Von Moral und Geschäft – Eisenbahnwaggons, Nazis und Bremer Regierungsparteien
„Als Moral werden die Werte und Regeln bezeichnet, die in einer Gesellschaft allgemein anerkannt sind. Wenn man sagt, jemand hat „moralisch“ gehandelt, ist damit gemeint, dass er sich so verhalten hat, wie es die Menschen richtig und gut finden“ – lehrt die Bundeszentrale für Politische Bildung. Soweit die Theorie.
Bremen ist zuweilen etwas sonderbar. Hier bereitet die nach Eigendefinition Arbeitnehmerpartei SPD einem Konzern das Feld, mit dem sich die IG Metall bundesweit gerade fetzt. Hier rollt der SPD-dominierte Senat einem französischen Konzern (für vermutlich 50 Arbeitsplätze) den roten Teppich aus, dessen Wurzeln – zumindest in Deutschland – auf eine Firma zurückgehen, bei der Juden und sowjetische Zwangsarbeiter aus dem KZ Groß Rosen schuften mussten. Die Krönung: Ausgerechnet dieser Konzern soll in Bremen auf dem zentralen sowjetischen Gräberfeld („Russenfriedhof“) bauen. Stehen in Bremen noch alle Tassen im Schrank?
Liebe Leserschaft, ja es geht noch einmal um die geplante Bahnwerkstatt des französischen Eisenbahnkonzerns Alstom.
Aktuell lässt sich sagen: Noch klemmt der Bau in Oslebshausen. Zunächst muss die bremische Verkehrsbehörde das Planfeststellungsverfahren abschließen. Zu den öffentlichen „Einwendern“ zählt – hört, hört – die Handelskammer Bremen.
Allmählich keimt – na endlich – auch in Betrieben aus dem Industriehafen sowie dem Holz- und Fabrikenhafen die Unsicherheit. Nämlich darüber, ob alle Firmen am Wasser nach Bau der Bahnwerkstatt noch uneingeschränkt von Güterzügen erreicht werden können. Auch die Stahlwerke dürften betroffen sein. Immerhin ist das Hafengebiet nur eingleisig an die Strecke Bremen-Bremerhaven angeschlossen. Würde mich nicht wundern, wenn sich im Hafen doch noch Protest regen würde.
Zurück zu Alstom. Der Laden steht in Deutschland massiv unter Druck.
Quer durch die Republik und in Europa hat die Firma große Probleme mit Städten und Verkehrsverbünden. Grund: Alstoms rührige Verkaufsabteilung hat häufig dicke Backen gemacht, kann aber nicht pfeifen. Sprich: Der Konzern verhökert mehr Züge und Waggons als er termingerecht liefern kann.
Hier ein Auszug verschobener Liefertermine (Daten des Bekanntwerdens):
Expresskreuz Bremen/Niedersachsen (Bremen, Hannover) (19.11.2024); Kölner Straßenbahn (21.11.2024); Baden–Württemberg (21.11.2023); Dänemark (01.12.2023); Zürich Straßenbahnen (29.04.2022); U-Bahn Lille (29.11.2023); Frankfurt Straßenbahn (10.01.2024); Berlin Straßenbahn (16.05.2023); Rhein-Main (25.07.2022); Chemnitz-Leipzig (22.04.2024); Wien Straßenbahnen (02.02.2023).
Diese Lieferprobleme belasten die Reputation des Konzerns massiv. In Bremen und Niedersachsen sind Verkehrsplaner mittlerweile mehr mit der Suche nach Ersatz-Fahrzeugen für die ausbleibenden Alstom-Züge beschäftigt als mit der viel beschworenen Verkehrswende. Wenn es ganz blöd läuft, stehen ab Dezember allein in Bremen und Niedersachsen 40.000 Pendler ohne Züge da.
Apropos Reputation: Gewerkschaftsforderungen sind – wie Sie wissen – für mich keineswegs immer überzeugend. Aber: Wie der französische Konzern mit seinen Arbeitnehmern in Deutschland umspringt, ist nicht die feine Art. Die Unternehmens-Spitze und die Arbeitnehmer-Vertreter hatten sich auf einen Beitrag der Beschäftigten zur Konsolidierung des Unternehmens geeinigt: Arbeitsplatz-Erhalt gegen Verzicht auf Urlaubsgeld.
Nach der Ankündigung, in mehreren Betriebsteilen dennoch Stellen streichen zu müssen, hat die IG Metall den entsprechenden Vertrag mit Alstom gekündigt, fordert die Gelder für die Arbeitnehmer zurück.
In diesem Zusammenhang lohnt ein Blick nach Bremen: Hier hat der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD, Volker Stahmann, noch jüngst den Bau der Alstom-Werkstatt verteidigt. Stahmann, muss man wissen, gehört nicht nur der Bremischen Bürgerschaft an, sondern steht auch auf der Gehaltsliste der IG Metall Bremen. Kleiner Tipp, Herr Stahmann: Ihre IGM-Kollegen in mehreren betroffenen Bundesländern sind bestimmt telefonisch erreichbar…
Merkwürdig auch: Selbst die Tatsache, dass auf dem künftigen Werkstatt-Gelände 66 komplette Skelette und Überreste russischer und ukrainischer Zwangsarbeiter sowie Kriegsgefangener gefunden wurden, hält nicht einmal (die sonst angeblich so geschichtsbewusste) Linke in Senat und Bürgerschaft sowie häufig moralisierende Grüne davon ab, genau dort die Werkstatt zu planen.
Dazu ein kurzer historischer Abriss, den die rührige Bürgerinitiative für Oslebshausen Abgeordneten zugesandt hat.
ZITAT:
„Die Ansiedlung ausgerechnet einer BAHNwerkstatt und auch noch des Unternehmens Alstom ist verwerflich und in moralischer Hinsicht unannehmbar. Alstom Deutschland firmierte bis 1996 als Linke-Hofmann-Busch. Das Unternehmen hat selbst Zwangsarbeiter beschäftigt (…). Linke-Hofmann-Busch hat einen Großteil der Güter- und Viehwaggons im Dritten Reich hergestellt, mit denen die menschenverachtende Logistik der Nazis erst ermöglicht wurde. Diese Fahrzeuge sind das Symbol von Verschleppung, Vertreibung und die Todesfahrten zu den Konzentrations- und Vernichtungslagern.“
ZITAT Ende
Wirklich trickreich ist da der Antrag des Beirates Gröpelingen an die Bremische Bürgerschaft, die Adresse (der geplanten Bahnwerkstatt) von „Reitbrake“ in „An der Kriegsgräberstätte“ zu ändern.
Wem dies spinnert erscheint, der sei daran erinnert, dass die Stadt Kühne + Nagel damit traktiert hat, direkt neben dem Verwaltungsneubau an der Wilhelm-Kaisen-Brücke ein Mahnmal zu dulden, mit dem auf Kühne + Nagels Vorteile während der Nazi-Herrschaft hingewiesen wird.
Am 27. Januar werden Vertreter von Parteien und wichtigen gesellschaftlichen Gruppen bestimmt wieder gemeinsam und tief betreten den „Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust“ begehen – während die Werkstatt-Planung auf dem ehemaligen Gräberfeld sowjetischer Zwangsarbeiter voranschreitet. Ist das nicht ein bisschen bigott?
Munter bleiben!
Herzlichst
Ihr Axel Schuller
Ich danke Ihnen aufrichtig für diesen Beitrag! Während Weser Kurier und Radio Bremen das Narrativ des Bremer Senats schon längst übernommen haben und uns als Bürgerinitiative vorgeworfen wird, wir hätten das Thema auf unmoralische Art und Weise für unsere Zwecke instrumentalisiert (zuletzt Silke Hellwig im WK Podcast mit der Landesarchäologin Uta Halle), fallen leider eine Menge Fakten unter den Tisch:
Der Senat sagt, man habe den „Russenfriedhof“ 1948 aufgelöst; der Friedhof habe hierdurch seinen völkerrechtlich garantierten Status einer Kriegsgräberstätte verloren. Dies ist aber mitnichten der Fall. Die Umbettungen erfolgten ohne Zustimmung der damaligen Sowjetunion (Belege hierfür aus dem Staatsarchiv habe ich auf dem Rechner), diese wäre aber völkerrechtlich zwingend erforderlich gewesen. Auch waren diese Umbettungen alles andere als eine geordnete, völkerrechtskonforme Auflösung eines Friedhofs, sondern diese erinnern eher an ein chaotisches Massaker, bei dem insgesamt 66 vollständige Skelette sowie etwa 20.000 Knochenfragmente in der Erde verblieben sind. Man hat bei dieser „Umbettung“ Leichname auseinandergerissen, Extremitäten sind dabei abgerissen; einige Skelettteile wurden auf den Osterholzer Friedhof verbracht, während andere Teile der Leichname vor Ort verblieben, eine für Angehörige und Nachkommen wohl schwer erträgliche Vorstellung. Stellt man sich in Bremen so völkerrechtskonforme Umbettungen vor? Meines Wissens hat es hier bisher keine offizielle Enschuldigung des Bremer Senats an die Nachfahren der Opfer gegeben. Außerdem besteht nach wie vor völlige Unklarheit über den Verbleib von etwa 300 nachweislich auf dem „Russenfriedhof“ vergrabene Zwangsarbeiter und es kann nicht sicher ausgeschlosen werden, dass sich einige hiervon noch unter der Erde an der Reitbrake befinden. Die völkerrechtliche Einordnung ist unter diesen Voraussetzungen eindeutig: So lange wie nicht sicher ausgeschlossen werden kann, dass sich hier noch sterbliche Überreste von Zwangsarbeitern unter der Erde befinden, handelt es sich hier um eine völkerrechtlich geschützte Kriegsgräberstätte. Die BI Oslebshausen sowie das Bremer Friedensforum haben zwei Gutachten von renommierten Völkerrechtlern erstellen lassen, die große Zweifel an der Rechtmäßigkeit einer Überbauung äußern. Diese Gutachten, sowie alle Fakten zum Thema Bahnwerkstatt und „Russenfriedhof“ kann der interessierte Leser hier finden: https://drive.google.com/drive/folders/1YqLvkpo-kaWFTJ5PHLMXlslAc1k9VNYK?usp=sharing
Aber weder Senat noch Medien ficht dies an, skandalisiert wird, dass die BI das Thema für eigene Interessen funktionalisieren würde. Man übersieht hierbei aber gerne, dass ohne unsere Recherchen der Bau der Bahnwerkstatt ohne archäologische Ausgrabungen schon längst begonnen hätte. Man stelle sich vor, bei den Bauarbeiten seien plötzlich die Knochen der hier vergrabenen Zwangsarbeiter aufgetaucht; das mag man sich gar nicht vorstellen. Warum stellt sich denn niemand die Frage, ob der Senat hier moralisch handelt, wenn er ein Grundstück „in Wert setzt“, bei dem sich die Frage stellt, ob eine Bebauung hier überhaupt völkerrechtskonform ist und eine unabhängige juristische Prüfung dieser Frage abgelehnt wird? Stattdessen spricht man der BI einen eigenen moralischen Kompass ab und skandalisiert, dass diese mit dem Thema an die Öffentlichkeit gegangen ist.
Versprochen hat der Bremer Senat aber zumindest ein „angemessenes Gedenken in der Nähe zur Reitbrake“ (Zitat aus dem Koa- Vertrag der aktuellen Landesregierung). Es war zu hören, dass man an eine Gedenkstätte im geplanten sogenannten Klimawald nördlich der Reitbrake denkt. Bis heute sind mir leider keine konkreten Umsetzungsschritte hierzu bekannt und es steht zu befürchten, dass auch diese Gedenkstätte nicht realisiert wird und dieser Ort erneut der Vergessenheit anheimfällt. Um dies zu verhindern, hat der Beirat Gröpelingen meinen Antrag auf Umbenennung der Straße „Reitbrake“ in „An der Kriegsgräberstätte“ einstimmig befürwortet. Ich will nur hoffen, dass der Senat hier nicht nach Möglichkeiten sucht, dies zu verhindern; das Recht, Straßen zu benennen, ist eines der wenigen Rechte, die den Beiräten überhaupt eingeräumt wird. Anwohner, die hier einbezogen werden müssten, existieren an der Reitbrake nicht, sodass hier keine nachvollziehbaren Gründe erkennbar sind, diesem Antrag nicht zu entsprechen. Ich bin gespannt………
Obwohl wir in direkter Nachbarschaft des Hauptbahnhofs eine sehr große Freifläche haben, soll die neue Bahnwerkstatt in Oslebshausen neben Hafen und Stahlwerken entstehen. Warum? Weil das Grundstück dem Senat gehört und er die Einnahmen braucht. Nachteil dieses Grundstücks ist aber, dass alle Züge da erstmal hin- und zurückkommen müssen, was zu einer Überlastung der Strecke führt, die die Direktverbindung nach Bremerhaven darstellt (als DIE zentrale Güterverkehrsstrecke) und damit zu einer Performanzeinbuße von 20 % für den gesamten Nordwesten führt. Diese Zahl ist inzwischen ein Jahr alt und stammt aus dem Bundesverkehrsministerium. Gleichzeitig ist diese Strecke nicht nur Lieferkette für den Wirtschaftsverkehr, sondern auch NATO-Streckenbestandteil; Bremerhaven ist einer der NATO-Stützpunkte. Mit anderen Worten: Aus kurzfristigem Gewinnstreben heraus, schädigt der Bremer Senat einvernehmlich mit der Bahn die nationale Infrastruktur und die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands. Ich finde, das ist ein Riesenskandal. Wir hatten dazu von der Bremer FDP-Fraktion schon diverse Anfragen in der Bürgerschaft lanciert, aber RGR nimmt das Thema nicht ernst. Auch nach einem Gespräch mit unserer Bausenatorin ist da leider nichts weiter passiert. Man zieht das einfach durch – auf Kosten aller.
Lieber Herr Schuller ,
der Hinweis auf die Beschäftigung von Zwangsarbeitern durch Alstom ist unfair. Linke Hoffmann Busch war in Bautzen und Breslau beheimatet. Der Standort Salzgitter war eine Neugründung mit Hilfe der Engländer in 47. Die Stammwerke blieben in Polen und der DDR.
Die Salzgitter AG als Muttergesellschaft ( Sperrminorität Land Niedersachsen) hat den Laden dann wohl in den 80er Jahren an Alstom verkauft . Was hat Alstom also mit Zwangsarbeit zu tun ?
Der zweite Punkt, der mir nicht einleuchtet: Die fraglichen Verträge, deren Lieferzusagen nicht eingehalten wurden, hat nicht Alstom geschlossen, sondern Bombardier (Kanada)- vor dem Verkauf an Alstom. Und im übrigen ist in diesem Konglomerat auch Adtranz aufgegangen der ehemalige AEG – Zughersteller.
Und dass Volker Stahmann eine Industrieansiedlung in Bremen unterstützt , finde ich vollkommen legitim. Und Alstom ist der einzige nennenswerte Konkurrent der Chinesen – Gott sei Dank gibt es sowas noch in Europa.
Über den Standort zu streiten, ist legitim, und über die Aufnahmefähigkeit der Gleisanlagen von zusätzlichen Zügen kann man streiten ( was die Kammer ja tut). Aber nicht mit einem Frontalangriff auf Alstom.
Lieber Herr Middendorf, die Firma Alstom ist durch die Übernahme Rechtsnachfolgerin der Linke Hoffmann Busch Werke, und der Konzern sollte sich natürlich als solcher seiner historischen Verantwortung stellen. Hier redet selbstverständlich niemand von einer direkten Verantwortung des aktuellen Personals! Auch bei der Debatte um Kühne und Nagel ging es um die Wahrnehmung historischer Verantwortung und Aufarbeitung der eigenen Firmengeschichte. An dieser Stelle lohnt durchaus der Blick zu Wintershall-Dea, wo es eine vergleichbare Problematik mit Zwangsarbeit im Dritten Reich gegeben hat; diese wurde jedoch explizit aufgearbeitet https://wintershalldea.com/de/unsere-historie/historische-verantwortung! Eine derartige Aufarbeitung würde auch Alstom gut zu Gesichte stehen, würde jedenfalls nicht schaden. Mir gegenüber haben Vertreter Alstoms übrigens den Vorschlag, ein Gedenkkonzept in die Bahnwerkstatt zu integrieren, brüsk zurückgewiesen….
@Kay Middendorf: Lieber Herr Middendorf, vielen Dank für Ihren kritischen Beitrag. Zu Alstom: Der französische Konzern hat Bombardier übernommen, und zwar am 29. Januar 2021. Die Züge fürs Expresskreuz Bremen, deren Lieferung sich jetzt mit so heftigen Folgen verzögert, wurden meines Wissens mit Alstom geschlossen. U-Bahnen, Straßenbahnen und Züge andernorts ebenfalls – mit Alstom. Die chinesische Power ist in der Tat ein Problem. Neben Alstom gibt es aber in Deutschland auch noch die Firmen Siemens und Stadler, die sich auf dem betreffenden Markt tummeln.
Hallo Herr Middendorf,
zur Historie von Alstom empfehle ich den wirklich sehr gut und ausgewogen recherchierten Artikel von Frederik Schindler zur Bahnwerkstatt in Bremen. Erschienen in der WELT vom 09.10.2022. Leider wurde diese sehr umfangreiche journalistische Qualitätsarbeit in Bremen viel zu wenig beachtet.
Darin heißt es: „Die Alstom Transport Deutschland GmbH hat ihren Sitz in Salzgitter, wo sie derzeit die Züge für das Expresskreuz fertigt. Sie ist aus dem 1839 gegründeten Unternehmen Linke-Hofmann-Busch hervorgegangen. Und eben diese Firma hat in der Zeit des Nationalsozialismus selbst Zwangsarbeiter ausgebeutet. In ihren Werken in Breslau, im heutigen Westen Polens, mussten Häftlinge aus dem Konzentrationslager Groß-Rosen schuften.
Alstom setze sich mit diesem dunklen Teil seiner Unternehmensgeschichte, seiner Rolle im Nationalsozialismus, auseinander, sagt Unternehmenssprecher Jörn Bischoff. In Salzgitter zeichne ein Werksmuseum diese Zeit transparent nach. Außerdem habe man dem Historisch-Technischen Museum in Peenemünde einige Historienbände zur weiteren wissenschaftlichen Aufarbeitung zur Verfügung gestellt. Bischoff verspricht im Gespräch zudem, zu klären, ob sein Unternehmen Entschädigungen an Zwangsarbeiter oder ihre Angehörigen ausgezahlt hat, wie beispielsweise VW, Daimler oder auch die katholische Kirche. Doch trotz mehrfacher Nachfrage meldet er sich nicht mehr.“
Es wäre wirklich Zeit, dass sich die Unternehmen zu ihrer historischen Erblast bekennen. Dass Alstom auf einer Kriegsgräberstätte ausgerechnet eine Bahnwerkstatt bauen will, ist ein Skandal. Ich habe das auch in meiner Zeit als Landesvorsitzende der Linken ( bis Januar 2022) mehrfach deutlich zum Ausdruck gebracht und auf das Schärfste kritisiert. Auch hat DIE LINKE etliche Landesparteitagsbeschlüsse in diesem Sinne herbeigeführt.
Markus Bremermann schreibt:
Lieber Herr Middendorf,
Es gibt wenige Themen bei denen sich Bovenschulte so schnell und dann noch mit einem prominenten Interview positioniert hat, wie hier. Das alleine hätte die Opposition hellhörig werden lassen müssen.
Damals glaubte er noch nicht daran, dass „vollständige Leichen“ aufgefunden werden würden – heute sind es 66 u.a. aus Massengräbern.
Das ganze Ausmaß der Funde war da für ihn noch nicht absehbar.
Aber bis heute passen die Zahlen einfach nicht zusammen. Man kann gut begründet davon ausgehen, dass dort weiterhin noch viele Leichname unter der Erde an der Reitbrake in Massengräbern liegen.
Die Abfolge der Ereignisse: Überfall Sowjetunion, Gefangenschaft, Fleckfieber, Sterbedaten, offizielle Widmung des Friedhofs legt dies nahe.
Aus Angst vor weiteren Recherchen werden daher die Erkennunsgmarkennummern bis heute nicht veröffentlicht – auch nicht gegenüber dem Beirat.
Die Informationen werden vom Bremer Senat unterdrückt. Es stinkt gewaltig in Bremen! Wäre etwas für eine hellwache Opposition!
Was ist eigentlich aus dem vollmundigen Versprechen des Bürgermeisters Bovenschulte geworden, einen „Gedenkort für den Vernichtungskrieg im Osten“ zu schaffen; was ist aus dem Versprechen des „würdigen Gedenkens“ geworden? Nichts!
Werden wir am 27.01.2025 nun endlich die Identitäten oder zumindest sämtliche Erkennungsmarkennummern erfahren? Oder wird hier weiterhin verschwiegen, wen die Nazis umgebracht haben? Wer auf Anforderung des damaligen Bremer Bausenators nach Bremen zur Zwangsarbeit beordert wurde, um hier jämmerlich zu verhungern oder vom Fleckfieber dahingerafft zu werden.
Wo bleibt das „würdige Gedenken“, wenn die sterblichen Überreste weiterhin in Platikkisten und Pappsärgen im Postamt verwahrt liegen?
Jetzt ist es offenbar. Es gibt gar keine Budgets für den Gedenkort. Es gab nur schnelle finanzielle Mittel von Bremenports, damit die Landesarchäologin die größte Bremer Ausgrabung unkompliziert finanziert bekam. Auftrag: Räumen Sie mir das Grundstück für Alstom frei von jeglichem historischen Ballast.
Nachdem die Landesarchäolgin dann diesen Job exzellent gemacht hatte und sich gegen alle Kritik behauptet hatte, hat sie der Bürgermeister nicht einmal ordentlich und „würdevoll“ in den Ruhestand verabschiedet. So geht Bovenschulte mit seinen treuesten Mitarbeiterinnen um. Überhaupt nicht würdevoll.