Der „technicus maximus“ des Blogs kann mir leider nicht mehr beispringen…

23.04.2025 5 Von Axel Schuller

Liebe Leserschaft, wenn ich technisch dazu in der Lage wäre, würde ich den heutigen Blog mit einem schwarzen Trauer-Rand umgeben. Kann ich aber leider nicht. Und dennoch: Wilhelm „Willi“ Karg (77) ist tot. Weshalb ich darauf hinweise: Willi war mein Mann fürs Technische. Manchmal habe ich ihn hier als meinen „technicus maximus“ bezeichnet. Für mich war er eine der wichtigsten Bekanntschaften der jüngeren Vergangenheit. Bei mehreren maritim-ausgerichteten Vereinen in Bremen-Nord hinterlässt er zudem eine riesige Lücke. Liebe Leserschaft, ich möchte heute seiner gedenken. Und ihm danken. Mögen Sie mich dabei begleiten?

„Ich habe Ihren Blog gelesen. Interessantes Projekt. Sie haben geschrieben, dass Sie technische Unterstützung brauchen. Wie kann ich Ihnen helfen?“

Das waren die ersten Sätze, die Willi Karg sagte, als er mich im Januar 2022 anrief.

Offen gesagt: Er klang deutlich älter, als ich meine eigene Stimme wahrnehme, so dass ich vorsichtig fragte: Was haben Sie denn früher gemacht? „Ich BIN in der IT-Branche tätig“, sagte er, mit deutlicher Betonung auf BIN.

Wow, dachte ich.

Wir trafen uns im Bistro der „Gondel“. Der Ort war doppelt begründet. Willi war ein gewichtiger  Mann und konnte schon 2022 nicht mehr gut laufen. Und: Er brachte einen Kumpel aus Schwachhausen mit, den ich aus meinem früheren journalistischen Dasein kannte: Peter Zerfowski. Ehemals – unter anderem – für die Werbung bei Lotto Bremen zuständig, dann als Rentner Kargs Partner in einer Beratungsfirma.

Dass die beiden als Duo auftraten, erwies sich für mich als Glücksfall. Peter „Zerf“ Zerfowski verstand es nämlich, Willis – für meine Ohren zu technische – Ausführungen zu übersetzen – und Willi Karg im Gegenzug meine Wünsche an die Blog-Technik zu verklaren. Wie eine Art Technik-Dolmetscher.

Am Ende einigten wir uns – im Zuge einer Spontan-Freundschaft auf eine Zusammenarbeit der speziellen Art:

Anfangs wöchentliche Besprechungen im Gondel-Bistro; Umstellung meines auf einer völlig falschen (weil Verkaufs-) Plattform zusammengebastelten Blogs auf ein Profi-System; Neugestaltung der Seite; Einrichten eines Archivs; und vieles mehr.

Preis: Getränke und Verzehr auf meine Rechnung.

Soviel war mir mein Blog-Baby allemal wert.

Schnell bemerkte ich Willis Vorliebe für Quiche Lorraine und Cola Zero.

Meine badische Frau backt herrliche Quiches. Willi wurde zum freudigen Abnehmer.

Und so harmonierten er und ich über drei Jahre und dreieinhalb Monate als Team.

Ich recherchierte und schrieb; Willi brachte alles in Form, baute Bilder und Verlinkungen ein.

Als letzte „Tat“ integrierte er das Foto von Matthias Ditzen-Blanke in den Osterblog „Zwischenruf: Chef der deutschen Zeitungsverleger…“

Weitere Anrufe bei ihm gingen ins Leere.

Wilhelm Karg wurde vorige Woche tot in seiner Wohnung in Bremen-Nord gefunden. Besonders tragisch. Er war gerade mühsam in eine kleinere, barrierefreie Wohnung umgezogen.

Willi war ein für mich machmal seltsamer, immer wieder schillernder Mensch. Fast immer bestens gelaunt. Gespräche am Telefon begannen meist „Hallo Axel, was kann ich denn heute gegen dich unternehmen…“

Willi kam (wie auch ich) aus einfachen Verhältnissen in Frankfurt am Main. Vater: Hausmeister, Mutter: Hausfrau. Nach einer handwerklichen Lehre wollte er mehr. Auf dem Zweiten Bildungsweg – seinerzeit von Bundeskanzler Willy Brandt propagiert – erlangte er die Hochschulreife, studierte Betriebswirtschaft.

Sein Aufstieg dank des Zweiten Bildungsweges bewog ihn, Mitglied der SPD zu werden und zu bleiben. Trotz aller Widersprüche zur aktuellen Sozialdemokratie. Oft hörte Willi – nicht nur von mir – dass er mit seinen wirtschaftsorientierten Gedanken in manche Partei passe, aber doch keineswegs in die SPD. Darauf reagierte er stets stoisch: „Ich werde nie vergessen, was ich der SPD-Politik von damals zu verdanken habe. Und deshalb bleibe ich in der Partei (wie übrigens auch sein Geschäftspartner „Zerf“). Die Logik kommt halt nicht immer zum Tragen…

Beruflich war er in seinem Leben so erfolgreich, dass er neben seinem Mercedes noch drei Oldtimer in der Garage stehen hatte. Willi arbeitete u.a. für Internet-Größen wie Otto-Versand und Lufthansa. 

Privat gingen seine Hoffnungen und Erwartungen leider immer nur für kurze Zeit in Erfüllung.

Willi Karg wohnte in seiner aktiven Zeit als IT-Unternehmer in Bremen. Als Rentner siedelte er nach Bremen-Nord um.

Willi engagierte sich für die „Maritime Meile“, für den Erhalt des Ur-Seenotkreuzers „Bremen“ im Vegesacker Hafen. Wollte unbedingt ein Gastroschiff nach Vegebüdel holen. Zuletzt setzte er sich mit Mitstreitern dafür ein, den vor der Vulkan-Werft aufgebockten Schlepper „Regina“ vor dem Durchrosten zu bewahren.

Willi Karg hinterlässt in diesen Vereinen eine Riesen-Lücke. Auch eine in der Nord-Bremer SPD, wo er in der Arbeitsgemeinschaft 60 plus aktiv war.

Die Vorstände der „MG-Freunde“ und der „Automobilfreunde“ verlieren ebenfalls einen engagierten, ideenreichen Mitstreiter.

Ich auch. Er fehlt mir als „technicus maximus“ – und als Freund.

Liebe Leserschaft, ich hoffe, dass ich meinen Blog bremensogesehen fortsetzen kann. Willi wollte den Versand des Newsletters „nach Ostern“ auf „die Profi-Ebene“ heben. Also das System so aufrüsten, dass ich nicht länger einen Teil der Mails händisch verschicken muss.

Liebe Leserinnen und Leser, für die technische Betreuung meines Blogs benötige ich ehrenamtliche Hilfe. Wer jemanden kennt, der jemand kennt… bitte bei mir melden.

Auch wenn es gerade schwer fällt: Munter bleiben!

Herzlichst

Ihr Axel Schuller