“Duftende” und pöbelnde Passagiere werben nicht gerade für die BSAG / Revolution: Experten fordern weniger Rechte für Personalräte

24.11.2023 3 Von Axel Schuller

Die Bremer Straßenbahn AG braucht Unmengen Geld. 93 statt geplanter 60 Millionen Euro noch in 2023. Nächstes Jahr sollen’s schon 125 Millionen sein. Und immer so weiter. Frage: Denkt eigentlich mal jemand darüber nach, weshalb nicht mehr Menschen mit den Gefäßen der BSAG unterwegs sein wollen? Ich reiße mal eben kurz an: „Essendes“ Pöbelvolk, das sich nicht zu benehmen weiß. Diebe und Dealer in der Bahn, etc.

Weiteres Thema heute: Brutal teures Bürokratieversagen in der Sozialbehörde veranlasst Innenrevision zu revolutionärer Forderung: Die Rechte des Personalrates müssen reduziert werden!  

Bleiben wir zunächst bei der BSAG: Ein Freund erzählte mir jüngst, seine 60jährige, putzmuntere Frau weigere sich mittlerweile, in der Linie 1 in die Stadt zu fahren. Der Sohn eines Freundes fährt – aus dem Umland kommend – wieder mit dem Auto Richtung Walle. Grund: Er sei es leid, schon morgens mit teilweise ungewaschen “duftenden” Menschen und Dealern vom Bahnhof mit der Linie 10 Richtung Walle zu fahren.

Geneigte Leserschaft, Sie können mir glauben: Dies sind keine Einzelstimmen.

Abonniert man die Pressemitteilungen der Bremer Polizei, kann man zuweilen ungefiltert (also mit Täterbeschreibungen wie „dunkler Teint“) erfahren, was die Freuden an einem Transport mit der BSAG schon mal dramatisch einschränken kann. Da überfallen Jugend-Banden Frauen wie Männer am helllichten Tag in der fahrenden Bahn, beklauen ihre Opfer, steigen aus und laufen lachend weg. Ungehindert.

Das Sicherheitsversprechen der BSAG („Drücken Sie die Ruftaste“) ist ein hohles. Nix passiert. Fahrerinnen und Fahrer sind Menschen – und keine Helden, die aus ihrem Führerstand krabbeln, um sich von unerzogenen, jungen Kriminellen verkloppen zu lassen. Und wird die Polizei herbeigerufen…das dauert.

Überhaupt das Fahrpersonal. Die neuen Bahnen haben so viel Power beim Anfahren und Bremsen, dass man unbedingt sitzen sollte, wenn’s losgeht oder stoppt. Ich beobachte zunehmend Hauruck-Fahrer. Grässlich. Werden die nicht mehr geschult, dass Fahrgäste vor allem Kunden m/w sind? 

Dass Personal und Fahrzeuge (besonders die extrem teuren E-Busse) für den massiven Einstieg in die Verkehrswende fehlen, ist bekannt.

Am Fachkräftemangel sind übrigens einige Mitglieder aus der Spezies „Fahrgast“ mitverantwortlich. Fahrer m/w müssen sich heutzutage für alles und nichts anpöbeln lassen. Notärzte, Sanitäter, Polizisten, Feuerwehrleute etc. kennen diese Verrohung der Gesellschaft.

Kein Wunder, dass Tramfahrer kein Traumberuf mehr ist.

Bleiben wir mal bei der Masse der Fahrgäste: Die BSAG rechnet 2023 mit 100 Millionen Beförderungen. Hört sich gewaltig an. Aber die Auflistung, wie sich Bremer und Bremerinnen total fortbewegen, führt zu rascher Ernüchterung: Die Menschen nutzen bloß für 14,7 Prozent ihrer täglichen Wegstrecken den ÖPNV. Relativiert die 100 Millionen irgendwie…auf 273.973 “Beförderungsfälle” pro Tag.

Wenn die BSAG wieder auf die Erfolgsspur kommen will, muss sie die Wünsche ihrer Kundschaft als Ziele festlegen: Pünktlich, sicher und günstig von A nach B gelangen – und zwar mit kurzen, verlässlichen Taktzeiten inklusive sauberer Fahrzeuge. Und: bitte ohne herumlungerndes Volk.

So, und nun zum Sozialbehörden-Hammer: Endlich hat die Innenrevision der Sozialbehörde ihren Bericht über die in einem Abstellraum des Sozialzentums Vahr weg-geschlossenen und vergessenen Akten präsentiert. Demnach entsprang die erste Schadensangabe in Höhe von 65.000 Euro eher dem Wunschdenken. Die Revisoren – eine interne Aufräumtruppe – stellt nun fest, dass bislang ein Schaden von 1,5 Millionen Euro durch verjährte Bremer Ansprüche entstanden sei. Und sie haben noch immer nicht alle gefundenen Akten ausgewertet. Da kommt wohl noch saftig was drauf.

Ex-Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne) hat mit ihrem Abgang nach der Wahl wohl die richtige Entscheidung getroffen.

Sodom und Gomorra in einer ordentlichen (haha) Bremer Behörde. Wirklich nur dort? Die Innenrevision ist von ihren Funden so schockiert, dass sie das dogmatisch, ideologische Fundament der Bremer SPD (das Bremische Personalvertretungsgesetz) regelrecht – Tschuldigung – anpinkelt.

Der Befund laut Weser-Kurier: Der Personalrat habe ein „sehr weites Beteiligungs- und Mitbestimmungsrecht“. Dieses nutze die Personalvertretung, um notwendige Änderungen an internen Strukturen und Abläufen abzuwehren

Die Revisoren trauen sich dann mehr als jeder Bremer Sozi, LINKER und andere Gewerkschaftshörige: Der Gesetzgeber solle das Gesetz ändern.

Wow, bravo, endlich outen sich mal Leute einer Behörde (!), die – nochmals Tschuldigung – einen Hintern in der Hose haben.

Munter bleiben!

Herzlichst

Ihr Axel Schuller

P.S.: Unser zumindest langer Bürgermeister Andreas Bovenschulte erspart sich nach seiner derben Niederlage im Senat in Sachen Asyl-Gesetz (siehe Blog vom 21.11.23) immerhin das fettige Sahnehäubchen auf der Schmach. Er nimmt heute nicht an der Bundesratssitzung teil, in welcher der Migrationskompromiss des Bundes mit den Ländern endgültig beschlossen wird. Der Grüne Bürgermeister Björn Fecker, die LINKE Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard und Bremens Bevollmächtigter beim Bund, Olaf Joachim (SPD) werden die drei Bremer Stimmen vermutlich still ins Enthaltungs-Körbchen legen.