Großes Kleinod Bremen-Nord seit Jahren verkehrstechnisch abgehängt
Die Stadt Bremen besteht aus sehr unterschiedlichen, häufig schönen Stadtteilen. Bremen-Nord, 1939 als Zusammenschluss dreier Gemeinden gegründet, ist ein großes Keinod der Hansestadt. Leider vielfach völlig unterschätzt. Kommen Sie mit auf einen Kurztripp. Ich vermute, Sie werden Neuigkeiten und Nachdenkliches erfahren. Wobei der Begriff „erfahren“ ein Schlüsselwort fürs (leider auch) Negative ist.
Zunächst, was Bremen-Nord alles zu bieten hat. Ich kann hier nur Stichwörter nennen. Sonst wäre der Text Ihnen vermutlich zu lang. Mein Tipp: Sie finden zu jedem Einzelbegriff appetitmachende Details im Netz. Los geht’s.
Private Constructor-University (Ex-Jakobs-Universität) mit 1.516 Studenten aus zig Ländern;
Heimatmuseum Schloss Schönebeck;
Ökologiestation Bremen;
„Kleine Kreuzfahrt“ mit den Weserfähren von Vegesack nach Lemwerder und weiter (z.B. nach Oldenburg); außerdem von Blumenthal nach Motzen und von Farge nach Berne;
Mega-Yachten von Lürssen und Abeking & Rasmussen – liegen vor der Auslieferung auf der Weser, bevor sie bei den Reichen und Schönen im Hafen von Nizza vor Anker gehen;
In Vegesack gibt es eine echte Fußgängerzone (ohne BSAG) mit Bekleidungsfachgeschäften wie Leffers sowie mit zwei Eiscafés zum Draußensitzen;
Lecker essen – nein nicht in der „Strandlust“, wird abgerissen, sondern z.B. Italiener Salento Classico;
besondere Stadtteile wie St. Magnus mit Wald und Lesum-Spazierweg („Sommer in Lesmona“ mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen“);
überhaupt die Lesum, an der Menschen in Häusern mit unbezahlbaren Ausblicken wohnen dürfen;
„Friedehorst“ mit einer neurologischen Rehaklinik für Kinder und Jugendliche mit schweren Hirnverletzungen;
ein äußerlich-nicht-so-viel-hermachender Imbiss in St. Magnus, wo die Bratwurst noch durch Holzkohlefeuer gebrutzelt wird;
Industriebrachen der „Wollkämmerei“ und der „Steingut“ werden – ähnlich dem Ex-Kellogg’s-Gelände – städtebaulich auf Vordermann gebracht;
Spazierengehen an der Weser – ohne, von Radfahrern wie in Höhe der Bremer Schlachte von Rad- und Scooterfahrern – attackiert zu werden
Der Versuchskreuzer „Bremen“, Urtyp aller Seenotrettungskreuzer, liegt als schwimmendes Denkmal im Vegesacker Hafen – der „Schulschiff Deutschland“ trauern sie im Norden immer noch nach, obwohl der Dreimast-Rahsegler in Bremerhaven viel mehr Beachtung erfährt – was in Wahrheit ein Riesengewinn ist. Für den Schulschiffverein, für Bremerhaven und für die unzähligen Besucher der Seestadt.
By the way: Die internationalen Kreuzfahrer, die in Bremerhaven neben stets müffelnden Riesen-Öltanks aussteigen müssen, werden das Großsegelschiff im Neuen Hafen länger und besser in Erinnerung behalten.
Weiter geht’s mit Bremen-Nord-Vorzügen: 1x im Jahr treffen sich Shanty-Chöre und Folk-Gruppen in Vegesack zum „Festival Maritim“;
Alte Kapitäns– und moderne Mehrfamilienhäuser mit Weserblick;
Ein Kulturprogramm, das andernorts seinesgleichen sucht: Kito, Gustav-Heinemann-Bürgerhaus, Kulturbahnhof, Burg Blomendal, Denkort Bunker Valentin (schauen Sie unbedingt im Netz!);
Liebe Leserschaft, bevor Sie annehmen, bremensogesehen habe sich vom Bremen-Marketing „kaufen lassen“, weil es sich heute so zustimmend, ja geradezu lebensbejahend liest – dies alles hat leider einen Pferdefuß.
In Bremen-Nord leben 103.983 der 577.026 Bremerinnen und Bremer. Diese rund einhunderttausend Bürger m/w sind seit Jahren fast von der Menschheit abgehängt.
Die Autobahn GmbH werkelt seit Jahren an der Erneuerung der einzigen Autobahnzufahrt für Bremen-Nord, der A 270. Ab sofort werden nacheinander Ab– und Zufahrt zur A 27 voll gesperrt.
Die BSAG benötigt mit ihren Bussen zwischen dem neuen Pracht-Betriebshof Gröpelingen und Bremen-Nord 1 Stunde und elf Minuten Fahrtzeit. Bevor ich es vergesse: Bremen-Nord besteht aus den drei Stadtteilen Burglesum, Vegesack und Blumenthal.
Die Eisenbahn (NordwestBahn) stellt abends nach der Abfahrt in Bremen um 0.06 Uhr den Betrieb ein – was z.B. Besucher von Konzerten und Freimarkt in der „Stadt“ zum häufig ungewollt früheren Aufbruch zwingt.
Als „Revanche“ konnten Stadtbremer und Auswärtige das wirklich lohnenswerte „Festival Maritim“ diesen Sommer nicht mit dem Zug erreichen. Just in dieser Zeit wurde die Eisenbahnbrücke in der Hermann-Fortmann-Straße eingebaut, der Zugverkehr komplett eingestellt.
Liebe Leserschaft, Sie merken: Bremen-Nord find ich gut. Ich verstehe aber nicht, weshalb Planer, Straßen- und Schienenbauer so schlecht mit diesem größten Bremer Stadtteil umgehen. Ich war zuletzt sowohl wochenends als auch werktags dort „Oben“. Die Autobahnbaustelle von der Abfahrt Ihlpohl bis hoch nach Lüssum ist pro Richtung einspurig mit Tempo 60 befahrbar. In der kilometerlangen Baustelle sind alle erdenklichen Baugeräte und – gefühlt – 100.000 Baustellen-Absperrbaken zu bewundern. Auf der Suche nach tätigen Bauarbeiter ist man nicht immer fündig. Gilt auch für die Ewig-Baustelle an der Eisenbahnbrücke, unter der man zum Ex-Haven Höövt und Grohner Düne (muss aber nicht) durch muss.
Liebe Leserschaft, ich halte es für einen Skandal, dass derart existenziell wichtige Lebensadern für einen Großstadt-ähnlich großen Stadtteil (ab 100.000 Einwohner spricht man von einer Großstadt) nicht im 24-Stundenbetrieb hergerichtet werden.
Liebe stadtbremische Leserinnen und Leser, gönnen Sie sich dennoch die beschriebenen nordbremischen Attraktionen. Es lohnt sich.
Munter bleiben!
Herzlichst
Ihr Axel Schuller
P.S.: Sollte an den folgenden Tagen die Kommentarfunktion mal „klemmen“, bitte ich um Nachsicht und Geduld. Mein (ebenfalls ehrenamtlich tätiger) IT-Experte will einige Funktionen an der Website verbessern. Um meine Schreibfreude nicht auszubremsen, macht er dies „unter Betrieb“.
Viel Erfolg beim Update. Ein kleiner Hinweis: Es wäre cool, wenn man die Leerzeilen, die man beim Schreiben der Kommentare eingebaut hat, dann auch im veröffentlichten Text erscheinen würden. Es gibt leider keine Möglichkeit, Absätze zu machen.
Was Bremen Nord betrifft, haben Sie den Koops-Park vergessen. Ein Kleinod mit Natur pur, langen Wegen zum wandern und interessanten Gebäuden.
Und was sie noch vergessen haben: Bremen Nord hat mit dem Golfclub Bremer Schweiz auch einen hervorragenden Golfplatz. Des weiteren haben Sie den U-Boot-Bunker Valentin vergessen, der für jeden geschichtsvergessenen Wähler eigentlich ein Pflichtbesuch ist. Denn da wird so drastisch gezeigt, wohin rechts- oder linksradikale Politik führen kann.
Grohner Düne .. ein Spaß Areal.
Gerade am Ende einer Wanderung vom Spezial Bahnhof Burg nach Vegesack.
An der Lesum ist es schön….!!
Die Kritik ist allzu berechtigt. Die Nordbremer politische Kaste schweigt, nimmt die Misere nur zur Kenntnis, der Wirtschaftsrat Bremen-Nord, von dem man durchaus mehr Engagement erwarten dürfte, agiert luschig – und der Bremen-Nord Beauftragte des Senats, eingebunden in die Disziplin des Gremiums, versagt einmal mehr.