Kirche und Medien haben das Maß verloren / Wollen Grüne und Linke aus der Koalition raus?
„Tärää“ – stopp, dazu gleich mehr. Zunächst das weiter brandheiße Thema: Beim Kirchenasyl orientieren sich einige Bremerinnen und Bremer lieber an ihren Gefühlen als an der glasklaren Rechtslage. Grüne und Linke Politiker gehen gar sprachlich brachial gegen Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) vor, als wollten sie die rot-grün-rote Koalition verlassen, beziehungsweise: rausfliegen. Frage: Wären alle Anhänger des außerrechtlichen Kirchenasyls eigentlich so nachsichtig, wenn Abzuschiebende in Moscheen flüchteten?
Zunächst, ganz kurz, zurück zu: Tärää, Tusch und (je nach Gusto) Applaus oder Buh-Rufe: Heute, liebe Leserschaft, erscheint der nunmehr 400. Beitrag des ehrenamtlichen Blogs bremensogesehen.
Jetzt aber zur Sache.
Die Grüne Landesvorsitzende Dr. Franziska Tell holzt auf Instagram gegen Ulrich Mäurer: „S“ steht in der SPD doch eigentlich für Soziales.“ Mäurers „Alleingang“ gegen den somalischen Flüchtling in der Zionsgemeinde sei „unmenschlich“, dürfe sich nicht wiederholen. Die Grüne Fraktionschefin Dr. Henrike Müller erklärte allen Ernstes, Mäurer verstoße gegen eine interne Absprache, wonach niemand aus dem Kirchenasyl abzuschieben sei.
Die Grüne Jugend tritt regelrecht um sich: Mäurer soll sich entschuldigen und zurücktreten.
Die Jusos – in Bremen gedanklich ohnehin meist äquatorweit von der SPD entfernt – versteigen sich zur Aussage: „Ulrich Mäurer degradiert sich zum Handlanger eines gescheiterten Unrechtssystems.“
Wer solche Parteifreunde hat, braucht keine Feinde mehr.
Die Linke-Fraktionschefin Sofia Leonidakis – auf dem Themenfeld Migration häufig mit einer beeindruckend eindimensionalen Sichtweise gesegnet – erklärte für sie fast schon zurückhaltend: „Das ist inakzeptabel. Das steht einer rot-grün-roten Regierung aus meiner Sicht nicht gut zu Gesicht.“ Und die „Linksjugend-Bremen“ fällt in den Jugend-Chor ein: „Mäurer muss zurücktreten“.
Leute, geht’s noch? Schon mal den Begriff „Rechtsstaat“ gehört?
Mäurer selbst bemühte die Sachlichkeit: „Wir haben vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) unter Angabe einer Frist die Aufforderung bekommen, den Mann zurückzuführen. Dem müssen wir Folge leisten, das ist Bundesrecht.“ Deshalb erschien die Polizei ja auch mit einer richterlicher Verfügung in der Zions-Gemeinde.
Bürgermeister, Kirchensenator und Jurist Dr. Andreas Bovenschulte (SPD) stellte sich indirekt hinter Mäurer und ließ mitteilen: „Die Institution des Kirchenasyls hat für den Bürgermeister einen hohen Wert. Sie funktioniert aber nur, wenn sich alle Beteiligten an die für das Kirchenasyl gemeinsam getroffenen Vereinbarungen halten.“
Dass die Rückführung des somalischen Asylbewerber dem Rechtsverfahren des Bundes entspricht, hielt die Bremische Evangelische Kirche nicht davon ab, auf dem Kirchenasyl zu beharren. Anders als das BAMF entschied ihr Ausländer-Beauftragter Lars Ackermann – er allein? – im Fall des Somaliers sprächen (ungeachtet der zweifachen BAMF-Prüfung) mehrere Gründe gegen eine Überführung nach Finnland.
Ackermann teilte präventiv mit, zwei weitere somalische Flüchtlinge dürften weder nach Spanien noch nach Schweden überführt werden. Dort drohe ihnen bei Bearbeitung der Asylanträge Ungemach.
Für die gefühlvolle mediale Begleitung sorgten Weser-Kurier und Radio Bremen. Einen der geistigen Höhepunkte steuerte der WK-Kommentartor bei. Erst fabulierte er, Mäurer wolle seinen Parteigenossen Olaf Scholz („Wir müssen endlich im großen Stil abschieben“) unterstützen. Dann verstieg er sich zu den Irrsinns-Sätzen: „Auch das Kirchenasyl ist dem Innensenator nicht mehr heilig. Wenn das Bundesamt für Migration will, dass ein Flüchtling abgeschoben wird, setzt Bremen diese Entscheidung um.“
Ja, was denn sonst? Oder steht die Bremische Evangelische Kirche neuerdings über dem Recht!
Und „ButenunBinnen“ führte seine Zuschauer vollends in die Irre. Das emotional triefende, aber rechtsfreie Schluss-Highlight des Beitrages lautete: „Bremens Senat hat es in der Hand, ob er hier eine Zukunft hat.“ Eben nicht. Das dem Bund unterstellte BAMF trifft die Entscheidung, sonst niemand.
Dass Schwarz-Vermummte den polizeilichen Transport des Mannes aus der Kirche mit verhindert hatten, habe ich in den jeweiligen Berichterstattungen nicht wahrgenommen. By the Way: Dies waren Mitglieder der vom Verfassungsschutz beobachteten „Basisgruppe Antifa“.
Schon irre, wer sich plötzlich als Freund der Kirche fühlt oder zumindest so aufführt. Hauptsache gegen den Staat und gegen die „Bullen„.
Auch blieb die Frage ungeklärt, weshalb jemand aus Somalia nach Russland und von dort über Finnland nach Deutschland flieht? Waren Schlepper im Spiel?
Liebe Kollegen, für wen produzieren Sie Ihre moralisch bestimmt wertvollen, aber dennoch weltfremden Beiträge? Für die Bremer Wohlfühl-Gesellschaft, welche die gesellschaftlich zunehmend untragbaren Folgen der ungesteuerten Zuwanderung gekonnt ausblendet? Oder für die verbliebenen 157.741 Mitglieder der Bremischen Evangelischen Kirche – also 22,8 Prozent der bremischen Bevölkerung (Land). 2020 zählte die BEK immerhin noch 182.289 Schäfchen.
Wie würden die von den Bremer Medien so einfühlsam gepflegten Gutmenschen (hier tatsächlich negativ gemeint) eigentlich reagieren, wenn künftig auch Moscheen und Synagogen Migranten Asyl böten?
Munter bleiben!
Herzlichst
Ihr Axel Schuller
P.S.: Achtung: Sprachpolizisten, die Bremer Wirtschaftsbehörde und andere Gutmenschen haben jüngst ein weiteres, kolossal-wichtiges Empörungsfeld ausgemacht. „Lumumba“ – heißer Kakao mit Rum und Sahne – soll nicht mehr so genannt werden. Ist angeblich rassistisch. Diese verquere Denkart hat zuerst die Mohren-Apotheken getilgt, jetzt geht’s auch dem Rum-geschwängerten Kakao an den Kragen.
Unglaublich, was in Bremen alles passiert.
Danke für diesen Beitrag/Blog.
Es ist schon fast lächerlich, wie sich emotional aufgeladene Gutmenschen (hier ebenfalls negativ gemeint) gemeinsam mit den Medien, die alle in die gleiche emotionale Bresche schlagen, verhalten.
Erinnert mich doch sehr an die „refugies wellcome partys“
Herzliche Glückwünsche zum 400sten Blog, lieber Axel Schuller, ohne den die Bremer Medienlandschaft um Vieles ärmer wäre. Hier erfahren Bremerinnen und Bremer, was sie in Weser-Kurier und bei buten un binnen nicht oder nur ansatzweise, auf jeden Fall aber ohne den nötigen Hintergrund lesen können.
Dafür ganz herzlichen Dank mit der Bitte um Fortführung.
Hilde Kohake
Lumumba: Patrice Lumumba war ein Politiker aus dem Kongo. Er war der erste Premierminister des unabhängigen Kongo.
Lumumba war ein Vorreiter der afrikanischen Unabhängigkeitsbewegung.
Nach ihm wurde das Getränk benannt, darin sehe ich nichts rassitisches, ganz im Gegenteil.
Lieber Herr Schuller, vielen Dank für Ihre tolle Berichterstattung über das Kirchenasyl.
Das darf erneut gefragt werden: Wie gelangen Somalier an die russisch-finnische Grenze, tausende Kilometer von Somalia entfernt? Dieser Hintergrund erfordert bereits kritische Aufmerksamkeit, weil es ein durchschaubares Manöver von Putin darstellt, um die EU zu destabilisieren. Diese Menschen werden benutzt, haben aber auch Eigeninteressen. Die EU-Regelungen sind eindeutig und strikt zu beachten sowie die deutschen Gesetze, welche zumeist extensiv zugunsten zahlreicher oftmals illegal eingereister Personen angewendet werden.
Und nun kursiert in den Kreisen der sogenannten Flüchtlingshelfer das Kirchenasyl als letztes Hilfsmittel. Diese Leute kümmern offenbar keine staatlichen Vorgaben, sondern werden letztlich als Putins Gehilfen tätig, obgleich ihnen das nicht unbedingt bewusst sein muss. Ganz anders verhält es sich mit den hiesigen Parteifunktionären der Linken und den Grünen, die über den Tellerrand hinaus Denken und Handeln mögen, die trotz Kenntnissen der politischen und gesetzlichen Gegebenheiten, es wagen den Innensenator heftig zu kritisieren, gar seinen Rücktritt zu verlangen.
Eigentlich absurd, hat aber Methode, denn es sollen nicht staatliche Regeln sondern moralbasierte Weltanschauungen gelten. Regierungsbeteiligung als interne Opposition erfolgt nicht nur auf Bundesebene, wird in Bremen vielfach praktiziert und oft letztlich akzeptiert – oder, wie gehts nun weiter?
Das Kirchenfunktionäre sich nicht unbedingt am irdischen Recht orientieren mögen, erklärt sich von selbst, denn Gott, ihr Herr, ist nicht von dieser Welt.
Zunächst das Wichtigste : Herzlichen Glückwunsch zur 400. Ausgabe im Blog „bremensogesehen“ ! Weiter so, denn es stellt stets eine Bereicherung dar im Vergleich zu den angepassten , unkritischen Bremer Medien ! Zum Kirchenasyl ist festzustellen, dass die Ziongemeinde schon immer aus der Reihe tanzte und dort (zu) viele Gutmenschen ihre Heimat sehen. Denen geht es gar nicht um den Somalier primär, sondern um Protest und Widerstand gegen Staat und Institutionen generell . Es ist in diesen ideologisch verirrten Kreisen einfach“in“, so und nicht anders zu sein. Denn sie wissen nicht, was sie tun ! Sehr schade, dass es immer in Bremen sein muß, wo wir doch ganz andere Probleme haben !
Dies ist ein Kommentar von Dr. Wewerka:
Zunächst herzlichen Dank Dir, lieber Axel Schuller, für Deinen Esprit und Dein journalistisches Beharrungsvermögen:
ein kritischer Leuchtturm in der nur noch glimmenden Einöde der Medienlandschaft in und um Bremen.
Dieser Vorgang “ Kirchenasyl“ und die einseitig parteipolitisch-ideologischen Scheuklappen gegenüber unserem demokratischen und oft sehr tolerantem Rechtsstaat offenbaren wieder einmal und -auch bei Betrachtung der Pressedarstellungen- in aller Deutlichkeit, wer hier die Axt an die Demokratie anlegt. Da sollten Wahlergebnisse
mit zunehmenden Verstärkungen an den extremen Rändern dann auch nicht mehr überraschen. Hierüber freuen sich dann nicht nur diese „Ränder“ sondern insbesondere auch deren finanzielle Unterstützer im Ausland.
Kleine Info aus dem Internet: „Die Bevölkerung Somalias gehört zu fast 100 % dem sunnitischen Zweig des Islam an. Davon sind etwa 80 % Schafiiten und 20 % Hanafiten. Die einzigen Nicht-Muslime in Somalia sind einige hundert Christen, die fast sämtlich ausländischer Herkunft sind.“
Ich habe nichts gegen Kirchenasyl – aber hat sich der Somalier nicht die falsche Kirche ausgesucht?? Warum hat er nicht in seiner eigenen Religionsgemeinschaft Asyl gesucht???? Ich wäre nie auf die Idee gekommen, in einem islamischen Land in einer Moschee Asyl zu suchen, wenn es reichlich christliche Kirchen in dem Land gäbe. Die Glaubensbrüder/schwestern könnten mich doch viel besser verstehen und trösten!!
Noch ne Frage: hat der Pastor nicht auch einen Kirchenoberen, der ihn wieder auf den Pfad der Vernunft und des deutschen Rechts bringen könnte? Warum greift diese/r nicht ein??🤔
Fraglich ist warum es keine 2. Festnahmeaktion gab.
Die „vor Ort Situation“
war immerhin bekannt und die Zeit drängte….
Heute ist die Dublin Frist abgelaufen.
Hier hat sich m.E. die Bremische Evangelische Kirche öffentlich völlig blamiert: Rechtsbruch par excellence, deklarierte Nächstenliebe als subjektiver Rechtfertigungsgrund, sich in einem weltweit anerkannten und beneideten Rechtsstaat über europäisches und deutsches Rechts sowie interne Verabredungen zu stellen, schlechtes Vorbild für Teile der Muslime, die ebenfalls aus religiösen Motiven eigenes Recht in Form der Scharia und des Kalifats beanspruchen, und eine Kirchenführung, die nicht etwa mit Vernunft vermittelt, sondern sich einseitig positioniert. Mit zwanghaft erzielter Ende der staatlichen Verantwortung und eigenmächtiger Übernahme ins Kirchenasyl sollten in der Tat taggleich sämtliche Folgemaßnahmen und Kosten – jenseits des allgemeinen Steuerzahlers – werden von der BEK und ihren Mitgliedern übernommen werden. Die erneute Bisshemmung der legitimierten Staatsgewalt ist nicht akzeptabel. Die Absichten der untergehakten Aktivisten sind erkennbar und eher nicht religiös von christlichen Nächstenleibe getragen. Auch die BEK sollte sich ihre Freunde/innen besser aussuchen! Herr Senator Mäurer hätte, wie z.B. bei seinem engagierten Einsatz gegen die DFL und zugunsten der Kostenübernahme bei Hochrisiko-Spielen, m.E. mehr Mut und Entschlossenheit zeigen dürfen.
Heinrich Böll hat nach 1945 die Schlagseite der katholischen Kirche nach rechts kritisiert. Was hätte er wohl heute dazu gesagt, dass Kirchen steuerfinanziert zu Links-grünen Vorfeldorganisationen mutieren? Wenn Kirchenpersonal sich „darin überbietet, klimabewusst, gendersensibel, woke, gegen Rechts und migrationsfreundlich zu sein“, so die Frage von Martin Grichting, Kirchenrechtler und Priester in der Schweiz. Nach Bölls Einschätzung sei es „nichts anderes als peinlich, wenn man Stellungnahmen von Theologen zu politischen Fragen lese.“ Daran scheint sich nichts geändert zu haben. Auch der heutigen „politisch korrekten Schlagseite“ könne man attestieren, „den Tod der Theologie zur Folge“ zu haben. Grichting bescheinigt den Kirchen, durch „anbiedernde Selbstsäkularisierung“ einen immer größeren Bedeutungsschwund zu erleiden (vgl. Martin Grichting, „Wenn sich die Kirche dem Zeitgeist anbiedert, kann sie nur verlieren“, die WELT v. 21.05.2024).
Auch von dieser Seite herzlichen Glückwunsch zum 400sten Blog! Über das, worüber in Bremen nicht berichtet wird, erfährt man bei Axel Schuller eine ganze Menge!
Gratuliere zum 400 Blog Beitrag! Bremensogesehen bereichert die Medialandschaft in Bremen, zumal die Qualität des Journalismus beim Weser Kurier sehr nachgelassen hat und Radio Bremen oft sehr ideologiegesteuert ist. Der Teufel liegt bekanntlich im Detail und ich finde die Kommentare oft sehr interessant, wenn zum Beispiel Experten ergänzende Informationen anbieten oder andere Sichtweisen sachlich und im Detail darstellen.
Glückwunsch zum 400. Beitrag! Für mich im Rheinland ist der Blog eine wichtige Quelle, was hinter den Kulissen in der alten Heimat wirklich passiert. Super gemacht, mutig, unkonventionell, ungebunden – der Blog ist gerade im von unabhängigen Medien wahrlich nicht verwöhnten Bremen eine wichtige und unabhängige Stimme.
Herzlichen Glückwunsch zum 400. Beitrag lieber Axel und damit für journalistisch beste Arbeit, die heute ihresgleichen sucht.