Röwekamp am Pranger – muss ein BEK- „Friedensbeauftragter“ Skandale initiieren?
Da liest du Zeitung – und fällst vom Glauben ab. Das Parlament der Bremischen Evangelischen Kirche hat vorige Woche die Wahl des CDU-Bundestagsabgeordneten Thomas Röwekamp in einen Ausschuss des BEK mit der Begründung abgelehnt, Röwekamp habe „gemeinsam mit der AfD“ für eine schärfere Migrationspolitik gestimmt. Ernsthaft, jetzt?
Die noch-BEK-Chefin Edda Bosse bestätigt meine entsprechende Frage: „Ja, das ist ein Skandal.“ Seltsam: Die BEK entfernt sich mit dieser Politik immer weiter von jenen Mitgliedern, denen es nicht um Politik, sondern um ihren Glauben geht. Und: Diese Gruppe zählt vermutlich zu den besseren Kirchensteuer-Zahlern als Mitglieder, die womöglich eher einem politischen Glauben nachhängen…
Und unsere „geliebte Qualitätszeitung“? Wow, jetzt hätte ich fast „Handlähmung“ bekommen… Der ungeheure Fall ist dem Blatt gerade mal ein Schmonzettchen im Rahmen der „Marktplatzplaudereien“ wert. Ach, Ihr Linken dieser Stadt, was ham wir uns wieder ein Loch in den vollen Bauch gelacht.
Den Skandal heraufbeschworen hat ein Mann, der den hübschen Titel eines BEK-Friedensbeauftragten führt: Jasper von Legat. Der 36-Jährige betreut die Friedensgemeinde in der Humboldtstraße als Pastor. Diese ist neben der Zions-Gemeinde in der Neustadt eine, die das „Kirchen-Asyl“ in der Vergangenheit sehr eigenwillig ausgelegt hat.
Laut BEK kümmern sich die beiden „Friedensbeauftragten“ – Jasper von Legat und Andreas Hamburg – um „friedenstheologische und -politische Fragestellungen innerhalb der BEK…“.
Legat muss da etwas falsch verstanden haben. Er ergriff jedenfalls vorige Woche im Kirchenparlament das Wort gegen Röwekamp. Jenen Bundestagsabgeordneten, welcher der demokratischen CDU angehört.
Und nicht etwa den Extra-Rechten von der AfD; oder den Linken, die zumindest eine ihrer Wurzeln bis in den Unrechtsstaat DDR nicht leugnen können.
Zum Hintergrund: Röwekamp dient der Bremerhavener Bürgermeister-Smidt-Gemeinde als Kirchenvorstand. Seine Mitgläubigen und einige aus Bremen-Nord hatten ihn gebeten, sich als Vertreter für diese „Nord-Gemeinden“ in die BEK-Findungskommission wählen zu lassen. Röwekamp konnte sich nicht persönlich vorstellen, da er im Untersuchungsausschuss Afghanistan anwesend sein musste. Also trug eine BEK-Frau die „Bewerbung“ vor.
Kirchenchefin (Schriftführerin) Edda Bosse fragte, ob es weitere Kandidaturen gäbe. NEIN. Sonstige Wortmeldungen? JA.
Von Legat fragte in die Runde, ob denn – so der WK – „jemand, der gemeinsam mit der AfD für eine schärfere Migrationspolitik stimmt, in wichtige Gremien der BEK gehört“.
Das Mann hat’s drauf: Nicht versöhnen – sondern knallhart spalten. Einfach mal einen Demokraten brandmarken, weil er aus Sicht des Herrn von Legat die falsche Meinung vertritt, für die auch die AfD votiert hat. Und die FDP und das BSW – aber stopp: Das wird für Kirchens jetzt womöglich zu differenziert.
Würde mich nicht wundern, wenn vor der nächsten Tagung des Kirchenparlamentes Parteizugehörigkeiten abgefragt und geahndet würden.
Der um sich greifende Meinungsdruck lässt bislang Undenkbares plötzlich denkbar werden.
Zurück zum vorigen BEK-Parlament: Fast genau so schlimm wie Legats Initiative wirkte die große Anzahl jener, die sich bei der Abstimmung enthielten. So kam tatsächlich eine Mehrheit gegen Röwekamp zustande.
Ich wundere mich immer weniger über die schwindsüchtige Zahl der BEK-Gläubigen. Die Landeskirche befindet sich im halsbrecherischen Sturzflug: 2020: 182.289 Mitglieder; 2022: 163.710; 2023: 157.741 Mitglieder.
Das geht ans Geld. Werden auch die links-„liberalen“ und linken Aktivisten sowie die bürgerlichen Mitläufer vermutlich schon bald beklagen.
Die BEK befindet sich zunehmend auf dem abschüssigen Weg, gesellschaftspolitisch nicht mehr richtig ernst genommen zu werden.
Seit dem jüngsten Anti-Röwekamp-Beschluss ist Bewegung im Apparat. In der BEK-Zentrale sind laut Edda Bosse „kritische Nachfragen“ eingegangen…
Aus meiner Sicht ist Bremen aktuell auf keinem guten Weg. Viele arrivierte bürgerliche Mitglieder der Bremer Gesellschaft fügen sich, schwimmen mit, melden sich extrem selten und noch seltener laut zu Wort.
Total kullig: Die BEK hält Thomas Röwekamp offenbar für politisch unwürdig, für seine Gemeinde einer von zwölf Vertretern in einer Findungskommission zu sein – duldet aber völlig überzogene Kirchen-Asyle, linke Gemeinden und den „Friedensbeauftragten“ Jasper von Legat, der sich auf Website „Eulemagazin“ unter dem Kopf „Links am Tag des Herrn“ verbreitet.
Munter bleiben!
Herzlichst
Ihr Axel Schuller
P.S.: Wissbegierige brauchen nicht zu graben: Ich gehöre keiner Partei und keiner Boy– oder Dad-Group des Christdemokraten an. Im Gegenteil: Ich habe ihn in meiner aktiven Zeit selten geschont. Unter anderem, weil er in der Bremer CDU ein unversöhnliches Freund-/Feinddenken eingeführt hat – erinnert leider irgendwie an den angeblich friedvollen Herrn Jasper von Legat.
Für die leider schon länger im unübersehbaren Krisenmodus befindlichen beiden (füher mal) großen Kirchen gilt der altbekannte, allgemeingültige Grundsatz: >> Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen! << Die intensive, ernsthafte Beschäftigung u.a. mit dem teils riesigen Reformstau, der zügigen und rückhaltlosen Aufarbeitung der Missbrauchsfälle und der eklatanten Missachtung des Rechtsstaats z.B. in Sachen Kirchenasyl sowie das engagierte Aufhalten des zunehmenden Mitgliederschwunds u.v.m. wäre m.E. vordringliche Hauptaufgabe der dort Verantwortlichen. Ein röm.- kath. monarchischer Absolutismus, der sich angeblich Sorgen um die ihm innerkirchlich wenig vertraute, weltliche Demokratie macht, erscheint wie ein Hohn. Und vielen im politischen Zeitgeist verhafteten Protestanten stellt sich ebenso die existenzielle Überlebensfrage, warum man sich als Reformkirche nach Luther nicht vom ablesbaren Niedergang der vom vatikanischen Klerus dominierten kath. Kirche abkoppeln kann.
Thomas Röwekamp (Bremer CDU . . . !) muss man nicht mögen oder gar wertschätzen; aber ihn wegen einer subjektiv missliebigen, einmaligen Bundestagsabstimmung in einem lokalen BEK-Gremium verhindern, spricht m.E. Bände über die Betreiber und Entscheider sowie Dulder dieses Vorgangs.
Wer wie 1933 mit den Rechten stimmt, gehört IMO nicht in dieses Gremium. Und wenn er schon keine Zeit zur persönlichen Vorstellung hatte, weil er schon einen Vollzeitjob hat, dann gehört er da noch weniger rein.
Wenn man „gegen Rechts“ demonstriert – und damit rechts der SPD meint, ist es nur folgerichtig, CDU-Abgeordnete als potentielle Faschisten abzuwatschen und auszuschließen. Mit Demokratie hat das alles nichts mehr zu tun.
Wenn Kirchen politisch werden und sich nicht mehr um die Exegese der Glaubensinhalte kümmern (z. B. „du sollst nicht töten“, „Ich bin der Friedensfürst“), dann muss man sich über die Austritte nicht wundern. Glauben kann man auch ohne Kirche – aber Kirche ohne Gläubige??
Wenn die Kirchenfürsten es dann noch nicht mal merken, dass sie eigentlich zu den Pharisäern gehören und ihrem Glaubensziel schaden, dann . . . 🤷♀️
Warum nimmt er Röwekamp nicht selbst öffentlich Stellung? Warum schreibt Axel Schuller für ihn? Warum sucht man nicht BEIDSEITIG das Gespräch? Ich lese Herr Röwekamp hatte keine Zeit zur persönlichen Vorstellung. Na, dann ist es ihm der Ausschuss wohl nicht sooo wichtig.
Vergessen zu: »Aus meiner Sicht ist Bremen aktuell auf keinem guten Weg. Viele arrivierte bürgerliche Mitglieder der Bremer Gesellschaft fügen sich, schwimmen mit, melden sich extrem selten und noch seltener laut zu Wort.« Tja, keine gute Entwicklung, aber das müssen die arrivierten bürgerliche Mitglieder der Bremer Gesellschaft dann schon selbst lernen, dass man sich in einem vielfältigen demokratischen Diskurs zu Themen Bremer Politik etc. öffentlich klar und deutlich äußern sollte, zumal die CDU Opposition in Bremen sich auch eingerichtet hat und ebenso schlecht ist wie in weiten teilen die Bremer Regierung.
Fragen die sich aufdrängen:
Ist die Verhinderung der Wahl des Vertreters einer christlichen Partei und deren Begründung in einem kirchlichen Gremium demokratisch gerechtfertigt?
Kirchen stehen mit dem Kirchenasyl vermutlich ausserhalb des geltenden Rechtes. Ist der Verfassungsschutz zum Einschreiten verpflichtet? Oder ist er mit dem Versuch der Definition der Position der AfD im Rahmen der Demokratie als vermutet verfassungswidrig schon ausgelastet?
Die Gebühren des öffentlich-rechtlichen TV finanzieren stundenlange Werbesendungen von Kirchen, die nicht einmal die Hälfte der Bevölkerung repräsentieren. Werden hier mit dem Zwangsbeitrag Andersdenkender Ideologien gefördert, die zu Verstößen gegen geltende Gesetze führen können, während andere Glaubensrichtungen, z. B. die vielen eingewanderten Anhänger des Islam, nicht gleichgestellt sind?
Ist das Einsammeln der Kirchensteuer durch den Staat für christliche Kirchen noch zeitgemäss, und ist die Regelung z.B. durch ein Konkordat zulässig oder werden Gleichheitsgrundsätze zu lasten anderer Religionen verletzt?
Bremens späterer Ehrenbürger Klaus Hübotter erhielt, mit der Begründung er sei Kommunist, Berufsverbot als Jurist und wurde deshalb – ein guter – Bauträger. Heute ist „Links“ wieder in und „Rechts“ gilt als demokratisch fragwürdig. Tempora mutantur.
@Herrn Gerken: Sie wiederholen schlicht die Aussage des Herrn von Legat. Das ist Logik auf dem Niveau „Ich bin dagegen (dafür), weil ich dagegen (dafür) bin.“ Hätten Sie denn noch einen richtigen GRUND anstelle einer Tautologie parat?
Ansonsten hätte ich noch eine Nachfrage. Liege ich richtig mit der Vermutung, dass IMO „in my opinion“ heißen soll? Sollte ich richtig liegen, empfehle ich stattdessen die Verwendung von „m.E.“. Das bedeutet „meines Erachtens“. Das wäre inklusive Sprache und kein ausschließender Soziolekt. Den halte ich in diesem Forum für sehr entbehrlich..
Schon erstaunlich, dass Thomas Röwekamp sich nicht öffentlich beschwert. Noch erstaunlicher, dass auch der Landesvorstand der CDU sich nicht mit ihm solidarisiert. Schließlich hat Thomas Röwekamp ja nicht als Privatperson abgestimmt, sondern als Repräsentant der CDU die CDU-Linie vertreten.
So gesehen hat sich die BEK als politischer Gegner der CDU geoutet. Wäre nur folgerichtig, wenn der Landesvorstand der CDU seinen Mitgliedern empfiehlt, ehrenamtliche Tätigkeiten für die BEK so lange einzustellen, bis sie ihr Verhältnis zur CDU geklärt hat – oder ähnlich. Es ist nur irritierend, dass es überhaupt keine Reaktion auf eine solche öffentliche Provokation gibt.
Heute werden aufrichtige Demokraten inzwischen auch schon von den Kirchen diskreditiert. Es sind Kirchen und keine Parteien! Wo waren denn den Kirchen zwischen 1933 – 1945? Bisher konnte ich darauf keine finale Antwort finden. Trotz aller Bemühungen zugunsten der Kirchen.
Hallo Herr Schuller,
Sie haben sich ereifert, dass Jasper von Legat, Friedensbeauftragter der Bremischen Evangelischen Kirche verhindert hat, dass der CDU-Abgeordnete Thomas Röwekamp in eine Findungskommission der BEK gewählt wurde. v. Legat hat seine Haltung damit begründet, dass Röwekamp im Deutschen Bundestag zusammen mit der AfD für eine schärfere Asylpolitik gestimmt hat.
Sie erwähnen, dass die Bremische Evangelische Kirche mit Andreas Hamburg einen weiteren Friedensbeauftragten in ihren Reihen hat. Zum Ukrainekrieg jedenfalls hat Andreas Hamburg sehr eigenwillige friedentheologische Vorstellungen. Er hat in einem Weser- Kurier Interview vom 21. Oktober 2023 gefordert, der Selenski- Regierung weitreichende Taurus- Raketen mit ihrer riesigen Zerstörungskraft zu liefern. Damit trifft er sich mit Friedrich Merz, Kanzlerkandidat der CDU, der auch keine Probleme hat, der Ukraine Taurus-Raketen zu liefern. Ich habe letzte Woche auf einem DGB-Wahlforum Thomas Röwekamp gefragt, ob er der gleichen Meinung sei wie Friedrich Merz. Er hat das eindeutig bejaht.
Sie und Edda Bosse, Schriftführerin der BEK halten die Nichtbestellung von Thomas Röwekamp für einen Skandal. Ich halte die Positionen von Merz und Röwekamp zum Ukrainekrieg für schlimm und weitaus gefährlicher. Sie treiben uns immer weiter in einen Kriegsstrudel.