Ein bisschen um die Ecke gedacht: Was Bremen und Barack Obama gemeinsam haben…

03.11.2023 1 Von Axel Schuller

Endlich können wir uns mal mit der großen, weiten Welt vergleichen. Na ja, wenigstens ein bisschen. Bremen, seit neuestem UNESCO-Literaturstadt, und Barack Obama, der Friedensnobelpreisträger. Wie dies zusammenpasst? Lesen Sie selbst.

Zunächst Bremen: Die UNESCO (im Folgenden Unesco) hat Bremen in den Kreis der deutschen „Kreativ-Städte“ aufgenommen und zur „Stadt der Literatur“ gekürt. Neben Heidelberg dürfen wir als zweite “City” das Unesco-Literatur-Label führen.

Wow, wär ich jetzt nicht zwingend drauf gekommen. Gibt’s irgend eine literarische Größe aus unserer Stadt? Na gut, der olle Wilhelm Hauff hat mal im Ratskeller gezecht und seine  „Phantasien im Bremer Ratskeller“ verfasst. Ist aber schon ein bisschen her. So um 1827. Aber Hauff war kein Bremer, sondern ein Stuttgarter. 

Bremen, im Marketing durchaus findig, hat die Unesco-Juroren auf andere Art bezirzt. Unter anderem mit der Aussicht, 2025 ein Literatur– und Stadtmusikantenhaus im Kontorhaus einzurichten – vis-à-vis vom Unesco-Weltkulturerbe Rathaus. Aber: 2025 ist Futur I, wenn nicht gar Futur II. Immerhin muss Bürgermeister Andreas Bovenschulte erst einmal rund 25 Millionen Euro auftreiben, um Umbau und Miete zu sichern. Und das bei unserer Kassenlage.

Die Unesco hat neben anderen literarischen Einrichtungen und Aktivitäten also die Erwartung aufs Literatur- und Stadtmusikantenhaus honoriert

By the way: Für eine Erwähnung der nun wirklich außergewöhnlichen Bremer Günter-Grass-Stiftung hat der Platz in der Senats-Pressemitteilung dann leider nicht mehr gereicht. 

INFO: Eine Liste der bremischen, literarischen Kostbarkeiten finden Sie am Ende .

Nun zu Mr. President, bzw. zu meiner „synaptischen Verbindung“ zu Barack Obama. Ihm war – gerade mal zehn Monate nach Einzug ins Weiße Haus – im Oktober 2009 der Friedensnobelpreis zugesprochen worden. Im Vorgriff auf die von ihm angekündigte Schließung des US-Brutal-Lagers Guantanamo auf Kuba. Hat er zwar nicht geschlossen. Aber der gute Wille war den Nobel-Juroren den Premium-Preis für den Sympathieträger wert.

Schauen wir wieder nach Bremen

Hier freuen wir uns nen Wolf, dass wir das Unesco-Siegel bekommen haben. Mir wären – offen gesagt – ja durchaus auch andere Städte für die Auszeichnung eingefallen – Frankfurt und Leipzig (wegen der Buchmessen), Weimar (Goethe und Schiller) oder auch Lübeck (Grass, Gebrüder Mann etc). Aber was soll’s. 

Möglicherweise ist die Auszeichnung ja auch als Ansporn zu verstehen. NOCH befindet sich Bremen bei der Lesefertigkeit seiner Schüler auf dem letzten Platz…

Geneigte Leserschaft, ich will das Unesco-Label für Bremen nicht „schlecht reden“. Aber dieser öffentliche Jubel um die Auszeichnung versetzt mein Hirn noch lange  nicht in den Hängematten-Modus. Dafür bleiben zu viele Fragen unbeantwortet.

Muss Bremen für die Auszeichnung Geld bezahlen? Die Kulturbehörde versichert: Nein. Wobei die nun intensivere Kontaktpflege mit anderen Unesco-Kreativstädten natürlich nicht nur ehrenamtlich abgewickelt wird… Erhält Bremen möglicherweise sogar Geld von der Unesco – vielleicht fürs Stadtmusikantenhaus? Nein, sagt die Behörde. Schade, eigentlich. 

Was hat Bremen von der Auszeichnung? Die Hansestadt, so die Kulturbehörde, wird künftig auf der UNESCO-Karte der Kreativ- und Literaturstädte vermerkt. 

Toll.

Ganz profan: Gibt’s vielleicht auch mal einen Wettbewerb/eine Auszeichnung, die/der zur Folge hat, dass Bremen auf der Tagesschau-Wetterkarte auftaucht?  

Fazit: Die Hansestadt kann die Auszeichnung fürs Fachpublikum durchaus als Werbemittel nutzen. Vielleicht tagt ja der PEN-Club mal in Bremen. Schaden kann die Auszeichnung nicht. Vielleicht gelingt es ja sogar, die bislang zwei staatlichen Stellen (Unesco-Welterbe Rathaus und Unesco-Literaturstadt) zu einer schlagkräftigen Einheit zusammenzuführen.

Wie versprochen noch die offizielle Liste der bremischen Literatur-Leckerlis: Literaturkontor, Virtuelles Literaturhaus, Stadtbibliothek, Zentrum für Künstlerpublikationen, mehrere Verlage, Instituto Cervantes, nahezu 30 kleine Buchhandlungen, Comicszene, literarische Woche, Bremen liest, Poetry on the Road, Galaxie der Bücher, Aus den Akten auf die Bühne, Literatour Nord, Out loud, Zine-Festival, Bremer Buchpremiere sowie vier Literaturpreise: Bremer Literaturpreis, Bremer Autorenstipendium, Bremer Netzresidenz und Bremer Buchhandlungspreis.

Und: UNESCO ist eine Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, – Wissenschaft, Kultur. Aus der Gründungsakte von 1945: “Da Kriege im Geist der Menschen entstehen, muss auch der Frieden im Geist der Menschen verankert werden.” Größte Beitragszahler sind USA, Japan, China und Deutschland.

Munter bleiben!

Herzlichst

Ihr Axel Schuller