Unfassbare Begriffe bei Anti-Merz-Demo: „Faschistoid“, „Massenvernichtung“

02.02.2025 16 Von Axel Schuller

Das habe ich bislang noch nicht erlebt: Die Veranstalter einer Demonstration „zählen“ (in ihrer Euphorie) meist mehr Teilnehmer als die Polizei wahrnimmt. Sonnabend dagegen: verkehrte Welt. Während die Veranstalter von „Merz und AfD stoppen – Asylrecht verteidigen“ 7.000 Menschen für deren Teilnahme dankten, schätzte die Polizei sagenhafte 10.000 Köpfe. Egal. Wichtiger war der Inhalt der Kundgebung. Und der hatte es – echt krass – in sich.

„Stoppt die Deportation“; „CDU shame on you“; Politiker, die den CDU-Antrag im Bundestag unterstützt hätten, förderten letztlich „einen über Leichen gehenden Staat“; Abzuschiebende Ausländer in Haft zu stecken sei „faschistoid“; Auf diesem Weg sei es dann gedanklich nicht mehr weit bis zur „Massenvernichtung“; „Wir müssen das Kirchenasyl verteidigen“ – eine Forderung, die lautstark von der skandierenden Menge unterstützt wurde: „Egal, was Mäurer treibt, das Kirchenasyl bleibt“.

Und weil die Menge richtig in Schwung war, wurde gefordert: „Merz muss weg, Merz muss weg /  Mäurer muss weg, Mäurer muss weg“ – begleitet von lautem Jubel.

Andere Städte, so ging es inhaltlich weiter, hätten die „Menschen-verachtende“ Bezahlkarte für Asylbewerber bereits eingeführt. Mittlerweile gäbe es in diesen Städten zum Glück „Tauschstationen, wo Flüchtlinge mit der Bezahlkarte gekaufte Gutscheine von Lidl und anderen gegen Bargeld einlösen könnten. In Bremen sei diese unmenschliche Bezahlkarte auch geplant. „Wir werden dann in der Zions-Gemeinde in der Neustadt ebenfalls eine Tauschstation einrichten.“

Zur Erinnerung: Die Zions-Gemeinde hatte sich in der Vergangenheit durch ihre eigenwillige  Auslegung des Kirchenasyls hervorgetan.

Eine Rednerin prangerte schließlich noch die größten „Frauenhasser“ an: „Trump, Putin, Merz.“ Begründet wurde diese Einschätzung so: „Wir trauern um die Opfer von Aschaffenburg“. By the Way: Dieser nicht sehr emphatisch vorgetragene Satz klang fast wie eine Pflichtübung. Das änderte sich schlagartig, als die Rednerin mit bebender Stimme vortrug: Merz habe diese Opfer bloß als Vorwand genutzt, um mit der AfD gemeinsame Sache zu machen. In der Vergangenheit hätten bundesweit immer wieder Ex-Partner ihre Frauen ermordet – dazu habe Merz jedoch nicht ein Wort des Bedauerns übrig gehabt.

Zum Schluss tobte das Publikum noch einmal: „Für die Freiheit, für das Leben, Nazis von der Straße fegen.“

Das, liebe Leserschaft, war in Stichworten der Inhalt der Kundgebung, über die Radio Bremen und Weser-Kurier online wie folgt berichteten:

Aufgerufen hatten „Studis gegen Rechts“, „Laut gegen Rechts“ , „Omas gegen Rechts“ und „Bremer Bündnis gegen Rechts“ Auf Plakaten habe gestanden: „Brandmauer gegen Brandstifter“ und „Ein Merz, ein Wortbruch“. Laut Radio Bremen erklärte ein Sprecher der Veranstalter: „Er sei zufrieden mit der Resonanz. Die Menschen wollten einstehen für ein positives Miteinander und gegen rechte Politik.“

Verglichen mit dem, was ich am keineswegs gefüllten Rand des Marktplatzes gehört und stichwortartig notiert habe, klafft dies in etwa so weit auseinander, wie die von Veranstaltern und Polizei geschätzten Teilnehmerzahlen!

Junge Leute (ich erinnere mich durchaus an meine manchmal „wilden“ Zeiten) dürfen aus meiner Sicht sein: teilwissend, enthusiastisch, auch verblendet. Sie müssen natürlich auch nicht zur Gruppe der  Steuerzahlender gehören. Aber: Wer lautstark zu Äußerungen applaudiert, unser Staat sei gedanklich nicht mehr weit von „Massenvernichtungen“ entfernt, verwirkt nicht nur seine moralischen Ansprüche an politisch Andersdenkende, sondern löst schlimmste Zweifel an seinem Denkvermögen, letztlich an seinem Demokratieverständnis aus.

Munter bleiben!

Herzlichst

Ihr Axel Schuller

P.S.: Noch ein Satz zum Fassungsvermögen des Versammlungsortes: Früher hieß es, auf den Platz zwischen Bürgerschaft, Schütting und Rathaus passen 5.000 Menschen – sofern sie eng zusammenrücken. Aber wer weiß, vielleicht nimmt der Marktplatz im Alter ja an Umfang zu. Davon kann ich leider ein Lied von singen…

P.P.S.: Gestern morgen in Schwachhausen: An einem FDP-Stand musste sich der Bundestagsabgeordnete und -kandidat Volker Redder von einem sehr jungen Mann als „Faschist“ beschimpfen lassen. Wohlgemerkt: ein Freidemokrat! Leute, höret die Signale: Wir befinden uns aktuell auf einem extrem unheilvollen Weg. Jeder, der eine politisch „un-linke“, also „un-woke“, Meinung vertritt, wird blitzschnell mit der verbalen Fascho-Keule bedroht. Wollen, können wir wirklich auf diese Art miteinander umgehen?