Unkluger Senat – Gewerkschaften hätscheln, aber eigene Führungskräfte missachten

14.11.2024 2 Von Axel Schuller

Sozialdemokratische Leser m/w müssen heute tapfer sein. Ich halte den von Sozis geradezu verehrten Bürgermeister „Bovi“ Bovenschulte – auf dem Feld der Mitarbeiterführung – für einen „Loser“. Moderne Unternehmen bringen sowohl den „Malochern“ als auch den leitenden Angestellten Wertschätzung entgegen. In Bremen ist das anders. Da schmeißt sich der Bürgermeister alljährlich Betriebs- und Personalräten an die Brust. Aber die im Koalitionsvertrag vom 3. Juli 2023 (endlich) angekündigte jährliche Klausur mit den Führungskräfte hat noch nicht ein einziges Mal stattgefunden.

Wie kann der Chef des „Konzerns Bremen“ so schlecht mit den Leuten umgehen, die Zielvereinbarungen mit dem Senat einhalten und gleichzeitig mit Arbeitnehmervertretern klarkommen müssen, die sich dank politischer Rückendeckung nahezu unangreifbar vorkommen – und entsprechend verhalten.

Mittwochabend war es alle Jahre wieder soweit. Übrigens: Der olle Psychodoktor Siggi Freud hätte seine Freude gehabt. In die offizielle Terminübersicht des Senats hatte sich glatt ein „Freund’scher“ eingeschlichen. Statt auf den „Senatsempfang für…“ hinzuweisen, hieß es:

„Mittwoch, 13. November 2024,18:00 Uhr: Bürgermeister Bovenschulte nimmt teil an dem Betriebs- und Personalräteempfang des DGB. (Bremen, Rathaus)“

Haha. Die DGB-Gewerkschaften haben den rot-grün-roten Senat so sehr im Griff (siehe u.a. Ausbildungs-Zwangsabgabe), dass die Verfasser des regierungsamtlichen Terminkalenders schon im vorauseilenden Gehorsam vom „Empfang des DGB“ schreiben. (Gerade so als gäbe es keine anderen Arbeitnehmervertretungen.)

Eigentlich eine Petitesse, aber hammermäßig bezeichnend für die gefühlte Abhängigkeit der linken Landesregierung von den organisierten Arbeitnehmervertretern.

Fehlt eigentlich nur noch, dass die Regierungszentrale – bei uns Senatskanzlei genannt – dem DGB die Einladung der Gäste überließe. Für Porto, Getränke und Häppchen kommen natürlich die Steuerzahler auf.

Seltsamerweise waren Vertreter des konkurrierenden Christlichen Gewerkschaftsbundes (CGB) am Mittwoch nicht eingeladen worden.

Hatte der DGB etwa schon in diesem Jahr das Regime über die Einladungsliste erhalten?

Zutrauen muss man dies dem amtierenden Senat.

Während die Vorstände, Geschäftsführer und leitenden Mitarbeiter von BSAG, Brepark, Umweltbetrieb Bremen, DBS (Stadtreinigung), Gewoba, BREBAU, Hansewasser, Immobilien Bremen u.a. noch immer darauf warten, dass die Landesregierung ihre Ankündigung aus dem Koalitionsvertrag vom 3. Juli 2023 (siehe am Ende *) – wenigstens einmal – umsetzt, war dieser linke Senat erst vor einem Monat über Stunden in der DGB-Zentrale präsent.

Am 23. Oktober 2024 beehrten unter anderem Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte und gleich vier Staatsräte die „Betriebs- und Personalrätekonferenz“ des DGB, um über Digitalisierung, Fachkräftemangel und Energiewende zu diskutieren.

Themen, über welche die Führungskräfte kommunaler Unternehmen mit Sicherheit ebenfalls gerne mit ihren obersten Dienstherren des Senats einmal sprechen würden.

Zu dieser Art der Personalführung passt ein weiterer Passus aus dem Koalitionsvertrag.

„Die Koalition sieht in der Mitbestimmung der Personalräte einen wichtigen Faktor für die Leistungsfähigkeit des öffentlichen Dienstes. Gemeinsam mit dem Gesamtpersonalrat und den Gewerkschaften werden wir erörtern, wo Mitbestimmungsprozesse in beiderseitigem Interesse gestrafft werden können. Das BremPersVG (Bremische Personalvertretungsgesetz) soll dabei unverändert bestehen bleiben.“

Von Vorständen und Geschäftsführungen kommunaler Betriebe ist in diesem Zusammenhang kein Wort zu lesen. Nicht eine einzige Silbe. Dabei müssen die leitenden Mitarbeiter m/w täglich mit den Auswirkungen des BremPersVG umgehen – man könnte auch sagen: sich herumschlagen.

 

Oh mein Gott, wie peinlich diese Koalition doch ist…

Munter bleiben!

Herzlichst

Ihr Axel Schuller

Hier der Passus* aus dem KoaVertrag zum Thema leitende Mitarbeiter:

„Wir werden künftig einmal im Jahr eine Strategieklausur mit den Führungskräften im Konzern Bremen durchführen.“