Dokumentation: Bislang unveröffentlichter Leserbrief an WK zum Aulepp-Interview
Liebe Leserschaft, hier – wie angekündigt – die Doku des Leserbriefes an den Weser-Kurier, der bisher nicht veröffentlicht wurde:
ZITAT Anfang:
„Ein eigenartiges Gespräch über die Befindlichkeiten einer Bildungssenatorin angesichts der realen Bildungskatastrophe in Bremen. Die Interviewerin stellt eingangs des Interviews die Frage, ob auch bei der Senatorin die Belastung (durch das Amt) häufig über das Maß des Erträglichen hinausgehe, spricht deren mutmaßlichen Frustrationen an, fragt, warum sie sich dieses Ressort antut, zumal sich die Rahmenbedingungen ohne bremisches Zutun verschlechtert hätten bis hin zu der Suggestion :“Haben Sie den Eindruck, dass Ihre Erfolge bei all den Schwierigkeiten – mehr Kinder, weniger Fachpersonal, hoher Krankenstand – untergehen und nicht genug gewürdigt werden?“ Auf Fragen nach persönlichen Frustrationen und Ärger über das schlechte Abschneiden in jeglichen Leistungsvergleichen stellt die Senatorin u.a. fest :“Ich habe den Anspruch, dass wir allen die Chance geben können ,das Beste aus sich rauszuholen. Ich muss aber feststellen, dass viele das nicht oder noch nicht schaffen, trotz der Möglichkeiten, die wir bieten…..Vor allem aber frage ich mich, was wir besser machen können. „Und oft sind wir besser als unser Ruf, etwa bei der Inklusion“.
Insgesamt vermittelt das freundliche, unkritische Interview und die persönlichen/fachlichen Einschätzungen der Senatorin nicht den Eindruck, dass der Ernst der Lage erkannt wird. So kann die Feststellung, die Inklusion in Bremen sei besser als ihr Ruf, nicht bestehen. Ein gutes Konzept bedeutet nicht, dass dessen Umsetzung gelingt. Dazu müsste man über genügend Lehrkräfte, Sozialpädagogen, Betreuer und Räume verfügen. Die fehlen in Bremen, und so wird die Reform zur Belastung.
Dringend notwendig ist eine realistische Reform des bremischen Bildungswesens. Seit 2005 z.B. arbeitet Hamburg mit neuem Konzept an der Abwendung der Bildungsmisere, bis dahin lagen seine Leistungen auf einem Niveau wie die Bremens. Heute liegt Hamburg in der Spitzengruppe der bildungsstarken Länder, Bremen ist immer noch das Schlusslicht. Die grundsätzlichen Bedingungen, Notwendigkeiten und Möglichkeiten einer frühkindlichen kompensatorischen Erziehung liegen spätestens mit den Gutachten des Deutschen Bildungsrates (Begabung und Lernen, Band 4, Klett 1971) vor und wurden wohl in Hamburg gelesen. In Bremen wurde anscheinend weder gelesen noch z.K. genommen, welche Fortschritte die Hamburger in Wahrnehmung ihrer Verantwortung für die Lebenschancen von Kindern und Jugendlichen gemacht haben (Hinfahren und angucken nach einstündiger Bahnfahrt möglich). Die Ignoranz der Bremischen Bildungspolitik kann in keiner Weise nachvollzogen werden (zumal Warnungen, Daten und alternative Konzepte auch in Bremen reichlich vorlagen und auch seit Jahrzehnten diskutiert werden). Im Ergebnis sind Bildungs- und Lebenschancen junger Menschen in unverantwortlicher Weise vertan worden. Spätestens jetzt müssten die Verantwortlichen mit einem Alle-Mann-Manöver (koste es, was es wolle) das Ruder herumreißen. Nichts davon im Interview. Keine Konzepte, keine Kritik/Selbstkritik, falsches Selbstlob und sehr viel Befindlichkeiten.“
ZITAT Ende
Dieser – wie ich finde – sehr sachlich, zusammenfassende Leserbrief stammt von Heino Heinken, einem pensionierten Senatsdirektors, zuletzt im damaligen Senatsressort für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration tätig.
Munter bleiben!
Ihr as
Wie dumm man doch sein kann, noch nicht einmal von den eigenen Genossen in HH lernen zu wollen, wird mir auf ewig ein Rätsel bleiben. Ich glaube, der letzte Bildungssenator, unter dem Bremen in der Bildung noch Fortschritte gemacht hat, war Willi Lemke. Nun gut, der war ja auch Hamburger.