Wer ist eigentlich Herr im Haus – Dealer und Junkies oder die Polizei?
Es gibt Geschichten, die mag man gar nicht glauben. Da beschweren sich Anwohner über den wilden Drogenhandel in einer Gröpelinger Wohnung – und nix passiert. Ein Anwohner berichtet im Weser-Kurier gar, Polizisten hätten ihm empfohlen, besser wegzuziehen. Dann hätten er und seine Familie Ruhe, müssten die Dealerei nicht mit ansehen. Leute, geht’s noch? Kapituliert die Polizei vor dem in Bremen ausufernden Drogenhandel? Die Polizeicontainer am Hillmannplatz und am Breitenweg sollten doch einen anderen Eindruck vermitteln…
In Gröpelingen kann man Drogenhandel und -sucht in übelster Ausformung studieren. Dealer hatten ihre verbotenen Geschäfte laut WK zunächst aus einer Wohnung in der Ritterhuder Straße heraus betrieben. Nachdem der Eigentümer den Mieter dort endlich losgeworden war – ging’s munter weiter. Bloß eine Straße weiter. Dealer betreiben ihre illegalen Bauchläden nun in einer Wohnung in der parallel verlaufenden Buxtehuder Straße.
Der Eigentümer der Wohnung, einer alter Mann, ist todunglücklich. Einfach kündigen – kannste vergessen. Auch in Bremen gilt das deutsche Mietrecht. Und das steht häufig übermächtig auf der Seite der Mieter. Auch wenn dies so gar nicht zur Denke unserer Regierungs-Koalition passt.
Der alte Vermieter hofft inständig, dass er seinen Mieter möglichst rasch aus dem „ehrenwerten Haus“ (siehe Udo Jürgens) herauskriegt.
Der einfache Vorwurf „Drogenhandel“ zieht nicht so einfach. Denn den will ein deutscher Mietrichter haarklein belegt wissen. x-fache Anzeigen des Vermieters und Nachbarn reichen da meist nicht.
So will der Vermieter jetzt die Karte „unerlaubte Unter-Vermietung“ ziehen.
Sein langjähriger Mieter (der angeblich schon mal im Methadonprogramm gewesen sein soll) hatte sich zwar über lange Zeit „anständig“ verhalten. Allerdings überlässt er offenbar seit etwa zwei Jahren seine Behausung Kumpels, die dort dealen. Und nicht nur ein bisschen, sondern abends im paar-Minuten-Takt.
Wobei, auch dieses möchte ein deutsches Gericht natürlich eindeutig nachgewiesen haben.
Wie auch immer das Rechtsverfahren ausgeht, müssten Polizeipräsident und Innensenator in Sack und Asche gehen.
Wie kann es sein, dass Ordnungshüter Anwohnern allen Ernsts empfehlen, sie sollten besser aus der Straße ausziehen, statt sich aufzuregen.
Dies kann und muss man als Kapitulation vor Rechtsbrechern bezeichnen.
Was ist in Bremen los, dass unbescholtenen Bürger offenbar ernsthaft der Tipp gegeben wird, sie sollten sich praktischerweise vor Dealern und Drogen-Konsumenten trollen? Nach dem Motto: Wir sind zwar die Polizei, aber ändern können wir eh nix.
Hat mal jemand darüber nachgedacht, welchen Eindruck der Staat mit solchem Zurückscheuen erzeugt?
Ganz zu schweigen von den politischen Auswirkungen. Bürger, die den Staat dermaßen schwach erleben, machen beim nächsten Mal womöglich – und sei es bloß „probeweise“ – bei einer Partei ihr Kreuzchen, die hartes Durchgreifen verspricht.
Herr Senator Mäurer, Herr Polizeipräsident Fasse: Die Drogenwohnung in der Buxtehuder Straße und andere in der Stadt – bzw. deren Nutzer – müssen solange mit polizeilichen Maßnahmen wie permanente Durchsuchungen, Personenkontrollen vor der Wohnung etc. drangsaliert werden, bis die Dealer das Weite suchen.
Der Besitz von und insbesondere der Handel mit Rauschgift (im Strafgesetzbuch Betäubungsmittel genannt) ist weiterhin verboten, muss also belangt werden.
Aufgabe der Polizei ist und muss es bleiben, Täter zu verfolgen und Opfer zu schützen.
Munter bleiben!
Herzlichst Ihr
Axel Schuller
P.S.: Damen und Herren des Weser-Kuriers, fein, dass Sie die Story aus Gröpelingen veröffentlicht haben. Aber: Entspricht es wirklich ihrem journalistischem Anspruch, diese Ungeheuerlichkeit nicht zu kommentieren? Oder warten Sie einfach (und bequem) auf empörte Schreiben von Lesern und Leserinnen?
So tickt Bremen: Kapitulation auf breiter (Drogen-) Front. Demnächst sogar noch ein teures Denkmal für einen ehemaligen Drogendealer aus Steuermitteln! Idealistisch erhoffte ’Freiwilligkeit‘ als Prinzip statt spürbaren Zwang, wenn leider situativ angebracht; Hilflosigkeit der Polizei u.a. wegen der Politik und Justiz, die ggfls. in den Rücken fallen; immer wieder Täter- statt Opferschutz, die sich aus Not an die Presse wenden müssen!; “wenn sie hier nicht kriminell sein dürfen, machen sie‘s sowieso halt woanders“. Wen es stört, soll halt wegziehen/-sehen . . .
Diese anhaltende Arg- u. Wehrlosigkeit, Schwäche, ja Feigheit, mangelnde Bürger-Sicherheit und Kumulation in zu vielen Bereichen und andauernden Krisen haben die rechtschaffenen Menschen gestrichen satt; dies führt in weiten Teilen zur zunehmend verbreiteten Staatsverdrossenheit und den aktuellen Wahlergebnissen. Man hört leider zu selten von den Verantwortlichen unmittelbar: „Wir haben verstanden!“ Und: Vor allem danach dementsprechend konsequent und zeitnah
h a n d e l n !
(Okay, GRÜNE sind ideologisch/intellektuell dazu nicht in der Lage. . . und deshalb ja auch parlamentarisch nahe oder unter der 5%-Hürde.)
Ja, wenn der “alte Mann” das so gesagt hat, dann wird es natürlich so sein. Erst recht wenn der WK das auch noch so berichtet. Vielleicht täte aber auch wenigstens der Konjunktiv hier ganz gut und entspräche einem journalistischen Anspruch. Beim WK und in diesem Blog.
Die Forderunge nach “Drangalisieren durch permanente Durchsuchungen” vermitteln auch ein etwas eigentümliches Verhältnis zum Rechtsstaat. Polizei ist an Recht und Gesetz gebunden. Durchsuchungen bedürfen der richtlichen Anordnung. Zeiten in denen das in Deutschland mal anders war, wünschen sich doch nur wenige zurück.
Während butenunbinnen diese Tage mal wieder die Racial-Profiling Keule ausgräbt, wird andererseits beklagt, die Polizei mache zu wenig. Es werden Spannungsfelder aufgebaut, welche die Herausforderungen in diesem Beruf noch größer machen.
Es war laut WK nicht der “alte Mann”, sondern der verzweifelte Anwohner mit Familie und Kindern. So habe ich die WK-Kollegen jedenfalls verstanden. Außerdem ist es schon seltsam, dass die Polizei diese Aussagen dem WK gegenüber nicht kommentiert, sehr wohl aber über die Zahl der Anzeigen und Maßnahmen spricht. Um es klar zu sagen: Ich möchte bei diesem politischen und gesellschaftlichen (siehe BuBi) Hin und Her kein Polizist sein.
Es ist auch uns passiert, allerdings schon vor ein paar Jahren.
Ein sichtlich nicht mehr zurechnungsfähiger Mann hat Nachts versucht im Viertel bei einem Nachbarhaus die Tür einzutreten und damit die Bewohner in nackte Angst versetzt. Die haben sich dann mit Hammer und Knüppel bewaffnet hinter die Tür gestellt.
Die schnell herbeigerufene Polizei hat sich geradezu fürsorglich um den Täter gekümmert und ihm geraten doch einfach nach Hause zu gehen. Die (fast) Opfer wurden nur beiläufig wahrgenommen.
Auf mein Veto wurde mir von der Polizei geantwortet ich wüsste doch wo ich wohne und wenn es mir zu viel würde könnte ich ja wegziehen.
Ich war nur noch baff und nach einem kurzen Wortgefecht habe ich dann resigniert aufgegeben.
@Herrn Fasche: Gesetzt den Fall, Mitbewohner und Eigentümer des betroffenen Hauses liegen mit ihren Behauptungen richtig, wäre es dann nach Ihrem Dafürhalten legal möglich, dem Dealen durch Erhöhung des Verfolgungsdrucks – das muss ja nicht immer eine Wohnungsdurchsuchung sein – hoffentlich ein Ende zu bereiten? Und wären Sie dafür, für solche und ähnlich gelagerte Fälle die rechtlichen Anforderungen so niederschwellig wie möglich zu gestalten?
Herr Fasche hat mich mit seinem Beitrag irritiert. Ein Bürger, ob jung oder alt, erfindet Geschichten, jedenfall soll das der Beitrag wohl suggerieren. Das Bürger genervt und verzweifelt sind, und dies allein schon Grund genug für die Polizei sein müsste, der Sache auf den Grund zu gehen, davon merke ich nichts. Bürger sind nicht einfach ohne Grund genervt. Da muss schon einiges passieren, um die normalen kleinen Sorgen und Nöte einer Familie nach hinten zu schieben und sich mit der Presse über Dealer zu unterhalten. Doch Herr Fasche hält sein Nest rein, beklagt buten&binnen und signalisiert damit ein gerütteltes Maß an Desinteresse.
buten
un binnen:
Begünstigen Polizei-Strukturen Diskriminierungen? Durchaus, sagt die Expertin
Unser Lieblingssender diffamiert mal wieder die Polizei
Und der Antrag der Fraktion DIE LINKE
Zu einer Aktuellen Stunde passt auch:
Das Land Bremen hat die meisten Zwangsräumungen – Wie kann die Zahl von
Zwangsräumungen verringert werden?
Begründung:
Der Weser-Kurier berichtet am 9.09.2024, dass das Land Bremen bei der Zahl der
Zwangsräumungen pro Einwohner den Spitzenplatz unter den Bundesländern einnimmt.
Räumungsklagen und Zwangsräumungen fanden auch bei den kommunalen
Wohnungsbaugesellschaften GEWOBA und BREBAU statt. Zwangsräumungen stellen für
die Betroffenen eine große soziale Härte dar.
Kurz nach Silvester 2015 saß ich beim Friseur, Der nette junge Friseur türkischer Abstammung kochte vor Wut wegen der Ereignisse am Kölner Dom in der Silvesternacht. “Weil diese Idioten sich unmöglich benehmen, bekommen Menschen wie ich es zu spüren”. Für mich war es ein “Glühbirne-Moment”. Polizei und Justiz in Bremen tun vor allen Dingen Menschen mit Migrationshintergrund keinen Gefallen, wenn sie in Bremen das Dealen mit Drogen und Begleiterscheinungen wie hier beschrieben durchgehen lassen – vielleicht aus Angst gegen Ausländer (denn es sind nicht alle aber leider viele Menschen mit Migrationshintergrund) voreingenommen zu erscheinen? Die schwarzen Jungs, die in der Stadtbibliothek in Gruppen büffeln, weil sie hier ihre Chancen nutzen und hier arbeiten wollen, sind für die meisten nicht sichtbar. Im Vordergrund stehen Drogendealer, Gewalttäter und Menschen, die praktisch nicht integrierbar sind. In Findorff wurde vor ein paar Monaten unweit unserer Parzelle ein Mann mit Sehbehinderung von zwei schwarzen jungen Männern angegriffen und ausgeraubt. Herr Mäurer hat sogar recht, wenn er sagt, die Polizei kann nicht viel dafür, die Probleme entstehen woanders (hier sind Politik und Verwaltung gefragt). Aber lieber Herr Mäurer – es ist die falsche Botschaft. Blöderweise zahlen die Bürger in Deutschland Steuern und nicht zu knapp. Sie erwarten dafür under anderem, dass sie nicht mitten zwischen Drogendealern und ihren Kunden mit allen unangenehmen Begleitererscheinungen leben müssen. (Nebenbei: sie erwarten auch funktionierende Schulen sichere Brücken und ausreichende Parkplätze – aber das sind nicht alle ihre Aufgabenfelder).
Zum Thema Kriminelle mit Migrationshintergrund: In England gab es vor ein paar Jahren ein riesiger Skandal in Rochdale. Männer pakistanischer Herkunft hatten jahrelang junge Mädchen missbraucht. Sozialarbeiter und Polizei wussten es und wagten es nicht zu agieren, weil sie nicht rassistisch erscheinen wollten. https://de.wikipedia.org/wiki/Missbrauchsskandal_von_Rochdale Irgendwann ging es aber richtig hoch und es rollten mehr als ein paar Köpfe in der Verwaltung.
Was könnte die Bremer Politik und Verwaltung daraus lernen? Ich vermute Nichts. Die Verantwortlichen sind einerseits behäbig (man bekommt sein Gehalt egal ob man den Job gut oder schlecht macht) andererseits in ihren starren Ideologien viel zu gefangen. Sie sind mit den wuchernden Problemen überfordert. Das Ergebnis: Gutverdienende junge Paare stimmen jetzt schon mit den Füßen ab und ziehen ins Umland.