Bravo! Bausenatorin Ünsal trotzt den Grünen mit ihrem Weg zum einfachen und günstigen Bauen

28.11.2024 8 Von Axel Schuller

Erinnern Sie sich noch, liebe Leserschaft, wie Journalisten und heimische Politiker die Nase gerümpft haben, als Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte (SPD) Özlem Ünsal aus Kiel als Bausenatorin vorgestellt hat? Inzwischen ist wohl allen klar: Die Powerfrau aus dem hohen Norden hat deutlich mehr drauf als ihr Journalisten vorab zubilligten. Ünsal scheut keinen Kampf mit den in der Vergangenheit verwöhnten Grünen. Ihr Leitfaden: Warum soll Bremen beim Bauen mehr teuren Umweltschutz fordern als der Bund? Meine Prognose: Hier wächst eine mögliche künftige Bundesbauministerin heran.

Die Grünen sind neuerdings im lautem Mimimi-Geheul vereint. Erst kassierte/verschob Ünsal – immer im Verbund mit ihrem sach- und ortskundigen Staatsrat Dr. Ralph Baumheier zu sehen – die unbezahlbaren Fahrradbrücken. Dann lenkte sie die begrenzten Mittel auf die dringend notwendige Brücken-Sanierung. Leider lässt sie das Premium-Radweg-Programm weiter umsetzen. Dies führt am Osterdeich zu unsinnigen Verkehrs-Einschränkungen, auf einer der wichtigen Verkehrsachsen in die und aus der Stadt heraus.

Was die Grünen im heutigen Weser-Kurier im Rudel-Gejaule zusammenführt, ist der knallharte Schwenk in der Baupolitik. Der Senat hatte zwar Anfang September in seinem Sanierungsprogramm festgelegt, dass städtische Immobilien nicht mehr nach dem extrem strengen Energiehaus 40-Standard, sondern nach EH 55 gebaut werden. Doch jetzt verlangt Ünsal (100pro mit Bovenschultes Rückendeckung), dass der einst von Dr. Maike Schaefer (Grüne) vorangetriebene „Bremer Standard“ (EH 40) abgesenkt wird – nicht etwa auf ein afrikanisches Lehmhütten-Niveau aus Kolonialzeiten, sondern auf das reguläre deutsche Maß.

Und schon blasen Grüne Bürgerschaftsabgeordnete die Backen auf, drohen wortgewaltig: „Das machen wir nicht mit.“

Außerdem wehren sich die Grünen gegen das geplante Aussetzen des Mobilitätsbauortsgesetzes mit den teuren Mobi-Hubs für Fahrräder, Roller und Car-Sharing. Wenn dieses Gesetz bis 2027 ausgesetzt würde, müssten – wie ich höre – bei Neubauten selbstverständlich trotzdem Auto-Stellplätze nachgewiesen werden.

Sehr geehrte Damen und Herren der (Noch-)Regierungspartei Die Grünen: Sie hätten mit ihrem Gejammer und ihrer Verweigerungshaltung ja Recht, wenn Ünsal jetzt einen überholten Nachkriegs-Baustandard anstreben würde. Tut sie aber doch gar nicht. EH 55 ist unterm Strich fast genau so gut wie EH 40, dafür aber deutlich günstiger. Und Ünsal befindet sich damit noch nicht einmal an der Spitze der vermeintlich Rückwärts-Gewandten.

In Schleswig-Holstein – dort regiert die CDU mit den G r ü n e n – gibt die CDU-Wohnungsministerin Dr. Sabine Sütterlin-Waack den neuen Takt vor. Sie setzt auf das „erleichterte Bauen“.

Dazu finden Sie, liebe Leserschaft, heute gleich zwei Dokumentationen als weitere Blogstücke (unter diesem). Darin lasse ich zunächst den Sprecher der hiesigen ARGE freier Wohnbau, Ex-Senator Peter Sakuth (übrigens weiter in der SPD) zum Schwenk in Schleswig-Holstein zu Wort kommen. Ferner finden Sie in einer zweiten Doku einen Beitrag des Architekten, der als Vordenker des neuen Bauens im hohen Norden gilt. Professor Dietmar Walberg weitet nach meiner Meinung die Sicht aller, die sich mit dem Thema Bauen beschäftigen – also Politiker, Fachverwaltungen und Bauherren, aber auch Menschen, die dringend eine bezahlbare Wohnung suchen.

Meine dringende Empfehlung: lesen!

Übrigens Ünsals Bilanz könnte noch besser ausfallen, wenn sie es schaffte, die zu teuer „produzierende“ BSAG finanziell auf Vordermann zu bringen. Auch muss dem immer noch ungebremsten wilden und damit zu teurem Anmieten von Flächen durch Behörden endlich Einhalt geboten werden (siehe Umwelt- und jüngst Bildungsbehörde). Die hauen die Millionen raus als gäbe es kein Morgen.

Und zu guter Letzt, Frau Ünsal: Halten Sie die Pläne wirklich für sinnvoll, das Parkhaus Mitte mit seinen 1.000 Stellplätzen einfach platt zu machen? Ausgerechnet das Parkhaus mit der besten Auslastung.

Munter bleiben!

Herzlichst

Ihr Axel Schuller

P.S.: Ich werde nicht müde, Sie, liebe Leserschaft, immer mal wieder daran zu erinnern, dass so manches Blogstück im Nachhinein durch interessante Kommentare ergänzt wird.