Verbohrte Politik: Bezahlkarte, Zwangsabgabe, B2-Stelle / App führt zur Fassaden-Kunst

09.11.2024 1 Von Axel Schuller

Liebe Leserschaft, heute Licht und Schatten. Während Niedersachsen diese Woche angekündigt hat, die Bezahlkarte für Asylbewerber, Asylanten und Migranten ab Dezember einzuführen – ist Bremen mal wieder nicht soweit. Außerdem: Der Senat und die völlig verbohrte SPD-Grünen-LINKE-Koalition lässt es tatsächlich darauf ankommen, dass sich der Staatsgerichtshof nächsten Montag mit der Ausbildungs-Zwangsabgabe beschäftigen muss. Und das, obwohl Firmen händeringend Azubis suchen, aber zu wenige finden. Zum Glück gibt’s neben dem Schatten aber  auch Licht. Die Wirtschaftsförderung Bremen hat gerade eine App auf den Markt gebracht, die richtig Lust auf unsere tolle Stadt macht. „Street Art Cities“ leitet zu 250 Wandgemälden mit atemberaubenden Perspektiven inkl. Führungen.

Es ist zum Heulen: Unser Heimatblatt Weser-Kurier meldete am Dienstag, 5. November: „Flüchtlinge erhalten Bezahlkarte ab Dezember – Grüne als Koalitionspartner halten ihre Kritik an 50-Euro-Bargeldlimit aufrecht“, war auf der „Niedersachsen“-Seite zu lesen. Der WK nennt sich im Kopf „Tageszeitung für Bremen und Niedersachsen“. Also, dachte ich, wenigstens am Ende des dreispaltigen Artikels zu erfahren, wie es in HB aussieht. Pustekuchen, nix.

Also Warten bis Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Samstag – weiterhin nix. Es ist ätzend, dass man als zahlender Leser dieser Postille interessante Themen immer wieder selbst recherchieren muss. Ergebnis meiner Nachfragen: Der Informationsstand im Sozialressort von Senatorin Dr. Claudia Schilling (SPD) war zunächst dürftig. „Die Karte gibt’s in Bremen aktuell nicht.“ Nach längerem hin und her teilte eine Sprecherin schließlich mit: „Ja die kommt“. Aber nicht sofort. Denn die Techniker der bundesweit beauftragten Software-Firma schlössen die Bundesländer nach und nach an. Es gebe ja auch Unterschiede. Niedersachsen gewährt Karteninhabern von den 460 Euro bloß die Barauszahlung von 50 Euro. In Bremen werden es 120 Euro sein.

Außerdem, so die Sprecherin, müsse das Thema im Amt für Soziale Dienste ja vermutlich auch noch durch den Personalrat, wegen der weitergehenden bremischen Mitbestimmung.

Hä?

Erneute Nachfrage. Dann hieß es plötzlich: Ja, wir wollen nächste Woche versuchen, dass das Technik-Unternehmen Bremen gleichzeitig mit dem Nachbarland freischalte, damit keine Bremer Insel innerhalb Niedersachsens entstehe. Sollte das nicht zum Erfolg führen, werde die Karte aber bestimmt im ersten Quartal 2025 eingeführt. 

Dankeschön aber auch. Zur Erinnerung: Die LINKEN der Bremer Koalition sehen in der Karte eine Diskriminierung von Migranten, wollten die Karte verhindern. Am Ende stimmte Bremen im Bundesrat zwar zu, beschloss aber: Unsere Flüchtlinge dürfen 120 Euro bar abheben.

Eine verquere Denke muss man der Bremer Regierung leider auch auf einem anderen Feld attestieren. Die Ausbildungs-Zwangsabgabe soll ohne Rücksicht auf Verluste eingeführt werden. Mehrere Arbeitgebervereinigungen haben den Staatsgerichtshof um Hilfe angerufen. Der tagt nun am Montag, 11. November. Dabei hätte man in Senat und Koalition bloß mal nachdenken müssen. Und schon hätte man Einsichten gewinnen können. Bremer Betriebe suchen dringend nach Auszubildenden, die Deutsch schreiben und sprechen können; die Rechenaufgaben ohne Handy-Rechner lösen können; und denen vermittelt wurde, dass man morgens zur abgemachten Zeit ausgeschlafen im Ausbildungsbetrieb erscheint. Daran mangelt es leider häufig. Ergo können bei weitem nicht alle Ausbildungsplätze besetzt werden. Daran wird auch die Zwangsabgabe nix ändern.

Leider juckt das die verbohrten Koalitionäre nicht.

Verbohrt passt auch zu einem anderen Thema. LINKE und Grüne beharren auf der Besetzung der Stelle der Landesantidiskriminierungsbeauftragten. Die SPD hat die Chance der Nichtbesetzung erkannt, nachdem die auserwählte Beamtin (B2-Stelle mit 8.391 Flocken Grundgehalt) aus persönlichen Gründen abgesagt hat. Die CDU-Opposition ist manchmal tatsächlich besser als ihr nicht so ganz vorteilhafter Ruf. Die Union hatte zu dem Thema zunächst nur eine Aktuelle Stunde im Parlament beantragt. Mittlerweile höre ich, dass ein Antrag auf Wegfall der Topstelle und Integration der Arbeiten in eine andere Behörde im Werden sei. Bin mal gespannt, ob SPD-Fraktionschef Mustafa Güngör dazu steht, die B2-Stelle zu schleifen, oder ob seine kleinen Koalitionspartner erneut den Ton angeben.

Übrigens: Vorzug eines Antrages gegenüber einer Aktuellen Stunde: Über Anträge muss abgestimmt werden.

So, ich hab jetzt die Nase voll von den Niederungen der Bremer Politik. Deshalb jetzt etwas Schönes. Bremen ist – übrigens dank der Einnahmen aus der City-Tax – dem Verbund der Street-Art-Cities beigetreten. Fassaden-Kunst mit integrieren Echt-Elementen wie Fenstern und Balkonen hat in unserer wunderbaren Stadt Tradition. Die neue App führt den Handy-Man (m/w) auf unterschiedlich wählbaren Pfaden zu 250 künstlerisch gestalteten Fassaden. Schauen Sie sich die kostenfrei zu ladende App auf „bremen.de“ an.

Ein Wandbild mit integriertem Balkon habe ich Ihnen „mitgebracht“. Hammer, oder? 

Foto: WFB/Michael Kahrs & Treibwerk

Diese super-gelungene Fassade mitsamt integriertem Echt-Balkon können Sie in der Wiedstraße 24 in Bremen-Walle bestaunen.

Munter bleiben!

Herzlichst

Ihr Axel Schuller