Was steckt dahinter? CDU-Bundestags-Abgeordneter verweigert sich Radio Bremen
Wie gestern angekündigt, jetzt ein ungewöhnliches Stück im Blog. Der gerade wiedergewählte Bremer CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Röwekamp verzichtet bewusst auf jeden Kontakt zu Radio Bremen. Er gibt dem Sender keine Auskünfte, verweigert sich Interviewanfragen. Dies, obwohl der Sender ein seinem Jahresbericht behauptet, die Hauptsendung von ButenunBinnen erreiche 88.000 Menschen in Bremen. Ich dokumentiere heute Röwekamps heftige Kritik auf Facebook inklusive einiger Leser-Kommentare. Im zweiten Teil, liebe Leserschaft, habe ich RB-Chefredakteurin Katja Pietsch um eine Stellungnahme gebeten.
Also, zunächst Röwekamp, was er auf Facebook veröffentlicht hat:
„Vereinzelt werde ich gefragt, warum ich für Interviews von buten un binnen nicht zur Verfügung stehe. Das ist meine Antwort dazu:
Ich arbeite mit allen Medien in Bremen und Bremerhaven (Weser-Kurier, Nordsee-Zeitung, Radio Energy, SAT1, ZDF, Weserreport, etc.), und auch in Berlin (FAZ, Süddeutsche, Tagesschau, Spiegel, Focus, etc.) zusammen, eben nur nicht mit Radio Bremen. Und dafür gibt es drei gute Gründe:
1. Ich finde es scheinheilig, dass dieser Sender sich nur vor den Wahlen für die Bremer Abgeordneten interessiert gibt. Das schürt den Vorwurf, dass es uns nur um Wiederwahl ginge und fördert damit den Rechtspopulismus.
2. Der Sender ist qualitativ sehr schlecht. Eine Anfrage wie „Was ist Ihre Aufgabe, wieviele Reden haben Sie gehalten und was ist Ihr größter Erfolg“ enthält keinerlei journalistischen Anspruch. Auch eine unwahre Berichterstattung über mich wurde tagelang verbreitet, obwohl mir mehrfach die Berichtigung zugesagt wurde.
3. Wenn in Deutschland 64 Prozent der Journalisten links-grün sind, sind es bei diesem Sender meiner Meinung nach mehr als 99 Prozent. Ich finde die Auswahl der Beiträge, die Vermischung von Bericht und linker Meinung und auch die Wahl der Bilder belegen, dass Radio Bremen weder überparteilich noch unabhängig, sondern Teil der linksgrünen Meinungsbildung ist. Auch das stärkt übrigens die Populisten von rechts.
Kurzum: Für einen solchen Sender stehe ich nicht als Feigenblatt für Überparteilichkeit und Seriosität zur Verfügung. Ich bleibe Anhänger der Qualität des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, für den Radio Bremen jedoch meiner Meinung nach nicht steht.“
Daraufhin ging auf Facebook eine heftige Debatte los.
Hier ein Auszug:
grautuliere herzlich
Sehr gut, vielen Dank für dieses Statemen
Regina Meyer Genau so hab ich das vermutet. Sehr gut und total in Ordnung
Sehr gute Entscheidung Thomas!
Herzlichen Glückwunsch und Gottes Segen. Bleib wie Du bist.
Sehe ich leider auch so. Daher gucken wir es mittlerweile auch nur noch sehr selten, wobei es sehr schade ist, dass man eine Sendung hat, die über Bremen und Umgebung berichtet, politisch und sportlich dann aber sehr eingeschränkt und zielgerichtet ber… Mehr anzeigen
Sehr gut, Unterstütze ich voll und ganz
Die Berichterstattung ist ja schon jahrzehntelang für einseitige Betichterstattung bekannt-/- und einseitig LINKS-/-!!Aber auch die CDU:CSU hat meines Erachtens vor der Bundestagswahl einige Berichte nicht FAIR dargestellt bzw. berichtet!…
Genau so verhält es sich, keine neutrale Berichterstattung. Danke für diese Statement.
Genau auf den Punkt gebracht!
Sehr gute Entscheidung!
Konsequent.
Danke für diese klare Aussage. Unterstütze ich voll und ganz!
Das ist ja Jahrzehnte so, früher wurde der Sender salopp „Radio Hanoi“ genannt.
Gute Entscheidung, würde mich auch nicht am Nasenring durch die Manege führen lassen.
Alles Gute und viel Kraft für die nächsten Jahre in Berlin.
Sehr gut!
Obwohl ich als Ortsamtsleiter auch CDU Mitglied bin, habe ich mit Radio Bremen gute Erfahrungen gemacht. Vor allem die letzten fünf Jahre durchweg positiv in Wort (Radio)und Bild auch bei buten un binnen im Fernsehen!
Vielen Dank, Thomas, dass du deine Gründe so klar und offen darlegst. Ich finde es sehr wichtig, dass solche Themen angesprochen werden, insbesondere wenn es um die Qualität und Neutralität von Medien geht. Deine Kritikpunkte an Radio Bremen teile ich…
Da koalieren Sie erst mit der AfD und schließen dann gezielt kritische Presse aus. Man könnte von einem Muster sprechen.
Lieber Thomas Rkp,
vielen Dank für diese Sätze – sie sprechen vielen aus der Seele.
…..
Genau so und nicht anders.
Klare Kante! Glückwunsch dazu.
Den Eindruck haben nicht nur Sie, das ist allerdings schon immer so gewesen, leider.
Was für eine billige Medienschelte!
Ich habe buten un binnen angeschrieben warum sie nicht über den Vorfall in der Shisha Bar in Huchting mit der Messerstecherei berichtet haben! Keine Antwort! Radio Bremen unterstützt halt die Linken!
Den Eindruck kann man durchaus bestätigen!
Nach der Studie der Uni Dortmund vom Herbst 2024 sind übrigens über 83 % der Journalisten links-grün, Thomas. Sie ignorieren ihre Verantwortung als „vierte Macht“ im Staat und tragen durch ihre einseitigen, überwiegend negativen Narrative, zur Staatsverdrossenheit und zum Erstarken der Ränder bei. Gerade die jungen Menschen vertrauen inzwischen mehr sozialen Medien wie TikTok, obwohl diese komplett von russischen Trollen unterwandert sind. Keine gute Entwicklung für eine liberale Gesellschaft.
Um beide Seiten der Medaille abzubilden, habe ich bereits am Mittwoch Radio-Bremen-Chefredakteurin Katja Pietsch um eine Stellungnahme gegeben:
ZITAT Anfang:
„Lieber Herr Schuller,
wir haben eine Antwort an Thomas Röwekamp ebenfalls bei Facebook veröffentlicht. Darin haben wir ihm ein erneutes Gesprächsangebot gemacht.
Zur Erklärung von Thomas Röwekamp und damit zu Ihrer Frage:
Zunächst finde ich es befremdlich, wenn ein Politiker diverse Medien aufzählt, mit denen er nach eigener Aussage „zusammenarbeitet„. Unabhängige Medien, wie u.a. der öffentlich rechtliche Rundfunk, haben die Aufgabe, faktenbasiert und kritisch zu berichten – nicht aber, mit Politik zusammenzuarbeiten und damit gemeinsame Sache zu machen.
Thomas Röwekamp wirft uns in seinem Post verschiedene Dinge vor. Dazu sei Folgendes gesagt: Dass Radio Bremen nach Ansicht von Thomas Röwekamp den Rechtspopulismus fördert ist ein in meinen Augen absurder Vorwurf. Diesen Vorwurf könnte ich umkehren: Ein Politiker, der ausgerechnet im Wahlkampf Interviews und die Teilnahme an politischen Runden ablehnt, beschädigt damit einen demokratischen Prozess. Die Aufgabe solcher Programmelemente ist es, dem Publikum die unterschiedlichen Facetten der Politik nahezubringen und sich mit den Wahlprogrammen kritisch auseinanderzusetzen, damit sich das Publikum eine Meinung bilden kann.
In unserem Format „Wahlmobil“ geht es zudem auch noch darum, dass unser Publikum den anwesenden Politikerinnen und Politikern direkt eigene Fragen stellen kann. Dass Thomas Röwekamp ganz offenbar kein Interesse daran hat, dass sich das Publikum von Radio Bremen eine Meinung über den Bundestagskandidaten der Bremer CDU und dessen politischer Ausrichtung bilden kann, kann in meinen Augen weder im Sinne der Demokratie noch ein Argument gegen die Förderung von Rechtspopulismus sein. Von allen Teilnehmenden haben wir übrigens als Rückmeldung nur eines gehört: Das war fair, das war ausgewogen, das war eine vernünftige Debatte.
Umso mehr irritiert, dass Thomas Röwekamp uns pauschal „schlechte Qualität“ vorwirft.
Der Zuspruch unseres Publikums spricht eine andere Sprache. Wir erreichen täglich mit unseren Angeboten einen großen Teil der Menschen in unserem Verbreitungsgebiet. Unser Fernseh-Regionalmagazin wird entgegen der allgemeinen bundesweiten Entwicklung von überdurchschnittlich vielen Menschen gesehen. So ist buten un binnen im vergangenen Jahr zum 5. Mal in Folge das erfolgreichste Regionalmagazin der ARD gewesen. Und unsere Hörfunkwellen schalten nach wie vor mehr als die Hälfte aller Radiohörerinnen und Radiohörer in Bremen und Bremerhaven ein.
Natürlich machen auch wir Fehler. Und ja, das hat auch Thomas Röwekamp betroffen. Daraus eine derart undifferenzierte Schelte abzuleiten halte ich für komplett überzogen.
Thomas Röwekamp hat zudem seine persönliche Schätzung des Anteils links-grüner Journalistinnen und Journalisten bei Radio Bremen in seinem Post erwähnt. Die von ihm genannte Prozentzahl ist unbelegt und beruht auf seiner persönlichen Sicht. Ehrlich gesagt ist dies in meinen Augen ein sehr offensichtlicher Versuch, Meinung gegen Radio Bremen zu machen. Seriöse Politik geht anders.
Thomas Röwekamp ist auch auf den seiner Meinung nach sehr hohen Anteil „links-grüner“ Journalisten bei Radio Bremen eingegangen. Abgesehen davon, dass ich den Begriff als übles Framing verstehe, ist es in der Realität so, dass hier viele Journalistinnen und Journalisten arbeiten, die um ihr Handwerk und die damit verbundene geforderte Professionalität wissen und dies tagtäglich verantwortungsvoll umsetzen.
Wir würden nach wie vor gerne mit Thomas Röwekamp über seine Sicht auf und seine Einstellung zu Radio Bremen sprechen. Unsere Gesprächsangebote hat er bisher alle abgelehnt. Wir bleiben weiter offen – auch wenn der Post von Herrn Röwekamp deutlich zeigt, dass ihm an einem sachlichen Austausch nicht gelegen ist. Ich bin froh, dass viele Menschen in der Bremer CDU stetig mit uns im Dialog sind und sich die Frage, ob jemand mit uns spricht oder nicht, ansonsten nicht stellt.
Mit freundlichen Grüßen
Katja Pietsch
Chefredakteurin“
ZITAT Ende
So, war ne Menge an Stoff. Ich verkneife mir heute meine Sicht der Dinge.
Nur eines: Der Hinweis von Frau Pietsch, RB „arbeitet nicht mit Politikern zusammen“, sondern berichte und mache somit „keine gemeinsame Sache“ mit Politikern, ist in meinen Augen aus dem Reich der Spitzfindigkeiten . Und beleidigt obendrein indirekt die von Röwekamp genannten Medien, mit denen er redet.
So, liebe Leserschaft, nun haben Sie viele Fakten, um sich Ihr eigenes Urteil.zu bilden. Biddesehr. Ist übrigens per Kommentar auf dieser Seite sogar öffentlich möglich.
Munter bleiben!
Herzlichst
Ihr Axel Schuller
Nachvollziehbare und passende Antwort von Radio Bremen an einen medial unsouveränen Politiker, der auf dem Irrweg ist und aus den genannten Argumenten nur lernen kann – und natürlich arbeiten JournalistInnen bei öffentlichen rechtlichen Sendern nicht mit PolitikerInnen zusammen. Was ist daran spitzfindig, außer dass sich Axel Schuller als unabhängiger Journalist hier distanzlos und ebenfalls auf dem Irrweg zum Sprachrohr von Thomas Röwekamp macht. Kann man machen, aber überzeugt so gar nicht. https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/das-junge-politik-lexikon/321342/vierte-gewalt/ Zusammenarbeit von JournalistInnen und PolitikerInnen geht in der freien Wirtschaft in anderen Zusammenhängen übrigens auch, ist dann aber bezahlte PR. https://www.dmv-verband.de/wissenspool/schreiben/public-relations-pr.html
Radio Bremen zeigt sich empört, weil ein CDU-Politiker sich entschließt, nicht an einer Sendung teilzunehmen. Sofort wird von „Demokratie-Schädigung“ und „politischen Prozessen“ gesprochen. Doch was ist hier wirklich passiert?
Die CDU hat fünf Kandidaten zur Bundestagswahl aufgestellt, die sich zur Wahl stellen. Innerhalb der Partei wird entschieden, wer welche Themenfelder vertritt und wer in welcher Runde spricht. Dass ein einzelner Politiker eine Einladung ausschlägt, mag enttäuschend für die Redaktion sein, ist aber kein Angriff auf die Demokratie.
Was hier vielmehr deutlich wird, ist eine gewisse Kränkung. Medien erwarten, dass Politiker stets zur Verfügung stehen, wenn sie rufen. Doch der politische Diskurs wird nicht allein in Talkrunden geführt. Bürger haben zahlreiche Gelegenheiten, sich über Kandidaten und Programme zu informieren – sei es über Wahlkampfveranstaltungen, Programme oder direkte Gespräche.
Statt künstlicher Empörung wäre eine nüchterne Analyse angebracht: Warum hat sich der Politiker gegen eine Teilnahme entschieden? Gibt es strukturelle Probleme in der politischen Kommunikation? Demokratie lebt vom Austausch – aber auch von der Freiheit, selbst zu entscheiden, wann und wo man sich äußert.
Die Antwort von Frau Pietsch war zu erwarten.. Hohe Einschaltquoten sind noch kein Beleg für Qualität und die Zu-friedenheit von Hörern und Zuschauern. Sonst müsste die AfD ja eine besonders qualitative Partei sein, bei der Zahl der Follower, die sie in den sozialen Medien hat. Ich teile die Meinung von Herrn Röwekamp über Radio Bremn, die meines Erachtens gleichermaßen für den Weser-Kurier zutrifft. Beide Medien verbreiten keine Fake-News und be-
richten in der Regel auch nicht falsch.. Vorzuwerfen ist ihnen vielmehr die Einseitig ihrer Berichterstattung sowie das Unterschlagen von Informationen und Meinungen., was ich als Landesvorsitzender des CGB immer wieder schmerzhaft feststellen muss. Wenn auf den Internetseiten von Radio Bremen oder dem Weser-Kurier nach „CGB“ sucht und nicht fündig wird, muss davon ausgehen, dass es die christlichen Gewerkschaften nicht oder nicht mehr gibt. Anderen Organisationen dürfte es ähnlich gehen.
Interessant, dass sie einer „Zusammenarbeit“ widerspricht, Buten und Binnen aber selber unter den Facebook Post kommentiert „Viele Ihrer CDU Kolleginnen und Kollegen arbeiten mit uns professionell zusammen“. Was denn nun?
Links – Grün – Rechts…: Diese Begriffe sind allenfalls noch im historischen Rückblick sinnvoll. Aktuell wird alles überlagert von unterschiedlichen Ausprägungen der Identitäts- / Lebensstilpolitik. Es geht um „Wokeness“, um eine moralisch übertriebene politische Korrektheit in allen Lebensbereichen, und daran scheiden sich die Geister. Viele Bürger fühlen sich politisch nicht mehr repräsentiert und in ihrem alltäglichen Leben in den Medien nicht berücksichtigt oder verzerrt wiedergegeben – das geht nicht nur Herrn Röwekamp so. Wer sich im Bildungsbereich ausgegrenzt, im Wohnungsmarkt verdrängt, durch Maßnahmen der Energiewende oder der Migrationspolitik verunsichert oder existenziell bedroht fühlt, sich durch eine ideologisierte Mobilitätspolitik aus dem Wohnquartier vertrieben oder auch „nur“ durch das allgegenwärtige Gendern sprachlich bevormundet fühlt, der verliert Vertrauen in Politik und Medien, die den Eindruck erwecken, in diesem Sinne den Bürger „erzieherisch“ auf den „korrekten“ Lebenspfad bringen zu wollen.
Radio Bremen und andere Medien sollten sich als „Vierte Gewalt“ mit dieser Entwicklung kritisch auseinandersetzen – stattdessen werden sie zunehmend zum Teil des Problems. Beeindruckend und erhellend war eine immer noch aktuelle Dokumentationsserie der englischen BBC, in der ohne zu diskreditieren, dämonisieren und auszugrenzen Hintergründe dafür aufgezeigt wurden, warum in ausgewählten europäischen Ländern Menschen sich rechtsradikalen / rechtspopulistischen Bewegungen zugewandt haben. Durchgeführt wurden die Recherchen von Edward Balls: Kein Journalist (!), sondern ein ehemaliger Politiker der Labour Partei, der durch Gespräche auf Augenhöhe die Beweggründe frustrierter Bürger aufgezeigt hat. Er gelangte nur ein Mal an die Grenze des Erträglichen, als er zu einem Abendessen beim Bremer AfD-Politiker Frank Magnitz eingeladen war (Travels in Euroland with Ed Balls, 2020).
Die Rückbesinnung auf journalistische Tugenden könnte in den Redaktionen zu einem selbstkritischen Umgang mit den eigenen politischen Grundüberzeugungen führen.
@Eckhard Hansen ist hier aus vollem Herzen zu zustimmen! Ausgewogene Berichterstattung – egal in welchem journalistischen Medienformat – schließt eine sorgfältige Themen- und Quellenrecherche, eine differenzierte Berichterstattung bei professioneller Selbstreflektion mit ausreichender Bewertungsoffenheit genaso mit ein, wie
die Notwendigkeit dabei,ein transparentes Etikett der eigenen Arbeit zu verwenden – ob etwa eine persönliche Meinung/Überzeugung (bsp. bei Pro-Contra- ) dargestellt wird oder ein (objektiv zu handhabender) journalistischer Themen-Bericht, vorliegt. Ob dabei eine evt. weltanschaulich gefärbte, persöhnlich religiös intendierte oder sozial-politisch beeinflußende eigene Meinung einfließt, sollte gekennzeichnet werden, wenn sie denn überhaupt einfließen soll. Zudem sollten die derzeit vorhandenen großen Problembereiche unseres Landes , die die Bevölkerung umtreiben, deutlicher, objektiver und auch nach jeweiligen Schwerpunktregionen (Ost/West etc. ) regional differenzierter journalistisch untersucht und auch in ihrer Bedeutung für die Menschen dargestellt werden. Die zitierte Studie der Uni Dortmund aus 2024 kann hierzu als ein wissenschaftlich ausreichendes Indiz für eine „thematische Verengung“ und „weltanschauliche Zentrierung“ eines Gros der journalistischen Berichterstattung genommen werden.
Begriffe wie „Schlagwortjournalismus“ und Vorwürfe wie „Lügenpresse“- müssen ernst genommen werden und Anlass zur kritischen Selbstermahnung in der täglichen Arbeit werden. Unbeantwortet aber, tragen sie leider zu einer weiteren gesellschaftlichen Verhärtung und sozialen Desintegration bei.
Seltsame Debatte.
Aus meiner Sicht hat Felix Krömer mit den Interviews der Bundestags-kandidaten und -kandidatinnen in Buten und Binnen einen guten Job gemacht. Man bekam ein aktuelles Bild von den Kandidaten und Kandidatinnen und wofür sie stehen. Ich fand das weder scheinheilig noch dem Rechtspopulismus förderlich.
Thomas Röwekamp habe ich nicht gewählt, weil ich kein Bild von ihm hatte. Das Profil auf der CDU-Website war mir dafür zu mager. Ich habe sein Fehlen so interpretiert, dass ihm ein Interview in der Öffentlichkeit lästig war. Mag falsch sein. Aber das ist der Eindruck, der bei mir hängengeblieben ist
Umgekehrt kann ich die Empörung von Frau Pietsch nicht nachvollziehen, Thomas Rövekamp betreibe ein übles Framing, weil er Radio Bremen einen hohen Anteil links-grüner Journalisten unterstelle. Es ist doch keine Schande, Mitglied einer politischen Partei zu sein und/oder mit Parteimeinungen zu sympathisieren! Schon mein Vater hat mir erzählt, dass der Bayrische Rundfunk von den Schwarzen und Radio Bremen von den Roten regiert wird. Seitdem sind 50 Jahre vergangen und die Demokratie ist immer noch nicht zerstört.
Aber was soll der Ansatz, die Postulierung eines hohen Anteils von links-grünen Journalisten sei unseriöse Meinungsmache gegen Radio Bremen? Röwekamp wie Pietsch sind sich ja offensichtlich einig, dass ein hoher Anteil links-grüner Journalisten auf die Arbeit des Senders durchschlägt. Negativ natürlich.
Aber was verbirgt sich dahinter für eine Geringschätzung journalistischer Ethik? Denn in dieser Denke kann es ja nur sein, dass ein Journalist, der einer Partei angehört, in seiner journalistischen Arbeit ausschließlich die Parteilinie vertritt und Journalistik sich dann in der Verbreitung von Parteimeinungen erschöpft. Sonst macht der Ansatz methodisch keinen Sinn! In dieser Denke ist kein Platz mehr für den Ansatz, dass ein professionell ausgebildeter Journalist, auch wenn er einer Partei angehört, dennoch eine unabhängige und überparteiliche Recherche machen kann.
Natürlich gibt es Qualitätsmängel bei den Medien und im ÖRR auch wenn dazu wohl wenig belastbare Studien vorliegen. Warum eigentlich? Statt sich nur zu empören, wäre es hilfreicher, auf Ursachenanalyse zu bestehen. Es gibt ja offensichtlich eine Menge Ansatzpunkte: Schlechte Ausbildung, Erfolgsdruck, schlechte Personalauswahl, schlechte Karrierechancen, Konformitätsdruck, Angst vor Arbeitsplatzverlust etc. Welche Auswirkungen haben diese Faktoren auf journalistische Qualität? Das wäre seriös.
Ich will nicht viel texten.
Aus meiner Sicht kann Herr Rövekamp sehr wohl auf den Sender zugehen. Er ist mitnichten auf Kopf und Mund gefallen und kann sich wehren bzw. seine Ansichten gut rüberbringen. Außerdem ist er beim Austeilen auch kein Kind von Traurigkeit. Normal hätte er sowas als Herausforderung gesehen. Fazit: neuer Versuch.
Ob es ein solcher Superlativ ist, zum 5. Mal in Folge das erfolgreichste Regional Magazin der ARD zu sein ist fraglich, wenn man z. B. an die journalistische Feinarbeit des rbb im Falle Stefan Gelbhaar denkt. Auch die folgende kleine Episode, in der Journalistin Hadija Haruna-Oelker, eine Mitarbeiterin des hessischen Rundfunks sich als „normale“ Demonstrantin bei der Kundgebung „Frankfurt und Kassel zeigen Flagge gegen Rechts“ unters Volk mischt, „zufällig“ vom Hessischen Rundfunk Interviewt wird und beredt erklärt, wie das korrekte Weltbild aussieht, belegt den Kommentar von @Eckhard Hansen, sehr deutlich. Als auf X dann die ersten Bilder von Frau Haruna-Oelker als Nachrichten Sprecherin des Hessischen Rundfunks, zusammen mit ihren Demonstrantin-Bildern auftauchten, sah sich der HR genötigt, dem Filmclip ein paar identifizierende Bauchbinden hinzuzufügen und unter dem Nachrichtentext folgende Erklärung zu bringen
[Wir haben diesen Beitrag korrigiert. In einer früheren Version war Hadija Haruna-Oelker nicht als freie Mitarbeiterin des Hessischen Rundfunks gekennzeichnet. Das haben wir nun geändert. Wir haben sie als geladene Rednerin interviewt und Ausschnitte gesendet. Frau Haruna-Oelker war selbst weder an der Erstellung noch an der Abnahme des Beitrags beteiligt.]