CDU und FDP – Risiko-Fußballspiele sind kein Ringelpiez mit Anfassen!

17.01.2025 10 Von Axel Schuller

Daumen hoch für Bremens Innensenator Ulrich Mäurer (SPD). Rund zehn Jahre lang hat der mittlerweile 73jährige Sozi dafür gekämpft, dass Betroffene – und nicht mehr alle Steuerzahler – für die beträchtlichen Zusatzkosten sogenannter Risiko-Fußballspiele aufkommen müssen. Dagegen eindeutig Daumen runter für Bremer CDU und FDP. Selten habe ich – vornehm ausgedrückt – so abseitige (eigentlich: unsinnige) Äußerungen dieser beiden Parteien wahrgenommen.

Liebe Leserschaft, ich will Sie (noch) nicht beeinflussen 🙂 . Deshalb hier auszugsweise besagte Presseerklärungen, damit Sie sich ein eigenes Urteil bilden können.

Zunächst Marco Lübke von den Christdemokraten:

ZITAT:

„Innensenator Mäurer hat mit seinem Alleingang dem Sport und dem Fußballstandort Bremen enorm geschadet. (…) Die Gebührenbescheide landen bei der DFL und damit letztlich bei Werder Bremen. Am Ende zahlen die Fans die Zeche in Form höherer Ticketpreise. (…) Die eigentlichen Verlierer sind die friedlichen Fans. Diese Gebührenpolitik sorgt weder für besser bezahlte Polizistinnen und Polizisten noch für mehr Sicherheit. (…) Was folgt daraus für andere gewinnorientierte Veranstaltungen? Werden künftig auch Konzerte auf der Bürgerweide oder andere Sportevents mit Polizeikosten belastet? Die Innere Sicherheit muss Priorität haben, aber sie darf nicht auf dem Rücken der Fans und Vereine ausgetragen werden.“

Und nun auszugsweise die FDP-Erklärung – damit’s überzeugender klingt (?) gleich im Doppelpack: der sportpolitische Sprecher Ole Humpich und Dr. Marcel Schröder (Inneres und Justiz) schrieben:

ZITAT FDP-Presseerklärung:

„Ole Humpich: „Was Innensenator Mäurer und die SPD wie einen Sieg feiern, ist eine Niederlage für den Sport. Ein schwarzer Tag für den Fußball. Mit diesem Urteil kommen Kosten im sechs- oder sogar siebenstelligen Bereich auf die Klubs zu. Was für einen Bundesligisten einen enormen finanziellen Aufwand bedeutet, könnte für Zweit- oder Drittligisten verheerende, ja existenzielle Auswirkungen haben.“

 Dr. Marcel Schröder: „Auch wenn das Bundesverfassungsgericht Mäurer recht gegeben hat und das Urteil juristische Klarheit schafft, heißt es nicht, dass der Innensenator hier politisch richtig gehandelt hat. Der Schachzug, die Kosten für Hochrisikospiele auf die Fußballklubs abzuwälzen, ist ein Schlag ins Gesicht unseres Volkssports.“

Zitat Ende

Das muss man erst mal auf sich wirken lassen.

Laut CDU und FDP fightet Mäurer, der Unhold, gegen den Volkssport. Und, noch schlimmer: „Am Ende zahlen die Fans die Zeche in Form höherer Ticketpreise.“ Oje. Nahezu scheinheilig fragt die CDU: Werden künftig auch Konzerte auf der Bürgerweide oder andere Sportevents mit Polizeikosten belastet?

Fehlt nur noch, dass eine der Oppositionsparteien die Frage aufwirft, ob der Freimarkt oder gar Kirchentage für die Begleitung durch die Polizei zahlen müssen?

Welch ein Unfug! Neudeutsch gerne auch Bullshit genannt.

Herrschaften, es geht um „Hoch-Risikospiele“, nicht um Veranstaltungen á la Ringelpiez mit anfassen.

Haben diese Politiker auch nur einmal miterlebt, wie sich angesoffene, adrenalin-überschäumende Chaoten-Fans am Stadion aufführen, insbesondere, wenn sie dort auf kein Quentchen bessere Werder-Ultras treffen?

Möchte auch nur einer dieser Polit-Klugschnacker mal die Uniform eines Polizisten m/w überstreifen, wenn die sich mit diesem – sorry – Pack auseinandersetzen müssen? Wenn die staatlichen Ordnungshüter angepöbelt, angespuckt – und auf übelste Art regelrecht wie Dreck behandelt werden.

Dass die Zusatz-Kosten für Risikospiele den Bundesligavereinen in Rechnung gestellt werden dürfen, ist das Normalste der Welt. Fußball ist – schauen Sie sich mal die Umsätze der Deutschen Fußballliga DFL an – ist ein Mega-Geschäft. „Volkssport, dass ich nicht lache. Gemeinschaftserlebnis mit massig Emotionen, Bratwurst und Alkohol, ja. Aber „Sport“?

Weshalb, Herren und Damen von CDU und FDP, bitte sehr, sollen alle Steuerzahler für die Zusatzkosten durch betrunkene Schläger und Pöbler aufkommen? Dann doch wohl eher alle Stadionbesucher. Schließlich sorgt die Polizei auch für deren Sicherheit beim Stadiozugang.

Wie unzulänglich die Vereine ihre Brutalo-Fans kontrollieren, sieht man ja schon daran, dass immer und immer wieder verbotene Bengalos in die Stadien gelangen.

Dass mehrere Innenminister anderer Länder dennoch keine Extra-Kosten berechnen wollen, hat nix mit Logik, sondern ausschließlich mit Feigheit vor den Vereinen und deren Fans zu tun, die höhere Preise für Tickets scheuen.

Bin übrigens mal gespannt, ob und wie die Rechnungshöfe dieser Länder und der Bund der Steuerzahler auf einen Verzicht der den Ländern ab sofort rechtlich zustehenden Gebühren-Einnahmen reagieren werden. Juristisch zugespitzt entspricht das Nicht-Eintreiben von Gebühren vermutlich dem Tatbestand der Veruntreuung

Am besten hat mir übrigens die Reaktion der Innenministerin von Brandenburg, Katrin Lange (SPD), gefallen: Ausgerechnet Sie hat sich stante pede gegen die höchst richterlich bestätigte Bremer Bezahl-Regel ausgesprochen.

Helfen Sie mir bitte gerade mal: Welchen Brandenburger Erstligisten  habe ich übersehen?

Ein letzter Gedanke zur Bremer CDU: Wann endlich merkt diese Oppositionspartei, dass ihre teilweise dösigen und überflüssigen Anpinkeleien speziell des Innensenators lediglich eines bewirken: Sie kitten immer wieder aufs Neue die längst brüchige rot-grün-roten Koalition, aus der zumindest Teile der SPD am liebsten aussteigen würden.

Munter bleiben!

Herzlichst

Ihr Axel Schuller

P.S.: Soweit zum Bundesverfassungsgericht und seltsamen Folgeerscheinungen. Das bremische Pendant – der Staatsgerichtshof – beschäftigt sich am kommenden Montag endlich mit der Klage von Bündnis Deutschland (BD). Bürgerschaftspräsidentin Antje Grotheer (SPD) hatte BD-Fraktionschef Jan Timke in der Sitzung am 5. Juli 2023 das Wort entzogen, weil ihr der Inhalt nicht passte. Dagegen hat der Bundespolizist geklagt. Ach ja, Timke hat übrigens wie SPD, Grüne und Linke Mäurers Fußball-Urteil begrüßt.