Eine lebendige Demokratie braucht mehr als diese Art von Weser-Kurier
Heute mal „verkehrt“ herum. Erst das Ende, dann der Anfang: Bitte beachten Sie (unbedingt) das P.S.! Ihre Meinung ist mir wichtig. Apropos „verkehrt“: Wie tickt unsere Stadt inzwischen bloß, dass die rot-grün-rote Koalition einerseits die FreiKarte für alle Landeskinder bis 18 Jahre für 18,7 Millionen Euro um zwei Jahre verlängert, andererseits aber an allen Ecken und Enden Geld für Zukunftsinvestitionen fehlt. So muss beispielsweise der Hochschul- und Forschungsetat um 20,7 Millionen Euro gekürzt werden. Mindestens genauso erschütternd: Wie schwach der Weser-Kurier darüber bzw. gar nicht berichtet. Wo soll das bloß noch enden?
„Bürgerschaft segnet neue Freikarte für Kinder ab“, teilte der WK in seiner Wochenend-Ausgabe mit. In der Meldung hieß es, der Haushalts- und Finanzausschuss (HaFa) habe diesem Senatsvorhaben zugestimmt. Obwohl im HaFa vermutlich überwiegend Zahlen-Erotiker sitzen, enthielt der Text keine Hinweise auf die Kosten. Seltsam bis verräterisch! Hatte da etwa der Senat und nicht der zuständige parlamentarische HaFa die Nachricht in die Öffentlichkeit getragen? Dem könnte wohl so gewesen sein. Der regierungsamtliche Pressedienst wollte natürlich nur eines: glänzen. Angaben über Kosten können da schon mal stören…
Aber: Ist es Aufgabe einer Zeitung, den Senatstext fröhlich unkritisch zu veröffentlichen? Ohne direkten Hinweis auf Kosten und Nutzerzahl? (An die mehrere Wochen zurückliegende Berichterstattung werden sich allenfalls Experten erinnern). Und ohne Erklärung, weshalb das Jungvolk mit der Karte trotz des Corona-Endes über 2023 hinaus beglückt werden soll?
Die Fakten: Der Senat und die ihn tragende Koalition wollten Kindern und Jugendlichen nach Corona etwas Gutes tun. In der Senatsvorlage heißt es – wie man heute sagt – emphatisch: „Die psychosozialen Belastungen haben unter anderem zu einem Anstieg emotionaler Störungen und psychischer Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen geführt, die auch lange Zeit nach der Pandemie noch anhalten werden.“ Die FreiKarte könne die Kinder aus der Isolation herausführen, sie bekämen ein Extra-Taschengeld für Sport, Kultur und Freizeit. Werden „psychische Erkrankungen“ in Bremen wirklich so therapiert? Mit Rummel- und Kinobesuchen? Und noch ne naive Frage: Hat Corona in Bayern etwa nicht gewütet? Oder brauchen Kinder und Jugendliche dort keine Freizeit-Therapie?
2022 und 2023 nutzten 135.000 Bremer Kinder und Jugendliche die Karten (60 Euro pro Jahr) – dies waren 20.000 Kinder mehr als erwartet. Dafür benötigte der Senat jetzt einen Nachschlag von 3,5 Millionen Euro. Für 2024 und 2025 rechnet die Regierung nun mit bis zu 148.000 Nutzern (wachsende Flüchtlings- und zunehmende Kinderzahl). Der Senat forderte deshalb beim HaFa 18,7 Millionen Euro für Kartenherstellung, Personal in der Senatskanzlei und Kartenguthaben an. Der Senat tröstete sich (und andere?) damit, dass die Gelder ja aus dem (kreditfinanzierten) Topf der Corona-Hilfen entnommen werden.
SPD, Grüne und Linke stimmten dafür. Wenigstens die Opposition von CDU, FDP und BD war geschlossen dagegen.
Im Wissenschaftsausschuss der Bürgerschaft ging es jüngst ums genaue Gegenteil, nämlich um Kürzungen. Die Öffentlichkeit erfuhr davon aus einer Presseerklärung der CDU-Bürgerschaftsfraktion. Die bemängelte, dass alle Ressorts noch in 2023 70,2 Millionen Euro einsparen müssten. Allein die Wissenschaft solle davon 20,7 Millionen schultern. Der Grüne Finanzsenator Björn Fecker sprang seiner neuen Grünen Wissenschaftssenatorin Kathrin Moosdorf offenbar bei, indem er einen Teil der aufzubringenden Summe (insgesamt rund drei Millionen Euro) trickreich durch Einnahmen aus der Spielbankabgabe „deckte“. Aha.
Und der Weser-Kurier? Der hatte – ich konnte wirklich nirgends etwas finden – darüber bis heute kein Wort verloren. Weder über die Kürzungen im Wissenschaftsetat, noch über die Kritik der Union. Nochmals: Aha.
Mit so einer fast-Monopolzeitung lässt sich’s vermutlich gemütlich regieren!
Ähnliches ließ sich übrigens jüngst auch beim Thema „Verkehrskonzept bei Werder-Heimspielen“ beobachten. Die Redaktion teilte lediglich mit, die Fan-Busse führen nun wieder zu Heimspielen. Punkt. Aus. Kein Hinweis auf heftige Fan-Reaktionen zuvor. Keine ambitionierte Berichterstattung. Einfach nichts. Zum Glück hatten sich erboste Fans massenhaft auf der WK-Leserbriefseite gegen das „nachhaltige Verkehrskonzept“ geäußert. Die Sport- oder Lokalredaktion mochte Werder, der BSAG und der Polizei, welche die Fans einer Rinderherde gleich durch den Deichschart zur Hamburger Straße treiben wollten, offenbar nicht – ja, was eigentlich? Nicht wehtun, oder was?
Es tut mir leid, aber: Diese Art der harm- und zahnlosen Berichterstattung ist insbesondere einer fast-Monopolzeitung unwürdig. Dazu kommt, dass echte Kracher, wie etwa die grandiose Förderung von gleich drei herausragenden Bremer Klima- und Meeresforschern mit einer Mini-Fuzzi-Meldung abgetan wird. Wer um Himmels Willen, verfügt in dem Laden über die notwendige Übersicht?
Die Liste des WK-Dahinplätscher-Journalismus lässt sich leider beliebig verlängern. Ich sage nur: Bla-Bla-Berichterstattung zur Absperrung von 500 Parkplätzen in der Park-Garage Mitte. Da verkniff sich die Redaktion (aus Unwissenheit?) den Hinweis, dass demnächst nicht nur die eine Hälfte der Plätze, sondern dank super-schlauer Planer das komplette Parkhaus verschwinden wird. Schließlich sollen die bösen „Stinker“ ja aus der City raus. Dann werden vermutlich einkaufswillige Senioren, die aufs Auto angewiesen sind, endgültig das Weite suchen. Noch so nen Ding: Bei Interviews – beispielsweise mit dem Sparkassenchef – gibt’s keine Nachfrage, wenn der munter behauptet, die gewährten Zinsen seien „wettbewerbsfähig“. Bei 0,x Prozent auf dem gängigen Sparbuch.
Geneigte Leserschaft, hat Bremen diese selbstgefällige Zeitung wirklich verdient? Sie wird ihrer Aufgabe, auch die Regierenden zu kontrollieren, aus meiner Sicht zu selten gerecht. Scheiden irgendwann die Kollegen Joerg-Helge Wagner und Jürgen Theiner aus, kann sich das Blatt gehackt legen – und der Senat völlig unbehelligt regieren, herumwursteln oder was auch immer treiben.
Eine funktionierende Demokratie braucht mehr als dieses Blatt aktuell zu bieten vermag. Ich bin überzeugt: Insgeheim denken auch manche Politiker und Wirtschaftslenker so oder ähnlich…
Munter Bleiben!
Herzlichst
Ihr Axel Schuller
Und nun das angekündigte P.S.: Bitte nutzen Sie die Kommentarfunktion: Was halten Sie von dieser zugegeben teils harschen Kritik am WK? Sind Sie möglicherweise mit Ihrer Zeitung zufrieden? Möchten Sie solche Beiträge aus Sicht eines Journalisten über den WK lesen – der dem Laden zugegebenermaßen bis vor 25 Jahren (!) einmal selbst angehört hat? Ist das für Sie okay/erkenntnisreich, oder nicht? Ich bitte um ehrliche Rückmeldungen.
Ich stimme Ihnen zu. Ich abonniere tatsächlich den Weser Kurier nur noch, weil ich die Beiträge von Jürgen Theiner und Jörg-Helge Wagner wertvoll finde. Außerdem finde ich die Leserbriefe interessant und oft sehr erhellend. Bei den jüngeren Redakteuren gibt es welche, die ganz offensichtlich eher der „Aktivistenszene“ zuzurechnen sind. Meiner Meinung haben viele Artikel daher mit ausgewogener Berichterstattung und professionellem Journalismus nichts mehr zu tun.
Das großzügige Geldverteilen in Bremen wird Geberländer im Länderfinanzausgleich wie Bayern besonders freuen. Können sich dort die jungen Menschen auch über Staatsgaben in Höhe von 60 Euro freuen? Immerhin hat dieses Vorgehen zur Umsatzsteigerung auf dem Freimarkt beigetragen und so den gebeutelten Schaustellern Geld in die Kassen gespült. Aber vielleicht war es ja nur eine Großübung für angedachte Wertkarten für Sachbezüge.
Was ist nur aus dieser Zeitung geworden? Ich war einmal stolz, Teil der Redaktion sein zu dürfen. Heute muss ich mich fast täglich für journalistische Fehlleistungen schämen. Links-grüne „Schreibtischtäter“, für die Außer-Haus-Recherche ein Fremdwort zu sein scheint, haben die Mehrheit in der Lokalredaktionen. Eine Chefredakteurin lässt die Leute einfach machen, wonach ihnen gerade der woke Sinn steht. Führung sieht anders aus. Da darf sich niemand wundern, wenn die Auflage weiter dramatisch sinkt. Die Leser haben von Bevormundung, Umerziehung und weltfremden Gedusel die Nase gestrichen voll. Und dafür sollen sie auch noch einen sehr hohen Abo-Preis bezahlen.
Als ich nach Bremen kam, 1971, wurde der WK spöttisch als „Wasser Kurier“ veräppelt. Ich kam aus Frankfurt am Main: (Damals) Frankfurter Rundschau, Frankfurter Rundschau am Abend, Frankfurter Allgemeine, Frankfurter Neue Presse, Abendpost … .In Bremen gab es neben dem WK noch die Bremer Nachrichten, einen Unterschied habe ich nicht bemerkt. Ich habe beim WK in dieser Zeit die Erfahrung mit Fake News, keinen News, Belanglosigkeiten und SPD und Senatshörigkeit gemacht. Zu sowas sagt man eigentlich Käseblatt und das ist die Wahrheit!
Lieber Axel Schuller,
ich lese ihren Blog mit zunehmenden Interesse.
Ihre berechtigte Kritik am Weser Kurier kann ich -leider- nur teilen. Ich bin noch 😒 Abonnentin (seit 1996) aber mit dem Niveau der redaktionellen Beiträgen in allen Rubriken selten mehr einverstanden. Jedoch nicht nur der redaktionelle Teil der Zeitung zeigt sich desolat, auch die Serviceleistungen des Verlages sind schlecht. So war ich im Frühjahr ’23 zum 10-tägigen Urlaub in Cuxhaven!!! Dafür hatte ich um Nachsendung der Zeitung an die dortige Adresse gebeten. Die digitale Version lese ich als Print-geprägte-Generation nicht gern. Natürlich kam nichts an und man konnte das seitens des WK’s auch nicht ändern. Daraufhin bat ich um Erstattung der Zahlung für diesen Zeitraum, denn bei dieser geringen Entfernung kann man auch in Cuxhaven den WK kaufen. Dies ging natürlich auch nicht und die Mitarbeiterin am WK-Telefon war einfach nur unverschämt. Ich habe mich sehr geärgert und die Kündigung meines Abo’s ernsthaft erwogen. Derzeit fehlen mir die Alternative für die lokalen Nachrichten………….aber meine Geduld befindet sich in der Endphase.
Neuerdings höre ich Menschen nicht selten vom “Weser-Geschmier” statt vom „Weser-Kurier“ sprechen, wenn sie von der einzigen Tageszeitung Bremens sprechen. Die sinkende Leserschaft gutiert diese Art von Nicht-Journalismus eben auf ihre Weise. Böse Zungen meinen, dass der WK zunehmend zu einem „Regierungsorgan“ verkommt. Aber die Hoffnung auf kritischen Journalismus mit profundem Hintergrund stirbt zuletzt.
Für Bremen ist aber gravierender, mit welcher Leichtigkeit hier mit Geld umgegangen wird und noch schlimmer, wie für bestimmte Zwecke vorgesehenes Geld einfach mir nichts dir nichts für etwas Anderes ausgegeben wird. Ob es sich um Mittel handelt, die Corona Folgen abmildern sollen oder Klimageld oder oder.
Solide Haushaltsführung sieht anders aus.
Handfeste Schulden werden zu Sondervermögen undefiniert und sowas soll dem Wohl Bremens und seinen Bürgerinnen und Bürgern dienen wie unsere Damen und Herren Politiker in ihrem Amtseid geschworen haben?
Die nehmen entweder uns Bürger nicht ernst oder aber ihren Eid nicht. Traurig aber wahr.
Sie haben recht! WK = dünn!!
Ehrlich gesagt, seit März 1975 WK Leser, überlege ich seit Monaten ob ich das Abo oder wenigstens das Paper kündigen soll. Die junge Generation lebt ja bereits ohne die Regionalzeitung und verzichtet auf derartig klassiche Gewohnheiten der Morgenlektüre.
Ja mich ärgert auch die „moderne Leichtigkeit“ der Berichterstattung. Auf dem Weg zur „75 Prozent Gesellschaft“ hat Siegmar Gabriel das im Interview des WK genannt.
Der überregionale Teil (Seiten 2-5) ist ja oft noch pointiert. Aber regional kann ich die Gewichtungen nicht mehtr nachvollziehen. Dazu kommt persönliches: z.B. 3. Inklusionspreis der Stiftung Martinshof an Blaumeier, kein Wort, nicht mal im Regionalteil. Dass die Idee des Senatsweins aus dem Martinshof entstanden ist auch nicht mehr erwähnenswert. Aber: Nach fast 50 Jahren trennt man sich nicht so leicht . . .
Ich finde es wichtig, dass dieser Unmut über den WK, den nach meiner Wahrnehmung viele Leser teilen, öffentlich wird. Der Frust über die Berichterstattung setzt sich ja leider bis zu Berichten aus der Lokalredaktion fort. Wenn es wenigstens eine Alternative gäbe (welcher Art auch immer), sich über Bremer Themen zu informieren, wäre die Abstimmung über unser „Heimatblatt“ einfacher.
Man kann das auch andersherum betrachten. Weil der WK die einzige Bremer Tageszeitung ist (Bremer Nachrichten mit gleichem Inhalt inkludiert), kann es der Redaktionsleitung und der Verlagsleitung völlig gleichgültig sein, was veröffentlicht wird. Es gibt eben keine örtliche Alternative. Solange der Verlag insgesamt genügend erwirtschaftet mittels diverser Magazine, Reiseangebote und zahlreichen Nebengeschäften, muss am WK nichts geändert werden. So einfach ist das. Die journalistischen Fragwürdigkeiten kümmern nur die Leser:innen, die sich bestenfalls mittels von der Redaktion ausgesuchten Lesermeinungen äußern dürfen, was aber offenbar keine Rückwirkung auf redaktionelle Recherche und Artikel haben muss.
Was tun? Bremensogesehen.com lesen und sich dort äußern, denn dieser Blog wird gewiss in Bremer Partei- und Regierungskreisen sowie Redaktionsstuben genauestens wahrgenommen. Sich am WK abzuarbeiten mindert zwar den Frust – ist aber sinnlos.
Den Frust über die unkritische und undifferenzierte Darstellung vieler, für Bremen immens wichtiger Themen teile ich vollkommen. Viele Themen, auch die, um die wir uns nun schon seit einigen Jahren kümmern, wie die Mobilität, werden einfach nachgekäut, teilweise sogar mit dem gleichen Wortlaut, wie der, den wir von den offiziellen Stellen kennen. Das Niveau ist auf dem der „Bäckerblume“ angelangt, daher fiel es mir nicht schwer, unser Online Abo zu stornieren. Mehr Zahlen, Daten, Fakten und kritisches Hinterfragen gibt es bei „Bremen, so gesehen“ alle mal.
Auch „Buten und Binnen“ hat anscheinend den Kontakt zur Außenwelt durch X, vormals Twitter aufgegeben. Wahrscheinlich zuviel Kritik, der man nichts entgegen zu setzen hatte.
Ich habe diese Zeitung schon vor 3 Jahren gekündigt. In „Die Welt“ sind alle Artikel interessant und auch wesentlich aktueller.
Das Beste am „Weser-Kurier“ sind die Todesanzeigen!
Wir waren regelmäßige Abonnenten des WK, seitdem wir in Bremen wohnen – also seit 1988, zunächst als Print-Version, später, als wir feststellten, die Zahl der ungelesenen Blätter stapelt sich, weil noch nicht mal der Leitartikel ein Anreißer war, als E-Version!
Diesen Herbst hatte ich die Facen dicke…!: ich hab das Abo gekündigt! Auf elektronischen Wunsch der Redaktion mit ausführlicher Begründung, anlässlich eines grottenschlecht recherchierten Kommentars ( zu allem „Unglück“ auch noch vom Chefkommentator!🥴)
Was passierte war, dass die Marketing-Abteilung mich anrief, nach den Gründen fragte und mir 120 € für ein Wiederaufleben des Abos anbot. Im Telefonat kam heraus, dass diese Abteilung von meiner E-Mail mit Begründung keinerlei Kenntnis hatte und auch nicht bekommen konnte! Na wenn man so sehr interessiert ist an der Kritik bei denen, die das Abo abbestellen, da muss man sich nicht wundern!.
Für die Veranstaltungen kann ich ja immer nochmal einen WK kaufen. Meistens vergesse ich es. 😉
Der Weser Kurier mit seiner Berichterstattung ist teilweise wirklich eine Zumutung. Ich lese selbstverständlich auch andere Zeitungen und das Gefälle in der Qualität ist massiv und wird täglich deutlich. Viele Leser haben das längst gemerkt und die Abo-Zahlen des WK dokumentieren das regelmäßig. Zeitung und Senat passen gut zusammen: langweilig, ideenlos, unambitioniert. Schade, dieses Klima zerstört die Stadt.
Der WK war früher inhaltlich das Presseorgan der Sozialdemokraten. Grüne und LINKE gab es in den 60er Jahren ja noch nicht. Mit der Übernahme der Bremer Nachrichten 1974 gab es dann gar keine konservative Alternative. Herr Schuller war beim WK eher eine geduldete Ausnahme…
Jahr für Jahr hat derWK die Abonnentenpreise erhöht, auch schon zu Zeiten als die Anzeigenerlöse noch außerordentlich profitabel waren. Ich habe im Herbst 22 das Abo gekündigt,
zumal ich die Syker Kreiszeitung als ehemaliger Mitarbeiter gratis beziehe. Die Texte der schon genannten Redakteure Theiner und Wagner sind eher ein Leuchtfeuer im sonstigen Einheitsbrei.
Den WK lese ich immer noch, jetzt aber kostenlos vom Nachbarn
Eine der bedeutendsten Richtungsentscheidungen der aktuellen Legislaturperiode ist m.E. die Entscheidung zur Schließung des LdW gewesen. Ob man dafür oder dagegen ist: Man wird nicht leugnen, dass die Entscheidung gravierende Auswirkungen auf die stationäre Gesundheitsversorgung Bremens haben wird.
Eine gute Gelegenheit für eine örtliche Zeitung, ihre Leser über Pro und Contra dieser Entscheidung zu informieren. So hätte mich zum Beispiel interessiert, warum die Verlagerung der Kardiologie nach Bremen-Mitte Entscheidung wirtschaftliche Vorteile bietet, Ich habe immer nur gelesen, dass es die gibt. Wie die genau zustande kommen sollen oder ob es sich nur um Gefälligkeitsrechnungen der beteiligten Unternehmensberatungen handelt, wurde zu keinem Zeitpunkt ersichtlich. Ebenso sind die Stimmen leitender Mediziner aus dem Haus auch nie zu Wort gekommen. Schließlich hat die dortige Kardiologie einen Ruf zu behaupten.
Ist der WK zu irgendeinem Zeitpunkt tiefer in die Materie eingestiegen? Ich kann mich nicht erinnern. Aus Bequemlichkeit hat sich das Blatt damit begnügt, Meinungsfetzen des Senats und seiner Gegner (Betriebsrat, Beirat) zu referieren. Die Kommentare waren eher staatstragend.
Insgesamt ein ikonisches Beispiel dafür, wie eine Zeitung ihren Lesern null Möglichkeiten bietet, sich eine eigene Meinung zu bilden.
Lieber Herr Schulller,
Sie haben in (un)erfreulicher Weise recht: Die „4.Gewalt“ hat ihre Kraft in Bremen leider gänzlich verloren!
Hans Ganten
Leber Axel Schuller,
Ihre Bewertung der Qualität des Weser-Kurier bestätigt nur das, was uns bereits Mitte 2019 veranlasst hat, unser seit mehr als 40 Jahren bestehendes Abo zu kündigen – übrigens ohne dass vom WK versucht wurde, uns zur Aufrechterhaltung des Abo zu bewegen. Der WK ist nicht nur einseitig in der Berichterstattung,, er unterschlägt auch Meldungen oder bringt sie Tage später als eigene News oder Forderung. Eine Lokalberichterstattung im engeren Sinne findet kaum noch statt. Kritische Leserbriefe werden zum Teil schriftlich beantwortet statt veröffentlicht. Seit meinem Gespräch mit Moritz Döbler habe ich es aufgegeben, auf die Einsicht von Chefredakteuren zu hoffen. Soll der Weser-Kurier weiterhin seine Abonnenten vergraulen, bis er aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt oder verkauft werden muss.
P.S. Was Lokalberichterstattung und kritische Recherche angeht, ist Radio Bremen auch nicht besser als der WK.
butenunbinnen liefert seichtes Infotainment, analog zum WK
Die Anmerkungen von Peter Rudolph und Anderen zu Radio Bremen, bzw. butenunbinnen ergänzen die obigen Meinungen zum journalistischen Niveau in Bremen. Das seit etlichen Jahren servierte beliebige Infotainment der einstigen kritisch-frechen Redaktion, glänzt nur noch sehr selten auch investigative Berichte. Wobei ich nicht die BreBau-Angelegenheit bzgl. Wohnungsvermittlung einbeziehe, was bereits durch mehrere Blog-Beiträge vom Sommer 2022 als populistische Stimmungsmache klassifiziert wurde.
Warum überwiegend seichtes Infotainment, Serien der Woche, jetzt mit obligatorischen Sport-Infos etc.,? Wer oder was behindert die bub-Reaktion, nicht mehr als gelegentlichen Meinungsjournalismus zu senden? Oder ist dies das freiwillige Selbstverständnis?
Hallo Herr Schuller,
hier noch ein kleiner Nachtrag zu Ihrem WK-Blog.
Am Dienstag fand im Rathaus der diesjährige Willehad-Empfang des Katholischen Büros statt. Gastrednerin war Frau Prof. Dr. Charlotte Kreutzer-Kirchof, die einen excellenten Vortrag über die Verantwortung für den Klimaschutz gehalten hat. Die Professorin ist nicht nur
Inhaberin des Lehrstuhls für Deutsches und Ausländisches Öffentliches Recht, Völkerrecht und Europarecht an der Juristischen Fakultät der Heinrich-Heine Universität Düsseldorf, seit 2015
Direktorin des Düsseldorfer Instituts für Energierecht (DIER), seit 2017
Stellvertretendes Mitglied des Verfassungsgerichtshofs für das Land Nordrhein-Westfalen (VerfGH NRW), seit 2021
sondern auch Mitglied des Vatikanischen Wirtschaftsrat, der Koordinierungsstelle für die wirtschaftlichen und administraitiven Angelegenheiten des Heiligen Stuhls und des Vatikan-Staates, dem neben 8 Kardinälen nur 7 Laien angehören.
Weiterhin war auf dem Empfang aus Anlass des 20ten Jahrestags des Konkordat zwischen Bremen und dem Heiligen Stuhl auch der apostolische Nuntius, Erzbischof Dr. Nikola Eterović, anwesend, der ein Grußwort gehalten hat.
Dem WK war dieser Empfank keine Zeile wert.
Schon merkwürdig, dass jemand wie Ihr Kollege Holtgrefe die lokale Zeitung dermaßen niedermacht, dann aber wenige Tage später in diesem Blatt großartige Werbung für Weine macht