Geld zum Fenster raus: Landes-Mindestlohn-Polizei, FreiKarte und Awareness-Teams

20.05.2025 5 Von Axel Schuller

So allmählich schlägt’s 13 in unserem Ländchen. Bremen ist überschuldet (23,9 Milliarden Euro), Bremen kann seinen Haushalt ohne die Hilfe (925 Millionen) aus Bayern, Baden-Württemberg und Hessen (Länderfinanzausgleich) nicht aufstellen. Gleichzeitig schmeißen wir die Kohle aus dem Fenster. Eine Mindestlohn-Polizei soll (neben dem zuständigen Zoll) die Einhaltung des (Landes-)Mindestlohns überwachen. Die SPD will die FreiKarte für 0- bis 18-Jährige fortsetzen. Wohlfühlteams werden im Viertel während der Partyzeiten zur Betreuung Verängstigter angeheuert. Jens Eckhoff, gestandener CDU-Finanzpolitiker, hat den Irrsinn gestern zu Recht gegeißelt (seine Presseerklärung lesen Sie bitte in einem Extra).

Senat und Parlament sind – obwohl wir so klein sind – „Verfassungsorgane“. Sie stehen somit unter besonderem rechtlichen Schutz. Deshalb, liebe Leserschaft, muss ich heute aufpassen, dass die sprachlichen „Gäule“ nicht mit mir durchgehen. Ab liebsten würde ich häufiger das einzig passende Wort „irre“ verwenden, tue ich aber mit Rücksicht auf meine leider begrenzten finanziellen Mittel nicht.

Bundes-, Landes- und Kommunalpolitiker führen stets beredt Klage, der Staat benötige mehr Geld, um all seine wichtigen und vor allem gut gemeinten Aufgaben erfüllen zu können.

Falsch: Der „Staat“ muss endlich seine Leistungen mit dem Ziel durchforsten, ob wirklich alles notwenig ist.

Schauen wir auf Bremen.

Die Wirtschaftsdeputation hat jüngst 4,2 Stellen für die „Sonderkommission Mindestlohn“ (im Ressort von Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt, Linke) freigegeben. Im Arbeitsressort von Dr. Claudi Schilling (SPD) gibt es bereits 2 Stellen für den Themenbereich.

Diese 6,2 Mitarbeiter übernehmen künftig die angeblich unabdingbare Aufgabe, die Einhaltung des Landesmindestlohn (LML) zu überprüfen. Jawohl, des Landesmindestlohns. Bremen leistet sich nämlich einen eigenen Mindestlohn, hat diesen auf 14,28 Euro festgesetzt. Im Bund gilt bislang noch die (vom Zoll überprüfte) Marke von 12,82 Euro.

LML müssen Unternehmen an ihre Mitarbeiter zahlen, wenn sie Aufträge von bremischen Behörden und städtischen Firmen erhalten wollen.

Natürlich sind Behörden und bremische Firmen vor Auftragsvergabe verpflichtet zu prüfen, ob die Auftragnehmer tatsächlich den Landesmindestlohn zahlen.

Aber egal, doppelt hält nach Meinung der zuweilen offenbar geistig mäandernden Regierung eben besser. So wird mithin eine neue Mindestlohn-Polizei ins Leben gerufen.

Rhetorische Frage: Hat Bremen wirklich zu wenig Geld, oder gibt es das Geld anderer einfach für Unsinn aus?

Nächster Fall FreiKarte: Die SPD drängt darauf, allen 0- bis 18-Jährigen Bremern weiterhin jährlich mit 60 Euro gefüllte FreiKarten zu schenken. Kosten in 2024: 4,9 Millionen Euro. Die Karten wurden überwiegend für Besuche des Frei- und Weihnachtsmarktes sowie der Osterwiese und Kinos genutzt. Teilweise wurden Karten auch auf ebay zu Geld gemacht.

Um die Sinnhaftigkeit des staatlich unterstützten Freizeitspaßes zu untermauern, hat die SPD-Fraktion (auf wessen Kosten eigentlich?) laut WK eine Umfrage unter 1.000 Bremern m/w machen lassen. Die Ergebnisse des Berliner Institutes „pollytix“ können Sie im Weser-Kurier von heute (20.5.2025) nachlesen. Fast alle Bremer sind angeblich dafür. Komisch, dass ich so viele Andersdenkende kenne.

Besonderes Schmankerl: Eine geschäftsführende Gesellschafterin des mir bis heute unbekannten Umfrage- und Beratungsinstitutes pollytix, eine Frau Jana Faus, beginnt ihre eigene Profilbeschreibung auf der Website der Firma mit den umwerfend wegweisenden Worten: „Feministin und Antifaschistin“.

Na, wenn das nicht die Seriosität der pollytix-Umfragen hebt…

Rhetorische Frage: Darf sich Bremen die FreiKarte weiter leisten, obwohl es die in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen (Geberländer des Länderfinanzausgleich) nicht gibt?

Nächster „Fall“: Die Senatsressorts für Inneres (SPD), Soziales (SPD), Frauen (Linke) und Wirtschaft (Linke) haben beschlossen, Besucher des Ostertorviertels künftig wieder an Wochenenden und in Nächten vor Feiertagen (immer von 22 bis 4 Uhr) durch Wohlfühlteams („Awareness) vor Übergriffen zu schützen.

Das ist bestimmt gut für die Betroffenen. Die immerhin vier Senatsbehörden vergaßen in ihren Presseerklärungen leider zwei Fakten: Wie viele Teams á zwei Personen werden im Viertel unterwegs sein und wie viel Geld bringt der Senat dafür auf. Der Tagespresse waren dazu leider ebenfalls keine Zahlen zu entnehmen.

Die Wirtschaftsbehörde teilte bremensogesehen (nach Erscheinen des Blogs) auf Anfrage mit:

„Moin Herr Schuller,

im Rahmen des Awareness-Teams sind in der Regel pro Abend zwei Teams à zwei Personen in der Innenstadt unterwegs.

Die Gesamtmittel belaufen sich auf 105.000 € für 2025 und setzen sich wie folgt zusammen:

  • Die Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation: 40.000 €
  • Die Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz: 20.000 €
  • Die Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration: 15.000 €
  • Der Senator für Inneres und Sport: 15.000 €
  • Die Senatskanzlei: 15.000 €

Meine rhetorische Frage lautet auch nach dieser Senats-Antwort: Muss Bremen sich betreute Party-Besuche leisten? Schließlich kann jeder Erwachsene frei wählen, ob er/sie sich auf möglicherweise gefährlichen Partymeilen aufhalten möchte.

Diese drei Beispiele, liebe Leserschaft, passen überhaupt nicht zur Presseerklärung von Finanzsenator Björn Fecker vom Montag, 19.5. Die Überschrift lautet: „Steuereinnahmen im Land brechen weiter ein“.

Letzte rhetorische Frage: Hat Bremen zu wenig Geld, oder geben wir die Kohle schlicht und ergreifend falsch aus?

Munter bleiben!

Herzlichst

Ihr Axel Schuller

P.S.: Die Presseerklärung von Jens Eckhoff zum finanzpolitischen Niedergang Bremens finden Sie im Wortlaut in einem eigenen Blog-Stück.

P.P.S.: Sobald die SPD die Frage nach den Kosten für FreiKarte-Umfrage durch „pollytix“ beantwortet, werde ich dies im Text einpflegen.