Bremens enges Geflecht am Beispiel des Hillmannplatzes

22.08.2024 7 Von Axel Schuller

Nach Bremens größtem Stück aus dem Polit-Tollhaus – der Transfor-Martini genannte Straßenversuche – hat die Stadt nun eine Art Folgeveranstaltung gebucht. Diesmal heißt die Aktion „Projekt Tatkraft“. Wieder an Bord: die Cheforganisatorinnen von Transfor-Martini, Susanne von Essen und Johanna Melinkat. Diesmal als Geschäftsführerinnen des Vereins „stadtneudenken“. Ach ja, der Name Ralf Saxe taucht auch auf.

Bremens Kultur- und Subkulturszene erinnert an die Erkenntnis des großen Naturforschers Alexander von Humboldt. „Alles hängt mit allem zusammen.“

Viele Vereine und gemeinnützige Institutionen sind ganz eng. Das klappt manchmal womöglich auch deshalb so famos, weil man/frau mit sich selbst sprechen kann.

Schauen wir beispielsweise auf den Hillmannplatz. Dort hatten die Winzer das Weinfest abgesagt. Zu viel Kriminalität, sagten sie. Der Senat beteuerte diese Woche in der Bürgerschaft, man arbeite an einem Konzept für den Platz. Mehr Licht, mehr Überwachung durch Kameras und Polizisten. Und: Für den Platz sei eigens das „Projekt Tatkraft“ ins Leben gerufen worden.

Wer oder was ist das? Wer steckt dahinter, was kostet die Chose?

„Projekt Tatkraft“ gehört indirekt zu einem VereinsKonglomerat, dessen Wirken wir bereits in der Martinistraße kennenlernen durften. Der Senat hatte unter Federführung der damaligen Grünen Mobilitätssenatorin Dr. Maike Schaefer den Verein „Sternkultur“ für das Bespielen der Martinistraße engagiert.

Ein Projekt, das in der Öffentlichkeit mit Entsetzen und Hohn bedacht worden war. Sie erinnern sich: Über 1 Million Euro für Holzmöbel auf der Straße, Aussichtstürme, eine energiefressende Wasser-Surf-Bahn und Musik usw.

Den Verein mit dem klangvollen Namen „Sternkultur“ leiten die Damen Susanne von Essen und Johanna Melinkat.

Nach Transfor-Martini und „Sternkultur“ nun also „Projekt Tatkraft“. Dieses findet man auf der Website des Vereins „stadtneudenken“. Das Leitungsteam besteht aus, Achtung, die Namen kennen wir, Susanne von Essen und Johanna Melinkat. Den Vorstand bilden die beiden Damen zusammen  mit  Ralph Saxe (Grüner Bürgerschaftsabgeordneter).

Unter „stadtneudenken.de“ heißt es zum Hillmannplatz: „Tatkraft Hillmannplatz: ein Projekt des City 46 – Kommunalkino Bremen“ Man wolle in den kommenden fünf Monaten für einen Image-Wandel des Hillmannplatzes sorgen. Mit einer künstlerischen Licht- und Raum-Gestaltung. Am Ende möchte man den Platz „zu einem Ort zum Verweilen und Erleben machen“.

Aktuell sind erst ein paar grafische Gebilde auf dem Platz zu erkennen. Die Farben stimmen mit denen überein, die beim Projekt Martinistraße verwendet worden sind.

Wie kommt das alles zustande?

Senatssprecher Christian Dohle klärt auf: Das (beim Rathaus angesiedelte) „Projektbüro Innenstadt“ habe das „Projekt Tatkraft“ ausgeschrieben. Eine Jury habe dem Kommunalen Kino 46 den Zuschlag gegeben. Die Fördersumme betrage 15.000 Euro, wovon der Bund 75 Prozent trage.

Kino 46 wiederum bedient sich bei der Umsetzung offenbar der Dienste von „stadtneudenken“. Die Verhandlungen dürften rasch und reibungslos verlaufen sein. Johanna Melinkat ist Geschäftsführerin sowohl bei „stadtneudenken“ als auch beim Trägerverein des Kino 46.

Ob von Humboldt wohl vorausschauend an Bremen gedacht hat? “Alles hängt mit allem zusammen.“

Das städtische „Projektbüro Innenstadt“ um Chef Carl Zillich bringt die Gelder für den Hillmannplatz aus seinem Gesamtbudget „Binnenstadt – Stadt für Alle vom Wall bis Weser“ auf. Der große Topf (6.250.665 Euro) wird zu 75 Prozent aus dem Bundesprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ gespeist. 25 Prozent, dies entspricht 1.562.666,25 Euro, steuert Bremen bei.

Soweit ein Blick in das Bremer Kunst-Beziehungsgeflecht. Fast. Eine Nuance fehlt noch.

Vom 16. bis 22. September finden erneut die „Europäischen Mobilitätswochen statt. Träger in Bremen: Der Verein „stadtneudenken“. Sie wissen schon: Das erfolgreiche Gespann: von Essen/Melinkat/Saxe. Anders als unter der früheren Grünen Verkehrssenatorin Dr. Maike Schaefer beteiligt sich das Verkehrsressort unter Özlem Ünsal (SPD) nicht an der Finanzierung. Die Veranstalter mussten aber nicht lange Frust schieben. Das Umweltressort von Kathrin Moosdorf (Grüne) greift „stadtneudenken“ mit 25.575 Euro unter die Arme.

Bremen: Alles hängt mit allem zusammen.

Munter bleiben!

Herzlichst

Ihr Axel Schuller