Was treibt Bovenschulte zur unsinnigen Kampfansage an die bremische Wirtschaft?

17.12.2024 6 Von Axel Schuller

Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte (SPD) hat etwas bislang Einzigartiges geschafft: Er verärgert mit der Ausbildungs-Zwangsabgabe Bremens gesamte Wirtschaft. Nach dem knappen Ja (4:3) des Staatsgerichtshofes zur nutzlosen Aufplusterung der bremischen Bürokratie werden jetzt vermutlich hunderte Unternehmer in Einzelverfahren gegen die neue Abgabe klagen; letzten Endes bis zum Bundesverfassungsgericht.

Man muss das mal in Ruhe auf sich wirken lassen, was Bovenschulte, dessen Senat, SPD, Linke und Grüne – auf Drängen des DGB – da verzapfen.

Bremen ist das kleinste Bundesland – also nicht unbedingt das Maß aller Dinge im Konzert der 16.

Bremen ist mit 24 Milliarden Euro so hoch verschuldet wie ein Dritte-Welt-Land – also nicht gerade ein Vorbild dafür, wie man mit Geld umgeht.

Bremen zeichnet sich durch eine Insellage aus – wir sind umzingelt von Niedersachsen. Einem rot-grün regierten Land, das sich (bislang jedenfalls) eine derartige Sonderabgabe für Ausbildung verkniffen hat.

Bremens Schulen produzieren bundesweit die schlechtesten Schüler.

Bremens Schulen „spucken“ jedes Jahr 10 Prozent „Absolventen“ ohne ordentlichen Schulabschluss aus. Das ist bundesweit ein Spitzenwert – leider kein positiver.

Aber (noch) die Mehrheit der bremischen Politiker von SPD, Grünen und Linken ist ernsthaft der Meinung, sie könnten Handwerk, Handel und Industrie mal eben beibringen, wie man Ausbildung besser macht. Also mehr junge Menschen dazu bringt, „ausbildungsreif“ zu sein.

Da bedeutet: Die Disziplin und Bereitschaft aufzubringen, jeden Tag pünktlich und wissbegierig am Ausbildungsplatz zu erscheinen. Über genug Widerstandskraft zu verfügen, dass der Lehrherr nicht nur lobt, sondern auch auf Fehler hinweist.

Die regierenden Politiker verdrängen, dass sie aktuell viel zu viele Jugendliche von den Schulen auf die Betriebe loslassen, die nicht ausreichend Rechnen und Schreiben können.

Diese besondere Spezies der Bremer Regierungspolitiker funken in ihrem Eifer und ihrer Selbstüberschätzung in ein weltweit anerkanntes Ausbildungsmodell hinein: Duales System genannt.

Das Schlimmste: Rot-Grün-Rot glaubt ersthaft, sie könnten mit ihren noch nicht näher definierten Methoden dafür sorgen, dass sich mehr junge Leute in Betrieben zur Ausbildung melden und diese durchhalten.

Real gibt es seit Jahren mehr Lehrstellen als ausbildungswillige Jugendliche.

Diesen Punkt hat der Staatsgerichtshof in seiner Mehrheits-Entscheidung zu wenig berücksichtigt. Die Damen und Herren haben sich intensiv damit beschäftigt, ob ein Bundesland einen Ausbildungsfonds einrichten darf.

Bemerkenswert ist übrigens, dass drei der sieben Richter m/w klipp und klar äußern: Sie halten den Gesetzentwurf für verfassungswidrig. 3 von 7! Und die drei benutzen mehrfach den Begriff „contra legem“ (gegen das Gesetz) – was in Juristenkreisen als „Rote Ampel“ gilt.

Und die Bremer Wirtschaft? Ist betreten. Kämpft weiter mit dem verbalen Florett gegen den senatorischen Unsinn – statt auch mal zum Verbal-Säbel zu greifen.

Unternehmer sinnieren nun über weitere juristische Schritte. Einige überlegen, die unsinnige Extra-Steuer zu umgehen, indem sie ihre Steuersitze an Niederlassungen außerhalb der Hansestadt verlegen.

Ich frage mich, warum die Bremer Wirtschaft, die aktuell stinksauer ist, nicht knallhart reagiert:

Zum Beipiel: Keine Unterstützung mehr für Bremer Einrichtungen, die ohne private Sponsoren nicht überlebensfähig sind. Die könnten sich dann ja bei Bovenschulte und Co melden.

Oder: Die Körperschaftssteuer mal für einen Monat auf ein sicheres Treuhandkonto überweisen.

Das würde die Nachdenklichkeit von Finanzsenator Björn Fecker (Grüne) sicherlich beschleunigen.

Oder: Alle verärgerten Unternehmer boykottieren ab sofort alle Senatseinladungen und -empfänge.

Jedoch: Ich fürchte, bremische Unternehmer sind für die hiesige unternehmensfeindliche Welt viel zu sanfte Wesen. Sie halten die Ausbildungs-Zwangsabgabe zwar für Bullshit. Aber mehr als lustige Trillerpfeifen-Proteste vor der Bürgerschaft sind nicht drin.

Womöglich hat Andreas Bovenschulte aber brutal überzogen und die Firmenchefs m/w verstehen das rücksichtslose Durchdrücken der Zwangsabgabe als das, was es ist: Eine Kampfansage der linken Regierung an die Wirtschaft.

Munter bleiben!

Herzlichst

Ihr Axel Schuller

P.S.: Noch mal zum Kirchenasyl: Bremens bekanntester Migrationsforscher Dr. Stefan Luft hat ButenunBinnen ein Interview gegeben. Unbedingt anschauen unter butenunbinnen.de. Luft bringt es darin glasklar auf den Punkt, was von den selbsternannten „Richtern“ bremischer Kirchengemeinden zu halten ist. Leider hat BuBi im dazugehörenden Film viel zu wenig daraus verwendet.