Dauer-„Baustellen“ und kein Ende: Stehen Bremer mehrheitlich auf Masochismus?
In Bremen gibt es tolle Projekte. Einige nur auf dem Reißbrett, andere wurden sogar realisiert. Und dann gibt’s Themen, welche die Stadtverwaltung einfach nicht gebacken kriegt: Domshof-Umgestaltung, Straßenbahn aus der Obernstraße, Haltestelle Domsheide, ÖPNV-Erschließung der Überseestadt und der neueste (furchtbare) Hit: Quartiersgaragen.
Fangen wir mit dem Positiven an: Richtig gut – auch imagemäßig – läuft die High-End-Heiz/Kühlzentrale für den neuen Stadtteil „Überseeinsel“ (Ex-Kellogg’s Gelände) des Großinvestors Dr. Klaus Meier. Beeindruckend: Die Zech-Zentrale am Kopf des Ex-Europahafens. In Planung: 300 Wohnungen der Rolf Specht-Gruppe auf der Überseeinsel (Ex-Rickmers Reismühle). Übrigens auch grandios: Die unglaublich beharrliche Dauer-Sanierung der rund 40.000 Gewoba-Wohnungen. Hervorzuheben: Besiedlung und vielfältige Nutzung des Ex-Brinkmann-Areals (Tabakquartier) in Woltmershausen – mit Hallen für die Bremer Philharmoniker, „Kletterhalle“ und Boulevard-Theater. Und viele weitere Projekte in der ganzen Stadt.
Was Bremen aber weiterhin fehlt: Beispielweise architektonische Highlights wie eine Elbphilharmonie. Daniel Libeskind wollte uns ein neues Wahrzeichen am Brill in Form begrünter Türme schaffen. Doch wir Bremer waren für solch ein extra-ordinäres Bauwerk einfach zu mutlos. Schade.
Damit wären wir bei den Bremer Katastrophen-Dauerbrennern.
In den 70er Jahren gab es zwar Vorschläge (wie in allen normalen Großstädten), die Straßenbahn (vom Viertel bis zum Brill) unter die Erde zu packen. Damals war Bremen noch Geberland(!) im Länderfinanzausgleich, hatte also das notwendige „Kleingeld“ dafür – aber schon damals mangelte es am Mut.
Seitdem quälen wir uns mit der Bahn in der Obernstraße herum. Gutachten um Gutachten zur möglichen Verlegung der Tram in die Martinistraße wurden bestellt, bezahlt und abgeheftet. Am Ende: Alles bleibt wie immer.
Mittlerweile doktert man gefühlt ewig an der notwendigen Erneuerung der Groß-Haltestelle an der Domsheide herum. Die jahrelange Hängepartie geht demnächst vermutlich dank einer Klage des Behindertenbeauftragten in die (unendliche?) Verlängerung. Bremen hat – zumindest bei den Straßenbahnen – den Hang zur Größe. Die Haltestelle an der Domsheide muss deshalb weiter in Richtung Weser (Neustadt) rücken, was Behinderte besonders betrifft.
Warum ist es in dieser immer noch wirklich schönen Stadt eigentlich nicht möglich, den ÖPNV-Hauptverkehr vom Gericht über Violenstraße und Bahnhof sowie via Neustadt um die Obernstraße herumzuführen?
Domshof: Bremen will partout einen großen Platz für Zusammenkünfte vorhalten. Warum muss das unbedingt der Domshof sein? Die Steinwüste Bürgerweide ist nun wirklich nicht zu weit weg. Diesen Parkplatz könnte man problemlos temporär auch für Kundgebungen nutzen.
Der Domshof muss weder per Düne noch mit einem „Café Adlerhorst“ aufgepeppt werden. Gott sei Dank ist dem Senat das Geld dafür ausgegangen…
Alle Wien-Besucher schwärmen vom Flair des Naschmarktes, in München gilt der Viktualienmarkt als Highlight. Ist es wirklich so schwer, gelungene Elemente anderer Einrichtungen auf Bremen zu übertragen? Gerne unter Einbeziehung der Markthalle-Acht-Betreiber, Bremer Gastronomen und erfolgreicher Extras wie „Daisy’s Diner“ in Oyten. Letztgenannter Laden zieht junge Leute geradezu magnetisch an. Für den „Wochenmarkt“ bliebe dennoch genügend Raum.
Neues Sonder-Thema Quartiersgaragen. Bremen meint nach höchstrichterlichem Urteil, das aufgesetzte Parken komplett unterbinden zu müssen. Also werden in vielen Stadtteilen bis zu 50 Prozent der Parkgelegenheiten „ausradiert“. Doch wohin mit den Autos? Kann ja keiner wegzaubern.
Die Behörde suchte ihr Heil in einer Machbarkeits-Studie von Quartiersgaragen. Ergebnis: angeblich zu teuer. Und jetzt?
Die ersten Straßen in Findorff und in der Neustadt werden dennoch einseitig von parkenden Autos „befreit“. Die Autofahrer weichen (noch) in andere Straßen aus. Das wird aber nicht lange gut gehen. Dann wird unerbittlich um jeden Platz gestritten – hoffentlich friedlich!
Meine Vermutung: Dieses sensible Thema wird die SPD bei der nächsten Bürgerschaftswahl viele, viele Stimmen kosten. Bürgerinitiativen im Viertel und Findorff machen mobil. Selbst im bürgerlichen Schwachhausen rumort es. Dort hat sich gerade die erste Initiative gegen das Abräumen parkender Autos gegründet. „Minus 50% NEIN nicht mit uns“ – den Namen muss man sich wohl merken
Noch ein paar Sätze zur Quartiersgaragen-„Studie“:
Die Ergebnisse dieser Untersuchung werfen aus meiner Sicht mehr Fragen auf als sie Antworten liefert. Da werden weitreichende Aussagen über mögliche Standorte, Kosten und Mietpreis-Korridore auf Grundlage wenig brauchbarer Daten getroffen. Ein Beispiel: In Findorff (25.000 Einwohner) wurden die Äußerungen von gerade einmal 87 Bewohnern ausgewertet. Rechnen Sie mal: 87 von 25.000 sind sagenhafte 0,35 Prozent! Früher sagte man bei solcher Gelegenheit: Ich glaub‘, mein Schwein pfeift.
Bürger wurden nicht repräsentativ ausgewählt und befragt, sondern Menschen konnten sich beteiligen, sofern sie denn von der online-Umfrage erfahren hatten. Diese Art der Meinungserforschung nährt Zweifel an der Seriosität dieser Studie.
Der demokratisch gewählte Beirat wurde erst gar nicht befragt. Unklar blieb, ob die 87 Menschen tatsächlich allesamt in Findorff wohnen und ob sie Autofahrer, also wirklich Betroffene, sind.
Ist dies bereits merkwürdig, wird es noch heftiger, wenn man sich die „Kostenkalkulation“ für mögliche Quartiersgaragen in Findorff anschaut. Demnach errichtet wer auch immer eine Quartiersgarage, und die städtische Brepark betreut diese.
Die Brepark ruft dafür „Bewirtschaftungskosten“ pro Stellplatz und Monat in Höhe von sage und schreibe 60 Euro auf. Leute, geht’s noch? In Berlin kalkuliert man mit 20 bis 25 Euro; was auch noch happig ist.
Will die Brepark die Plätze mit einem Rasierpinsel „fegen“ und Schmutz mit einer Pinzette aufnehmen lassen?
Ungefragter Rat von bremesogesehen: Liebe Bürgerschaftsabgeordnete der Opposition, aber gerne auch mal der Regierungs-Koalition: Da sollten Sie vielleicht doch mal genauer hinschauen…
Blicken wir zum Schluss noch kurz in die Überseestadt. Zur Architektur kann ich mich als Laie nicht inhaltlich äußern. Deshalb nur ein Eindruck: Ich finde die Bebauung teilweise langweilig. Insbesondere Schluchten á la Kommodore-Johnsen-Boulevard – aktuell der angesagteste Poser-Highway.
Bremen baut bekanntlich gerne neue Zentren und kümmert sich erst mit deutlichem Zeitversatz um die verkehrliche Erschließung. Beispiel: Das Güterverkehrszentrum, parallel zum Neustädter Hafen. Vor nunmehr 40 Jahren erfolgreich gegründet – der Autobahnanschluss ist aber immer noch nicht fertig.
Ähnliches spielt sich nun in der Überseestadt ab. Zwischen Ex-Kellogg’s und Zech-Weltzentrale möchte man die Straßenbahn bis zur Europahafen-Einfahrt und dann über das Hafenbecken auf die andere Seite Richtung Großmarkt bis zum ehemaligem Zollturm am Ende des Kommodore-Johnsen-Boulevards führen. Damit die „Bimmelbahn“ aber überhaupt übers Wasser kommt (und noch Segelschiffe drunter durchpassen), ist eine Brücke notwendig. Der Weg dorthin gelingt nur über eine mega-lange Rampe. Die allerdings würde Herrn Meiers schöne neue Überseeinsel mitsamt Rolf Spechts Neu-Siedlung und die grandiosen Neubauten der Zech-Group am Europahafen regelrecht durchschneiden.
Meine Prognose: Daraus dürfte in den nächsten zehn Jahren nix werden. Dabei staut sich der Verkehr schon heute aufgrund der vielen Arbeitnehmer in den Büros der Überseestadt.
Liebe Leserschaft, Bremen hat so viel Gutes zu bieten – macht sich aber das Leben an vielen Stellen unnötig schwer. Man könnte fast den Eindruck gewinnen, dass die Bremerinnen und Bremer irgendwie auf diese Art Masochismus stehen…
Munter bleiben!
Herzlichst
Ihr Axel Schuller
Moin Axel, guter Blogbetrag mit interessanten Fakten und Argumenten; gern um drei Punkte zur Information ergänzt:
1. Zur Quartiersgaragen-„Studie“: Du schreibst: »Die Ergebnisse dieser Untersuchung werfen aus meiner Sicht mehr Fragen auf als sie Antworten liefert. Da werden weitreichende Aussagen über mögliche Standorte, Kosten und Mietpreis-Korridore auf Grundlage wenig brauchbarer Daten getroffen. Ein Beispiel: In Findorff (25.000 Einwohner) wurden die Äußerungen von gerade einmal 87 Bewohnern ausgewertet. Rechnen Sie mal: 87 von 25.000 sind sagenhafte 0,35 Prozent! Früher sagte man bei solcher Gelegenheit: Ich glaub‘, mein Schwein pfeift.«
Das verwundert bei der wie in Bremen üblich miserablen und aus der Zeit gefallenen Kommunikation (ohne große Reichweite) der Befragung im Vorfeld zur Studie natürlich nicht. Auch sollte man wissen, dass bei einer ähnlichen Befragung ohne jedes Ergebnis zwei Jahre vorher schonmal STEUERGELDER SINNLOS VERBRANNT worden sind. https://www.google.com/url?sa=t&source=web&rct=j&opi=89978449&url=https://www.ortsamtwest.bremen.de/sixcms/media.php/13/Beiratsprotokoll%2520Findorff%2520vom%252021.02.2023%252C%2520vorl%25C3%25A4ufig.pdf&ved=2ahUKEwi04JixnNyNAxX3RfEDHR0tERIQFnoECBoQAQ&usg=AOvVaw3pdpZ6nM756CPMNPmoFrBl
2. Wie erfolgt die BürgerInnenbeteiligung? Du schreibst: »Bürger wurden nicht repräsentativ ausgewählt und befragt, sondern Menschen konnten sich beteiligen, sofern sie denn von der online-Umfrage erfahren hatten. Diese Art der Meinungserforschung nährt Zweifel an der Seriosität dieser Studie. … Unklar blieb, ob die 87 Menschen tatsächlich allesamt in Findorff wohnen und ob sie Autofahrer, also wirklich Betroffene, sind.«
Völlig richtig. Optimistisch und tatsächlich nur sehr bedingt zutreffend hingegen bewertet das ASV das eigene Handeln bezogen auf die Information der Bürger:
» Die Maßnahmen werden durch eine umfassende Bürger:innenbeteiligung begleitet. Für das Ordnen des Parkens erfolgt diese Beteiligung durch die Einbindung von Beiräten und die Teilnahme der Behörde an den Beiratssitzungen. Darüber hinaus wird geprüft, ob es Angebote zur Beteiligung bei der Ausgestaltung von Begleitmaßnahmen geben wird, z.B. Standortvorschläge für Fahrradbügel. Eine Bürger:innenbeteiligung für die Standortsuche für Quartiersgaragen und Mehrfachnutzung von Parkflächen wurde schon im Rahmen der zurzeit in Bearbeitung befindlichen Machbarkeitsstudie „Quartiersparken in Bremen“ durchgeführt.«
In Findorff gab es auf einer kürzlichenBeiratssitzung seitens der AnwohnerInnen ganz andere Infos dazu, wie das ASV bereits bei einer simplen, extern beauftragten Wurfsendung gescheitert ist, die niemand seitens des Amtes kontrolliert hat. Man hat Besserung versprochen: https://www.findorff-gleich-nebenan.de/2025/05/01/herstellung-der-rettungssicherheit-in-der-andreestra%C3%9Fe-in-findorff-wer-sagt-hier-nicht-die-wahrheit/
Warum die Kommunikation der Beiräte zu Themen in den Stadtteilen seit Jahren miserabel ist und warum die allgemein und auch hier natürlich so NICHT funktioniert kann man hier erfahren: https://www.findorff-gleich-nebenan.de/magazin/bremen/politik/cornelia-wiedemeyer-ortsamt-west/ und https://www.findorff-gleich-nebenan.de/magazin/bremen/politik/beirat-findorff/
3. Wie und wann werden die Beiräte einbezogen? Du schreibst: »Der demokratisch gewählte Beirat wurde erst gar nicht befragt. Unklar blieb, ob die 87 Menschen tatsächlich allesamt in Findorff wohnen und ob sie Autofahrer, also wirklich Betroffene, sind.«
Der Beirat als »Entscheider«? Diese Möglichkeit hatten wir in Findorff seit 2019 bereits rauf und runter. Beiräte haben in erster Linie beratende Funktion. Sollen sie entscheiden wirken sie oft völlig überfordert; insbesondere dann, wenn man ihnen seitens des Bremer Senats Themen reindrückt, die auf ganz anderer Ebene politisch zu entscheiden wären. https://www.findorff-gleich-nebenan.de/findorff/magazin/bremen/lieblingsorte/brot-und-spiele/
Nächster Versuch: Mit dem 4-Stufenplan zur Parkraumneuordnung darf der Beirat am Ende erneut wieder einmal abstimmen, ob Bewohnerparken diesmal eingeführt werden soll oder nicht.
Was schreibt das ASV diesmal dazu : »Die Novelle der Straßenverkehrsordnung (StVO) eröffnet hier neue Möglichkeiten, da die Bedingungen für die Einführung von Bewohner:innenparken vereinfacht wurden. Die Einführung von Regelungen zum Bewohner:innenparken in den Quartieren wird mit dem örtlich zuständigen Beirat abgestimmt und erfolgt nur im Einvernehmen mit diesem.«
Immerhin, man bemüht sich zu kommunizieren, auf einer (1) schwer auffindbaren Internetseite, die niemand kennt, weil sie nicht offensiv kommnuiziert wird, die es aber diesmal zum Prozess wenigstens gibt:
https://bau.bremen.de/mobilitaet/aktuelle-projekte/umgang-mit-dem-gehwegparken-2159171
Bei den vielen positiven Neubauvierteln wurden die alten Mischquartiere in den letzten Jahren komplett vergessen.
Da sind die Quartiersgaragen nur eines von vielen Problemen.
Was alles schief läuft in Gröpelingen, Neustadt und Viertel ist hinlänglich bekannt und medial ausgewalzt.
Leider macht bis auf Inneres sich kein weiteres Ressort die Mühe, sich mal mit der Bevölkerung(!) dieser Quartiere auseinanderzusetzen.
Da ist komplette Funkstille. Man hat als Bewohner und Kleinunternehmer in so einem Kiez wirklich den Eindruck „weggeworfen“ zu sein. Weggeworfen wie kaputtes Spielzeug.
Uns gibt es politisch nicht.
Ich verstehe Politik ja bei Neubaugebieten, rote Bänder durchschneiden, blitzblanke Schaufeln fürs Foto, alles so schön rechteckig.
Doch ist es der richtige Weg, nur noch den City-Kern für Tagestouristen aufzuhübschen und sich ansonsten nur noch um Neubau zu kümmern?
Ist es wirklich sinnvoll die Politik in den Altquartieren nur Herrn Mäurer aufzudrücken und seine Behörde damit restlos zu überfordern, sie dadurch Hass und Häme auszusetzen?
Wo sind Soziales, Wirtschaft und Gesundheit?
Ja, es gibt auch für diese Ressorts in den Mischquartieren reichlich Arbeit. Haben diese vielleicht Angst vor der Realität? Angst die Früchte ihrer Politik mit eigenen Augen zu sehen?
Was denken wohl Touristen, sollten sie sich ins Steintor verlaufen? Ein Quartier, welches als urban und quirlig international beworben wird.
Die Garagen sind wirklich nur ein einziges Puzzlestein.
Verkehrswende mit Augenmaß – ein Plädoyer für neue Wege in Bremen
Lieber Axel Schuller,
vielen Dank für Ihre eindrucksvolle Schilderung der städtischen Missstände.Sie spricht vielen aus der Seele. Die schiere Anzahl an unvollendeten Projekten, vom Domshof bis zur Domsheide, wirkt tatsächlich mehr lähmend als belebend. Und man fragt sich unweigerlich: Wann endlich wird gehandelt?Als Trost lese ich mir dann den Kommentar von Niels N.von Haken vom 25.5.
Anstatt erneut ins Detail zu gehen, verweise ich gerne auf unsere zahlreichen Positionspapiere der letzten Jahre
https://cdu-fraktion-bremen.de/sites/default/files/2020-09/1742_20200908_innenstadtpapier_positionspapier_cdu_fraktion_bremen.pdf
https://cdu-fraktion-bremen.de/sites/default/files/2020-09/918_20151123_thesenpapier_innenstadtentwicklung_positionspapier_cdu_fraktion_bremen.pdf
Zwei von sechs Papieren
Dort steht alles drin, auch zur Innenstadtentwicklung und zum Wochenmarkt, der längst einer grundlegenden Überarbeitung bedurft hätte.
Leider fehlt oft der politische Wille, gegen Widerstände klare Entscheidungen zu treffen.
Verkehrsanbindung der Überseestadt Straßenbahn oder neue Wege?
Ein Punkt liegt mir aber besonders am Herzen: Die Verkehrsanbindung der Überseestadt. Hier stimme ich nicht ganz mit Ihrer Einschätzung überein. Wenn wir ehrlich sind: Eine Straßenbahnlinie in diesem Bereich ist auf absehbare Zeit nicht realistisch. Bei gleichbleibender Planungsgeschwindigkeit erleben wir die Eröffnung bestenfalls aus dem Pflegeheim – überspitzt gesagt.
Der Tunnel A281, die Anbindung des GVZ, Strassenbahnanbindung nach Weye , Osterholz, Oslebshausen: alles Projekte in Endlosschleife. Genau deshalb brauchen wir einen Paradigmenwechsel: eine urbane Seilbahn. Sie wäre platzsparend, schnell realisierbar, modular erweiterbar – und endlich ein verkehrspolitisches Signal mit Zukunft. Vom Neustadtbahnhof in die Überseestadt, weiter zur Waterfront – ohne riesige Brückenbauwerke, mit Fahrradmitnahme, effizientem Takt und hoher Kapazität. Das ist kein Seilbahnkitsch wie im Skiurlaub, sondern ein ernstzunehmendes ÖPNV-Instrument.
Wir müssen groß denken, aber endlich pragmatisch handeln. Die Zeit der Sonntagsreden ist vorbei. Es braucht Mut zur Innovation – auch und gerade in der Verkehrsplanung. Die Seilbahn ist keine Utopie, sondern ein lösbarer Beitrag zu einem modernen, lebenswerten Bremen.
Nachtrag: BürgerInnenbefragung 2022 vor Ort https://www.weser-kurier.de/bremen/stadtteil-findorff/bewohnerparken-in-bremen-anwohnerbeteiligung-startet-im-dezember-doc7ik9dlakxrs1gkpjyagq und online https://findorffstrassen.beteiligung.bremen.de/#/contributions/list zum Thema Parkraumneuordnung / Bewohnerparken. Am Ende wurden durch die beauftragten Büros und die Verkehrs- und Innenbehörde völlig sinnlos Steuergelder verbrannt, weil es (wie so oft in Bremen) keinerlei Umsetzung der Ergebnisse gab. Sowohl das Konzept »Bewohnerparken« der Mobilitätsbehörde als auch das Konzept »Parkfrieden« der gar nicht zuständigen Innenbehörde wurden irgendwann ohne Begründung politisch abgeräumt.
Moin.
Hier ist der Link für die Petition zum Thema: geplante50 % Parkraumreduktion in Schwachhausen. Gerne mitmachen und teilen.
https://chng.it/nmRbpNQqfM
Bündnis Schwachhausen
Ehrlich gesagt nervt dieser lokal verengte Blick. Als ob Bremen das einzige Pflaster wäre, wo über Straßenbahntrassen, Parkplätze und Quartiersgaragen gestritten wird. Der Autor sollte dringend mal über den Tellerrand schauen – das, was er da als typisch „bremer Irrsinn“ beschreibt, läuft in so gut wie jeder deutschen Stadt. In Freiburg wurde das autofreie Quartier Vauban anfangs heftig bekämpft – heute ist es ein internationales Vorzeigeprojekt. In München liefern sich Anwohner, Verwaltung und Politik seit Jahren Scharmützel um neue Tramstrecken und den Umbau von Hauptverkehrsachsen. Berlin? Da ist jede zweite Verkehrsdebatte ein Kleinkrieg, ob am Molkenmarkt, auf der Friedrichstraße oder beim Bau von Fahrradstraßen. In Hamburg drehen sie beim Umbau ganzer Stadtteile wie Oberbillwerder oder Altona-Nord die gleichen Runden: weniger Autos, mehr ÖPNV, Protest von allen Seiten. Leipzig? Dort wird über Straßenbahnverlängerungen und Stellplatznot genauso gestritten wie hier.
Kurz gesagt: Was hier passiert, ist nichts Besonderes – es ist Alltag in deutschen Städten. Diese Debatten gehören dazu, weil Stadt sich verändert. Wer das nicht sehen will, verwechselt Lokalpatriotismus mit Scheuklappen. Und ganz ehrlich: Man kann Bremen gern schlecht finden – es gibt genug Gründe, kritisch zu sein. Aber bitte nicht mit so einem Tunnelblick, der alles, was über die Weser hinausgeht, ausblendet. Das ist keine Analyse, das ist Provinzgehabe.
H Meine