftigter in in die höchstmögliche Eingruppierung schafft, erhält im Monat 9.535,59 Euro.

Radio Bremen nennt in seinem Transparenzbericht Fallbeispiele. Redakteur m/w: 4.525 bis 7.887 Euro; Sekretärin/Sachbearbeitung: 2.972 bis 5.282 Euro.

RB gewährt laut eigener Aufstellung zusätzlich: „Familienzuschlag, Beihilfe, Vermögenswirksame Leistungen, Essensgeld und Krankenversicherung.“

Zum Vergleich: Beim Weser-Kurier – mittlerweile mit Haustarifvertrag – kommt ein Redakteur auf 3.850 Euro, ein Ressortleiter auf mindestens 5.100 Euro. 

Öffentlich-rechtlich Sender unterscheiden sich von Wirtschaftsbetrieben wesentlich dadurch, dass sie nie pleite gehen können. Im Fall einer drohenden Insolvenz – etwa von Radio Bremen – würde das Land Bremen als Gläubiger einspringen.

Hinweis: Die Namen der 32 Rundfunkräte und der 9 Verwaltungsräte können Sie heute in einem Extra-Stückchen lesen 🙂 (“Die Mitglieder der Aufsichtsgremien von Radio Bremen”).

Munter bleiben!

Herzlichst

Ihr Axel Schuller

P.S.: Kurz noch ein anderes Thema: Werder-Bremen-Fans müssen sich seit dieser Woche völlig veräppelt vorkommen. Bis zum Wechsel von Niclas Füllkrug hatte der Verein dem normalen Fan gegenüber den Eindruck erweckt, man wolle „Fülle“ um fast jeden Preis halten. Das Trikot des Stürmers wurde folglich x-fach verkauft. Und dann erzählt der Fußball-Geschäftsführer Frank Baumann scheinbar beiläufig im WK: Na ja, eigentlich habe intern seit dem Trainingslager im Zillertal festgestanden, dass man Füllkrug verkaufen werde, um Geld für Neuverpflichtungen in die Kasse zu kriegen.

Wäre ich ein eingefleischter Fan, würde ich das teuer erworbene Füllkrug-Trikot zurückgeben und mein Geld zurückverlangen. Werder hat Glück, dass es in Bremen lammfromme Fans und Werder-trunkene Medien gibt.