Droht am Vegesacker Fähranleger ein Bau so hoch wie Lürssens Schwimmdock (30 Meter)?
„Das ist ja furchtbar. Das kann doch nicht wahr sein.“ Diese beiden Sätze haben Mitglieder des Vereins „Rettet Vegesack Maritim e.V.“ am Samstag mehrfach zu hören bekommen. Die engagierten Bürger ließen in der Fußgängerzone Helium-gefüllte Ballons auf knapp 30 Meter steigen. So führte der Verein eindrucksvoll vor Augen, wie hoch die geplanten Neubauten auf dem Grundstück der (geschlossenen) „Strandlust“ maximal in die Höhe ragen werden. Das Hotel direkt am Vegesacker Fähranleger ist inzwischen eingezäunt; sieht schon wie die Vorbereitung auf die Abrissbirne aus. Wenn Sie einen eigenen Eindruck des gigantischen Vorhabens erhalten wollen, schauen Sie das Video von Bernd Suhr, einem Freund des Vereins „Rettet Vegesack Maritim“, an. Appell an die Stadtbremer: Hinschauen, es lohnt sich.
Hammer, oder? An sich ist es unvorstellbar, dass die Baubehörde – seinerzeit noch unter Leitung der Grünen Senatorin Maike Schaefer – einem Investor für eine derart massive Bebauung des Vegesacker Filetstücks nicht umgehend die rote Karte gezeigt hat.
Schaefer hatte mit den beiden Eigentümerinnen des Grundstückes – zwei Töchtern des verstorbenen Wurst-Fabrikanten Karl Könecke – einen Letter of Intent (LoI) unterzeichnet.
Die Erbinnen wollten einen möglichst hohen Verkaufspreis erzielen (man munkelte von rund 8 Millionen Euro). Diese Summe mochte kein Bremer Investor aufbringen. Also erhielt ein Schweizer den Zuschlag. Schaefer wiederum wollte unter allen Umständen vermeiden, dass die Hotelanlage über längere Zeit leerstehen und sich zum Schandfleck entwickeln würde. Zur Erinnerung: Die Grüne wohnt in Bremen-Nord.
Herausgekommen ist ein etwas ungewöhnlicher LoI. Das Papier enthält die maximal erlaubte Geschosszahl von vier und die „Bruttogrundfläche von 12.350 Quadratmetern. Aber die maximale Höhe fehlt in der Absichtserklärung. Dafür geht es um den genauen Anteil von Photovoltaik, Car-Sharing,Infrastruktur für E-Mobilität und Angebote für Radfahrer. Eher am Rande findet sich im LoI das „Warft-Geschoss“.
Was das ist? Ebenerdig wird ein Parkdeck gebaut. In die Tiefe kann man nicht gehen. Dagegen spricht die Uferlage und das ständige steigende Hochwasser (auch im Video zu sehen). Die Höhe des „Warft-Geschosses“ wird nicht vorgeschrieben. So haben die Architekten ein Gebäude-Ensemble entworfen, das es am höchsten Punkt laut Retter-Verein auf fast 30 Meter bringt – so hoch wie das Schwimmdock der Lürssen-Werft.
Wäre interessant zu erfahren, ob jene Politiker, die bei Vorstellung der Architekten-Ideen in Verzückung gerieten, realisiert haben, wie hoch die Gebäude tatsächlich werden.
Würden wir in der Schweiz leben, könnten sich alle Interessierten vorab einen eigenen Eindruck des Bauvorhabens verschaffen. In der Alpen-Republik verlangt der Gesetzgeber, dass neue, größere Gebäude-Komplexe direkt vor Ort des Geschehens als ein Gerüstbau in Höhe, Breite und Tiefe vor Genehmigung veranschaulicht werden müssen.
Merkwürdig: Der „Verein Rettet Vegesack Maritim“ hatte seine spektakuläre Wochenend-Ballon-Aktion der „Norddeutschen“ (Nordbeilage des Weser–Kurier) laut eigenem Bekunden vorigen Donnerstag mitgeteilt. Ankündigung im Blatt: Keine. Ein Bericht über die „Ahs“ und „Ohs“ beim Ballon-Steigen lassen in der heutigen Ausgabe der Norddeutschen: Keiner.
Entsprechend groß ist der Frust in Vereinskreisen. Dort versteht man die Journalisten-Welt nicht mehr. Ausführliche Berichte erschienen nur über den Investor, Kritiker würde totgeschwiegen. Das reicht angeblich bis zum Nicht-Abdruck von Leserbriefen, in denen die geplante Gebäudehöhe problematisiert werde.
Im Kreis des Vereins „Rettet Vegesack Maritim“ kommt da zuweilen der böse Begriff der „Zensur“ auf. Wobei ja bloß totalitäre Staaten Medien zensieren. Selbstzensur wäre schon etwas Besonderes – weil selbstherrlich.
Zur Einordnung der „Maritimen Retter“: Dem Verein stehen zwei gestandene Norder Persönlichkeiten vor: Professor Dr. Andreas Groß, tätig beim „Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung.“ Ein Mann, dem man möglicherweise alles nachsagen kann, aber nicht, er sei ein Heißsporn oder gar Hitzkopf. Zweiter Vorsitzender ist der langjährige ehemalige Chef der Bremer Sparkasse in Bremen-Nord, Ernst-Ludwig Neuenkirchen, ebenfalls kein Radikalinski.
Die beiden und ihre Mitstreiter haben mittlerweile 3.300 Unterschriften gegen die massive Bebauung des Strandlust-Geländes eingereicht. Der Verein wehrt sich übrigens nicht gegen Abriss und Neubau. Allerdings wünscht man sich, das der Komplex weniger wuchtig und neben der Gastronomie auch wieder ein Hotel gebaut wird.
Bremens neue Bausenatorin Özlem Ünsal (SPD) und ihr Staatsrat Dr. Ralph Baumheier haben sich mittlerweile bei den Vereins-Oberen schlaugemacht.
.Ünsal und ihr Staatsrat sind aktuell nicht um ihre Jobs zu beneiden: Egal, wo sie sich umschauen, häufig müssen sie Polit-Überreste aus dem Weg räumen, die zuvor Dr. Maike Schaefer und deren Grüne Vorgänger hinterlassen haben.
Letzte politische Möglichkeit, dem Gigantismus am Fähranleger (siehe Video) noch einen Riegel vorzuschieben, bietet das förmliche Bebauungsplan-Veränderungsverfahren. Die Stadtbürgerschaft muss nämlich den aktuell gültigen Bebauungsplan 909 ändern, bevor größere Gebäude erlaubt sind. Diesen neuen Bebauungsplan 1631 hat das Parlament noch nicht abgesegnet. Darauf hofft der Verein „Rettet Vegesack Maritim“
Munter bleiben!
Herzlichst
Ihr Axel Schuller
P.S.: Ich kann nicht prüfen, ob die Angaben – insbesondere die Visualisierung der Gebäudehöhen – in dem Film von Bernd Suhr korrekt sind. Mir wurde dies zwar versichert, aber: Die Verantwortung für alle Angaben in dem Film liegt beim Autoren. Das Video ist übrigens auf YouTube für jedermann anzuschauen.
Ganz herzlichen Dank für den Blogbeitrag! Die aktuelle Situation in Vegesack und die Hintergründe auf den Punkt gebracht! Nach „Grohner Düne“, „Haven Höövt“ (bereits abgerissen) und „Markthalle am Sedanplatz“ (wird noch abgerissen: Die nächste „Vegesacker Bausünde“, die Massiv-Blockbebauung auf dem Strandlust-Grundstück, steht vor der Tür, nur jetzt in landschaftlicher Top-lage! Man steht fassungslos davor! Andreas Groß, Verein „RETTET VEGESACK MATITIM e.V.“
Bremen ist kein MUSEUMS-Dorf oder doch? Ja, früher war alles so schön….
Mir geht es auf den Senkel. Jede, aber auch JEDE innovative Investition wird zerredet bis der Vorhabensträger wieder abspringt. Es sei denn er ist aus Bremen und in der Landespolitik willkommen oder es geht um noch mehr Flüchtlinge oder gegen PKW.
Sicher kann es einen historischen Teil geben. Marktplatz – Schnorr – Böttcherstraße. ALLE anderen Gebiete MÜSSEN offen sein für Erneuerung, Entwicklung in Innovationen. Auch wenn Sparkassendirektoren a.D. es nicht gut finden, weil sie in der Nähe wohnen.
Die Lösung ist einfach: Kaufen Sie die Flächen und entwickeln ein Objekt nach Ihren Vorstellungen. Betreiben es und gehen Sie in das Risiko.
Ach ja: Dagegen ist keine Meinung. Lasst uns Bremen mit Innovationen und Kreativität entwickeln. Wir sind doch so klein, hier müsste doch eigentlich alles Hand in Hand auf kurzen Wegen möglich sein….
Wenn ich diesen Blog lese, habe ich manchmal das Gefühl, wir seien medienpolitisch wieder in der alten DDR angekommen. Dort gab es in den Medien auch nur eine Linie: die parteipolitisch korrekte! Alle anderen Informationen musste man sich unter der Hand – allerdings mit höherem persönlichem Risiko als heute – zusammen sammeln.
Es gibt also einen Unterschied: wir haben bei der Informationsbeschaffung ein geringeres Risiko. Wir müssten nur noch Mittel und Wege finden, uns gegen diese bürgerferne Bürokratie durchzusetzen! Wie könnte das gehen? Ich bin ratlos!!
In der Planung gibt es keine Vision, in der Politik gibt es keine kontroverse Diskussion und die Betroffenen werden nicht gehört, wenn sie sich zu Wort melden. Die Regierung kann nicht steuern, weil sie zu wenig weiß, und es sie eigentlich auch nicht betrifft. Die Entscheider sitzen warm und trocken in ihrem Büro, werden nicht an ihren Entscheidungen gemessen. Sie brauchen keine persönliche Verantwortung zu übernehmen. Das System ist also zutiefst „verantwortungslos“! So nur kann man sich einiges erklären!
Dennoch Dank an dich, Axel, dass du unverdrossen solche Missstände aufzeigst und Menschen findest, die eine andere, wissensgesteuerte Meinung haben! Das alleine macht Mut!
Mein Gott, ist der Plan hässlich!!!
Gerade wenn man in der Nähe wohnt, fallen einem Fehlplanungen im Umfeld auf. Was zum Beispiel in Walle passiert, wüßte ich nur aus zweiter Hand. Wir in Vegesack haben schon etliche gescheiterte Projekte gesehen und darum bin ich sehr für Erneuerungen und Verbesserungen unseres Stadtbildes im Sinne von Nachhaltigkeit und Wertzuwachs für die örtliche Bevölkerung. Bislang haben mich auswärtige Projektentwickler noch nicht überzeugen können. Auf dem Gebiet des Havenhöövts sehe ich anstatt Kino, schöner Terrassen und coolem Shopping Erlebnis nur eine jahrealte Schutthalde, da wo ich eigentlich gemütlich in der Abendsonne sitzend auf den Museumshafen und die Weser schauen könnte. Tolle Innovation!
Moderne innovative Architektur ist auch in Bremen wünschenswert. Was wir seit einigen Jahren von der Stadtplanung befürwortet sehen müssen sind die immer gleichen Würfel, so auch hier der eine Siegerentwurf. Der andere Siegerentwurf ähnelt einer Skihalle. Die dahinter geplanten Gebäude in der zweiten Reihe sind massiv und eine Zumutung. Unabhängig davon, was wem gefällt ist aber eines festzustellen. Die geplanten Gebäude sind vollkommen überdimensioniert und stellen den Stadtgarten zu. Das ist nicht angemessen für einen Ort der sich in die maritime Meile mit der Umgebungsbebauung Utkiek etc. einfügen muss. Außerdem ist vor dem Deich in den für das Hochwasser zur Ausdehnung dienenden Flächen eine massive Bebauung falsch. Das kann doch nicht sein, dass hier zusätzlich gebaut werden soll. Der Grund scheint allein in der Tatsache begründet zu sein, dass der Investor ein Grundstück mit einer Bebauung erworben hat die ihm nicht gut und groß genug erscheint um seinen Kaufpreis zu rechtfertigen. Das ist kein guter Grund für Bremen. Eine moderne kreative Architektur im Rahmen des jetzt gültigen Bebauungsplanes 909 ist wünschenswert aber keine Blockbebauung mit Hochhäusern mit bis zu ca. 29 m Höhe. Die schönste verbliebene Ecke in Vegesack wäre verloren. Das gilt es zu verhindern. Wo können weitere Unterschriften des Vereins Rettet Vegesack Maritim abgegeben werden? Internet Seite?
Ein Dank an Axel Schuller für diesen Bericht. Es bleibt zu erwähnen, dass unsere Maritime Meile in Vegesack (genau 1 Seemeile =1.852m) vom alten Vulkan Gelände bis zum „Historischen Hafen Vegesack“ das schönste naturbelassene Stück des Bremer Nordens ist und ursprünglich vom damaligen Bürgermeister Dr. Alfred Wittgenstein genau in dieser Länge dem Volk als Naherholungsgebiet überwidmet wurde, so dass es dort ein Treffpunkt im Grünen und am Wasser für jedermann sein sollte.
Nachzulesen:
https://stadtgarten-vegesack.de/geschichte/#top (1923-1930)
Jetzt soll dieses wunderschöne Stück Land wieder stückchenweise dem Volk entzogen werden, indem man mit einer zu hohen und massiven neuen Strandlust anfängt und dahinter zusätzlich 84 ! sehr hochpreisige Wohnungen ins Überschwemmungsgebiet setzt.
Wie ist die Anbindung an den Straßenverkehr an dieser Stelle? Bisher führt die schmale Straße bis zur Strandlust und dem Fähranleger und zurück, keine öffentlichen Verkehrsmittel in der Nähe, keine Parkplätze, auch nebenan nur sehr schmale Straßen, die für den Durchgangsverkehr gesperrt sind!
Wie soll das vor allem finanziert werden, hat der Investor bisher einen richtigen Finanzierungsplan vorgelegt? Derselbe Investor hat bei seinem „Kontorprojekt“ auf der anderen Seite des Hafens auch das alte „Haven Höövt“ abgerissen, dort liegt jetzt seit Jahren alles brach, Zeitverzögerung der dort geplanten Neubauten ohne absehbares Ende… wie lange noch? Fehlt schon dafür das Geld??
Würde dann auf dem Strandlustgelände vielleicht auch eine jahrelang brachliegende Baustelle entstehen?
Gegen eine neue Strandlust spricht überhaupt nichts, wir brauchen an dieser Stelle wieder nur ein Hotel mit Gastronomie und Saalbetrieb, einen schönen Biergarten, der uns auf die Weser schauen lässt, wie es der bisherige Bebauungsplan 909 vorsieht! Wir brauchen keinen neuen Bebauungsplan mit (privater) Wohnbebauung!!
Die neue Strandlust sollte allerdings nicht so hoch sein und sich besser in die Natur einfügen, die bisherigen Entwürfe passen nicht an diesen Ort. Auf die Wohnbebauung sollte aus den genannten Gründen an dieser Stelle ganz verzichtet werden!
Warum tauscht man nicht einfach einen Teil der geplanten Wohn-/Gebäude zwischen Strandlustgelände und dem neu geplanten Kontor (altes Haven Höövt) über diese Alternative sollte nachgedacht werden!
Diese gesamte Meile ist für die Bevölkerung, nicht für den Profit einiger weniger… Diese Strecke ist ein Magnet Bremen-Nords, der den Tages-/Tourismus nach Vegesack ziehen muss, daran muss gearbeitet werden!
Das erreicht man aber nicht durch derartige Betonklötze.
Ich denke, die Bewertung dieses Artikels mit 👍und 👎zeigt deutlich, wie die Bevölkerung denkt!
Schaut auch hier rein:
https://rettet-vegesack-maritim.de/
Eins habe ich noch vergessen: die subjektiv über Wochen und Monate gefühlte einseitige Berichterstattung bzw. das unbegründete Nichterscheinen von eingereichten Kritiken ist einer Tageszeitung wie die des WeserKurier’s nicht würdig. Das widerspricht der selbst auferlegten und professionellen neutralen Berichterstattung! Da sollte man sich langsam mal wirklich an die Spitze des WeserKuriers wenden. Wissen die ChefredakteurInnen der Bremer Tageszeitungen eigentlich, dass u.a. gerade in der Norddeutschen keine Kritik gegen dieses Projekt veröffentlicht wird? Es ist nachzuweisen, wann man welche kritischen Darstellungen und Leserbriefe an die Redaktion gegeben hat!
Da sollten mal sachliche Gespräche geführt werden bzw. bei weiteren Beiträgen gleich die Chefredaktion in Kopie genommen werden!
„Es gibt in Bremen genug fähige Architekten. Deren Arbeit muss nicht von Angestellten der Stadtplanung durch Vorgaben gesteuert werden!“ … also lassen Sie den Investor mal machen! Der weiß am besten was sich verkaufen lässt.
Eine Frage zum Kommentar Sebastian Schmidt: Ich verstehe den Beitrag nicht! 1. Niemand bezweifelt, dass es in Bremen genug fähige Architekten gibt. 2. Eine Stadtplanung sollte schon die Rahmenbedingungen für Bebauungen vorgeben, vorausgesetzt, es gibt ein übergeordnetes Konzept. 3. Die Architekten der beiden „Sieger“entwürfe kommen aus der Schweiz. 4. Also soll der Investor machen? 5. Der weiß bitte woher, was sich am besten verkaufen lässt? Sorry, ich kriege im Moment die Argumentationskette nicht voreinander.
Bei der Halbwertzeit hiesiger Projekte wäre es sicher sinnvoll, nur voll kompostierbares Baumaterial zuzulassen. Statt Abriß einfach umpflügen und Vergißmeinnicht ausbringen. Das Bewässern überlassen wir der Weser. Grüner und umweltfreundlicher geht es nicht.
Auch wenn der Siegerentwurf wohl in jedem Fall aus einem Schweizer Architekturbüro stammen wird, so dürfen natürlich auch viele Bremer Zulieferer für Baumaterialien auf einen dicken Auftrag hoffen. In dieser schwierigen Zeit auch für diese Branche kann man vollstes Verständnis dafür aufbringen. Daher wohl auch die Stimmen, die dieses Projekt so vehement unterstützen. Der normale Vegesacker Durchschnitts Bürger jedoch wünscht sich an dieser exponierten Stelle keinen privaten Wohnungsbau. Viele resignieren jedoch, weil sie denken, dass die Profitgier immer gewinnt. Umso mehr, kann man es wertschätzen, dass sich dennoch immer wieder Menschen engagieren für eine bessere Stadt.
In kluger Weitsicht wurde im aktuell gültigen Bebauungsplan das Strandlust-Areal in die Ufer-begleitende Parkanlage einbezogen und als „hochwertige Naherholungsfläche mit dem Planungsziel Sicherung und Erweiterung“ ausgewiesen. Folgerichtig sind ausschließlich Schank- und Beherbergungsgewerbe zugelassen.
Wie nur konnte die ehemalige Senatorin Maike Schaefer sich ohne öffentliche Diskussion über diese Gesetzes-Vorgaben hinwegsetzen, das Areal einem Investor überantworten und die Lizenz erteilen zum Abriss der Strandlust und Umnutzung zu Bauland für „hoch“-verdichteten Wohnungsbau? Schaefers Versprechen „einer riesigen Chance der Bürger zum Mitgestalten“ sowie der Wahrung der 120-jährigen identitäts-stiftenden Tradition in einer „Neuen Strandlust“ erwiesen sich als haarsträubende Farce.
In gleicher Weise entpuppte sich der mit großem „Tamtam“ inszenierte internationale Architektur-Wettbewerb als strategische Nebelkerze: An keiner Stelle bezog sich dieser auf die Einbindung des Bauvorhabens in ein zukunftsorientiertes städtebauliches Entwicklungskonzept mit einer der exklusiven Lage angemessenen Nutzung – die Ausschreibung war ausschließlich ausgerichtet auf die Realisierung der vorgegebenen maximal möglichen Geschossflächenzahl von 12.350 m2 (auf Fläche oder Höhe verteilt). Äußerst befremdlich dabei, dass davon kaum 15% für „gastronomische Nutzung“ , d.h. für die hochgepriesene „Neue Strandlust“ vorgesehen sind.
Äußerst kritisch ist daher auch die Rolle der Professorin Iris Reuther zu beurteilen, die ihrer Verantwortung als Staatsbaudirektorin für Stadt-Entwicklung nicht nachgekommen ist, sondern sich als Vorsitzende der Fach-Preisjury vorbehaltlos auf die Seite des Investors geschlagen hat, ja äußerst keck den 30m hohen „Strandlust“-Koloss des Siegerentwurfes als „identitätsstiftend“ für Vegesack lobpreist. Welcher Art denn von „Identität“?
Der Investor, naturgemäß profitorientiert sowie die Erben, mit Millionen-Gier, werden es dankbar zu schätzen wissen.
Frau Senatorin Ünsal, Herr Bürgermeister Dr. Bovenschulte, bitte lesen Sie mit Sorgfalt die zukunftsweisenden Ausführungen des Vereins „Rettet Vegesack Maritim“ (Sie werden erstaunt sein über Bürger-Kompetenz
und -Verantwortungsbewusstsein) und stoppen Sie das Rendite-Projekt „Neue Strandlust“!