Wer ist eigentlich Herr im Haus – Dealer und Junkies oder die Polizei?

16.09.2024 8 Von Axel Schuller

Es gibt Geschichten, die mag man gar nicht glauben. Da beschweren sich Anwohner über den wilden Drogenhandel in einer Gröpelinger Wohnung – und nix passiert. Ein Anwohner berichtet im Weser-Kurier gar, Polizisten hätten ihm empfohlen, besser wegzuziehen. Dann hätten er und seine Familie Ruhe, müssten die Dealerei nicht mit ansehen. Leute, geht’s noch? Kapituliert die Polizei vor dem in Bremen ausufernden Drogenhandel? Die Polizeicontainer am Hillmannplatz und am Breitenweg sollten doch einen anderen Eindruck vermitteln…

In Gröpelingen kann man Drogenhandel und -sucht in übelster Ausformung studieren. Dealer hatten ihre verbotenen Geschäfte laut WK zunächst aus einer Wohnung in der Ritterhuder Straße heraus betrieben. Nachdem der Eigentümer den Mieter dort endlich losgeworden war – ging’s munter weiter. Bloß eine Straße weiter. Dealer betreiben ihre illegalen Bauchläden nun in einer Wohnung in der parallel verlaufenden Buxtehuder Straße.

Der Eigentümer der Wohnung, einer alter Mann, ist todunglücklich. Einfach kündigen – kannste vergessen. Auch in Bremen gilt das deutsche Mietrecht. Und das steht häufig übermächtig auf der Seite der Mieter. Auch wenn dies so gar nicht zur Denke unserer Regierungs-Koalition passt.

Der alte Vermieter hofft inständig, dass er seinen Mieter möglichst rasch aus dem „ehrenwerten Haus“ (siehe Udo Jürgens) herauskriegt.

Der einfache Vorwurf „Drogenhandel“ zieht nicht so einfach. Denn den will ein deutscher Mietrichter haarklein belegt wissen. x-fache Anzeigen des Vermieters und Nachbarn reichen da meist nicht.

So will der Vermieter jetzt die Karte „unerlaubte Unter-Vermietung“ ziehen.

Sein langjähriger Mieter (der angeblich schon mal im Methadonprogramm gewesen sein soll) hatte sich zwar über lange Zeit „anständig“ verhalten. Allerdings überlässt er offenbar seit etwa zwei Jahren seine Behausung Kumpels, die dort dealen. Und nicht nur ein bisschen, sondern abends im paar-Minuten-Takt.

Wobei, auch dieses möchte ein deutsches Gericht natürlich eindeutig nachgewiesen haben.

Wie auch immer das Rechtsverfahren ausgeht, müssten Polizeipräsident und Innensenator in Sack und Asche gehen.

Wie kann es sein, dass Ordnungshüter Anwohnern allen Ernsts empfehlen, sie sollten besser aus der Straße ausziehen, statt sich aufzuregen.

Dies kann und muss man als Kapitulation vor Rechtsbrechern bezeichnen.

Was ist in Bremen los, dass unbescholtenen Bürger offenbar ernsthaft der Tipp gegeben wird, sie sollten sich praktischerweise vor Dealern und Drogen-Konsumenten trollen? Nach dem Motto: Wir sind zwar die Polizei, aber ändern können wir eh nix.

Hat mal jemand darüber nachgedacht, welchen Eindruck der Staat mit solchem Zurückscheuen erzeugt?

Ganz zu schweigen von den politischen Auswirkungen. Bürger, die den Staat dermaßen schwach erleben, machen beim nächsten Mal womöglich – und sei es bloß „probeweise“ – bei einer Partei ihr Kreuzchen, die hartes Durchgreifen verspricht.

Herr Senator Mäurer, Herr Polizeipräsident Fasse: Die Drogenwohnung in der Buxtehuder Straße und andere in der Stadt – bzw. deren Nutzer – müssen solange mit polizeilichen Maßnahmen wie permanente Durchsuchungen, Personenkontrollen vor der Wohnung etc. drangsaliert werden, bis die Dealer das Weite suchen.

Der Besitz von und insbesondere der Handel mit Rauschgift (im Strafgesetzbuch Betäubungsmittel genannt) ist weiterhin verboten, muss also belangt werden.

Aufgabe der Polizei ist und muss es bleiben, Täter zu verfolgen und Opfer zu schützen.

Munter bleiben!

Herzlichst Ihr

Axel Schuller

P.S.: Damen und Herren des Weser-Kuriers, fein, dass Sie die Story aus Gröpelingen veröffentlicht haben. Aber: Entspricht es wirklich ihrem journalistischem Anspruch, diese Ungeheuerlichkeit nicht zu kommentieren? Oder warten Sie einfach (und bequem) auf empörte Schreiben von Lesern und Leserinnen?