Stöer macht’s möglich: „unifreunde“ werben bundesweit für Bremer Wissenschaft

04.02.2025 2 Von Axel Schuller

Heute ist Ihre Vorstellungskraft erwünscht. Also: Sie stehen auf dem Marktplatz, schauen auf das Haus der Bürgerschaft. In die Fensterscheiben sind (durchsichtige) Bildschirme integriert, auf denen Erfolge von Bremer Wissenschaftlern in Szene gesetzt werden. Während der Landtagssitzungen kann man durch die selben „Fenster“ einen Blick in den Plenarsaal werfen. Wahnsinn, oder? Diese Idee hätte realisiert werden können, scheiterte aber am Veto des Landesdenkmalpflegers. Zum Glück entstehen aus der Asche bedeutender Visionen manchmal großartige Alternativen. Die „unifreunde Bremen“ zaubern demnächst Erfolge Bremer Wissenschaftler bundesweit auf riesige Bewegt-Bild-Displays der Firma Ströer. An Gebäuden, am Straßenrand, in Bahnhöfen.

Sorry, das war heute ein sehr langer „Vorspann“, wie man in meiner Branche sagt. Mich hat die Begeisterung für das überragende Engagement der Bremer „unifreunde“ übermannt.

Ex-Kaefer-Chef Peter Hoedemaker, nunmehr Vorsitzender der „unifreunde Bremen“, konnte Ende Januar beim Neujahrsempfang seinen Frust über die Behinderung durch Landesdenkmalpfleger Georg Skalecki nicht ganz verbergen. So trauerte er den von Bremen verschmähten Werbe-Möglichkeiten für die Wissenschaft noch ein wenig nach. Neben dem Haus der Bürgerschaft mit den besonderen Bildschirm-Fenstern nannte Hoedemaker den ebenfalls abgelehnten Standort für Werbe-Displays an der Ecke Obernstraße/Liebfrauenkirchhof (Ex-Lufthansa-Büro, danach Bremens Ex-Touristikzentrale). Ein Mega-Werbe-Display an der ehemaligen Bremer Landesbank (jetzt Uni!) scheiterte am Einwand des britischen Star-Architekten, bei dem die (Ex-) Bremer Landesbank seinerzeit die Pläne in Auftrag gegeben hatte.

Dies ist jedoch Geschichte. Peter Hoedemaker und seine Mitstreiter sowie die Finanziers sind inzwischen versöhnt.

Ströer, Deutschlands größter Konzern für öffentliche Werbeflächen, und die „unifreunde“ sind überein gekommen, Bremer Wissenschaftler und deren Forschungs-Ergebnisse groß rauszubringen. Ströer verfügt bundesweit über 300.000 „Out-Of-Home“-Displays. Darauf wechseln sich Werbebotschaften mit Kurznachrichten und Wetter-Vorhersagen ab. Ein Beispiel dafür habe ich für Sie, liebe Leserschaft, an der Kurfürstenallee in Richtung Vahr fotografiert.

Break: Ich gestehe ausdrücklich, die „Fenster“-Displays an der Bürgerschaftsfront geht mir dennoch nicht aus dem Kopf

Zurück zu den Ströer-OOH. Der in Köln beheimatete Konzern muss seine übergroßen öffentlichen „Bildschirme“ interessant gestalten – deshalb nicht nur Werbung. Bei der Suche nach weiteren interessanten Inhalten kam Ströer die Bremer Idee sehr gelegen.

Erste Probe-Produktionen der „unifreunde“ – Filmsequenzen und Bilder mit Aussagen – werden spätestens ab dem 2. Halbjahr bundesweit „ausgespielt“. Es ist anzunehmen, dass Universitäten in Hamburg, München und andernorts rasch bei Ströer anklopfen und Erfolge eigener Wissenschaftler für die jeweils heimischen Displays feilbieten werden.

Peter Hoedemaker würde es den Hochschulen anderer Bundesländer vermutlich nicht verübeln. Dafür war er Chef eines international tätigen Konzerns und weiß, „wie der Hase läuft“.

Ein etwas bitterer Nachgeschmack der abgelehnten „Fenster“ bleibt dennoch. Landesdenkmalpfleger Georg Skalecki, der im April in den Ruhestand wechselt, hat sicherlich viele wichtige Entscheidungen für Bremen vorbereitet, getroffen. Doch sein Veto gegen die „Video-Fenster“ am Bürgerschaftsgebäude tut echt weh. Auch Skaleckis Brutal-Kritik an den ursprünglich geplanten vier Türmen des US-Star-Architekten Daniel Libeskind auf dem alten Sparkassen-Areal am Brill als „Horizontverschmutzung“, wirkt immer noch nach.

Allerdings darf man dem obersten Denkmalbewahrer nicht allein gram sein: Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte ist zugleich Kultursenator – war und ist damit Skaleckis letztentscheidender Vorgesetzter

Aber, das ist ja fast schon „Schnee von gestern“. Freuen wir uns jetzt lieber gemeinsam auf die künftig bundesweite Werbung für erfolgreiche Beispiele aus der Welt der Bremer Wissenschaft

Munter bleiben!

Herzlichst

Ihr Axel Schuller

Transparenzhinweis: Landesdenkmalpfleger Georg Skalecki gehört wie ich einem Bremer Rotary-Club an. Wir waren – vor Gründung meines Blogs Ende 2021 – in einem rotarischen Gremium für „Öffentlichkeitsarbeit“ tätig. Dies jedoch – so meine ich – kann und darf Kritik an Entscheidungen als Denkmalpfleger nicht ausschließen.

P.S.: Weshalb ich Sie erst heute über den Empfang und die wunderbaren Ideen der „unifreunde“ informiere? Na ja, vorige Woche hat in Berlin und Bremen der Bär gesteppt. Das hatte in meiner Ein-Mann-Redaktion Vorrang. Sorry.