Senatoren Ünsal und Mäurer: Behalten Sie die Behörden in puncto „Parken“ im Blick

01.01.2025 14 Von Axel Schuller

Achtung, Verkehrssenatorin Özlem Ünsal, Achtung, Innensenator Ulrich Mäurer (beide SPD): Das Amt für Straßen und Verkehr (ASV) will Politik machen. Die Behörde hat jüngst im Beirat Findorff ihr „Konzept für sichere Rettungswege“ vorgestellt, das am Ende vermutlich als Blaupause für ganz Bremen herhalten soll. Dies wird 100pro mehrere tausend Parkgelegenheiten kosten. Offen ist: Wird sich die Bürokratie oder doch die politische Vernunft durchsetzen?

Liebe Leserschaft, ich befürchte, die Welle, die das ASV zunächst in Findorff in Gang gesetzt hat, wird nahezu alle Stadtteile erfassen.

Zur Verdeutlichung der Dramatik: Das ASV will – zunächst in Findorff – die „Rettungssicherheit“ erhöhen. Das Ziel ist voll okay, aber die Ausführung unsinnig.

Statt in breiteren Straßen – wie der Andree– oder Frielinger Straße – beidseitig per Markierung und mit Schildern das aufgesetzte Parken zu gestatten, setzt das ASV auf eine Radikalkur: Nur noch vorschriftsmäßiges Parken auf der einen Seite (bis an den Bordstein); gegenüber aber: absolutes Halteverbot.

Bislang wird in den beiden genannten (etwas breiteren) Straßen auf einer Seite korrekt am Straßenrand und gegenüber „aufgesetzt“ geparkt.

Mehrwürdig an der für das erste Quartal angekündigten Brachialmethode: Es gibt in Findorff, in der Neustadt, im Viertel, in Walle, in Gröpelingen usw. unzählige Straßen, in denen heute auf beiden Seiten aufgesetzt geparkt wird. Nach denen kräht (bislang) kein Behörden-Hahn.

Ausgerechnet in zwei breiteren Findorffer Straßen will das ASV um ihren Chef Rick Graue zuschlagen.

In der Sitzung des Findorffer Beiratsausschusses machten Behördenvertreter deutlich, dass sie vom alten Gegenkonzept aus dem Haus von Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) nichts halten.

Zur Erinnerung: Mäurer hatte in der Schlussphase der damaligen Verkehrssenatorin Dr. Maike Schaefer (Grüne) in einer öffentlichen Beiratsversammlung (Februar 2023) einen knappen Abstimmungssieg errungen. Schaefer wollte den Parkplatz-Kahlschlag durchsetzen. Mäurer hielt dagegen, versprach Parkeinschränkungen wo sie notwendig ist – an Einmündungen und gegenüber Baumnasen.

Nach der Bürgerschaftswahl im Mai 2024 – seitdem wirkt im Verkehrsressort die sozialdemokratische Senatorin Özlem Ünsal – holt das zu ihrem Reich gehörende ASV erneut zum Schlag gegen unzählige Parkgelegenheiten aus.

Frühere Pläne werden nunmehr über den Haufen geworfen. Ein Behörden-Mitarbeiter erwähnte zwar Mäurers Anti-Schaefer-Papier „Parkfrieden“. Wörtlich hieß es aber: „Da wollen wir nicht wieder hin“.

Weiß Frau Ünsal um die Brisanz der Aktion?

Kümmert sich die zuvor 16 Jahre lang von den Grünen durchtränkte Verkehrsbehörde womöglich nicht um den Willen der neuen Führungsspitze – macht Bürokratie, was ihr immer mal wieder nachgesagt wird: den eigenen Kopf durchsetzen?

Auch wichtig: Ist Innensenator Ulrich Mäurer – selbst Findorffer – eigentlich über den Sinneswandel im Verkehrsressort informiert?

Seltsam übrigens, dass das ASV mit seiner Aktion „Rettungswege“ ausgerechnet in einer der verhältnismäßig breiteren Straßen beginnt. Und: Dass in dieser Straße (zufälligerweise) einige Wortführer der „Bürgerinitiative für Mobilitätsfrieden“ wohnen – die Schaefer in der Vergangenheit des Leben schwer gemacht hatten. Indem sie beispielsweise in jener Beiratsversammlung im Veranstaltungszentrum Schlachthof (Februar 2023) zu Schaefers Niederlage gegen Mäurer beigetragen hatten.

Bezeichnend auch, dass der frühere Verfechter des alten Schaefer-Plans – der inzwischen pensionierte Michael Glotz-Richter – jetzt in der Sitzung des Findorffer Beirats-Ausschusses zum Thema „Rettungswege“ in den Besucherreihen gesichtet wurde.

Findorff-Kenner fragen sich ferner: Sollen Prominente wie die Rechnungshofpräsidentin Dr. Imke Sommer und die Vorsitzende des SPD-Unterbezirks Stadt, Gesa Wessolowski-Müller, die in deutlich engeren Findorffer Straßen wohnen, vor Unbill bewahrt werden – dass Parkplätze vor der Haustür entfallen und/oder sich direkte Nachbarn beschweren?

Offene Fragen und Mutmaßungen. Eines ist sicher: Setzt das ASV sein Brachial-Konzept durch, wird es in den betroffenen Stadtteilen Randale geben. Denn: Niemand weiß, wo die Unmengen von Autos abgestellt werden sollen, denen das ASV nun an den Kragen will. Über Quartiersgaragen wird zwar seit vielen Jahren geredet. Motto: „Man sollte, man könnte, aber: wo sind Platz und Geld dafür?“ Fest steht: Bislang wurde nicht ein einziger Ersatz-Parkplatz gebaut.

Frau Ünsal, Herr Mäurer: Übernehmen Sie!

Munter bleiben!

Herzlichst

Ihr Axel Schuller

P.S.: Erneut meine dringende Empfehlung: Lesen Sie die Kommentare zu den vorigen beiden Stücken!