Ein garantiert völlig anderer Blick auf “Pisa”

10.12.2023 16 Von Axel Schuller

Uff, da hat Bremen aber tüchtig Glück gehabt: Die neuesten Pisa-Ergebnisse werden nur national, nicht aber regional ausgewiesen. Welch ein Weihnachtsgeschenk für Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD). Für die Ressortchefin ein Anlass weniger, einen Berg bekannter Ausflüchte aufzutürmen. Wobei jeder Kundige ahnt, auf welchem Platz Bremen gelandet wäre… Dabei gäbe es gleich mehrere Möglichkeiten, den Bremer Karren aus dem Dreck zu ziehen – wenn man es bloß wollte.

Alle Experten – zuletzt im aktuellen SPIEGEL – teilen eine Überzeugung: Der Schlüssel zu allem liegt in der gemeinsamen Sprache. Also: Deutsch.

Aber der Bremer Senat sperrt sich geradezu verbohrt seit Jahren, den Kindern diese Basis vermitteln zu lassen. An der Weser wird herumgeeiert, Eltern von Kindern mit Sprachdefiziten „nahegelegt“: Schicken Sie Ihr Kind – bitte, bitte – wenigstens ein Jahr vor der Einschulung in den Kindergarten.

Welch ein verhängnisvoller Fehler! Experten, unter anderem auch die bildungspolitischen Sprecher der Bundestagsfraktionen,  verweisen in diesem Zusammenhang seit Jahren auf Hamburg als Vorbild. Dort werden Kinder zur Grundschule nur zugelassen, wenn sie nach einem zuvor gescheitertem Sprachtest in einer verpflichtenden Vorschulklasse Deutsch gelernt haben.

Der Bremer Senat ist auf diesem Feld unverbesserlich. Hier gibt’s keinen Zwang, alles ist freiwillig und der Kindergarten soll nebenbei auch noch den Spracherwerb leisten. Leider wieder einmal: Bremerland gleich Gagaland.

Da Deutschland nahezu jeden Migranten reinlässt und Stütze an keine Gegenleistung bindet, fühlen sich zu viele Migranten nicht verpflichtet, Deutsch zu lernen. Kleine Kinder lernen die neue Sprache möglicherweise ein wenig auf dem Spielplatz – doch zu Hause wird fast nie Deutsch gesprochen. Dies bedeutet: Die Jüngsten sehenden Auges in die erste, aber wesentliche  Benachteiligung zu bugsieren. Welch ein gesellschaftspolitischer Irrsinn!

Andere Länder lassen Ausländer überwiegend nur rein, wenn sie diese als Arbeitskräfte brauchen. Grundvoraussetzung: Sprache der neuen Heimat umgehend erlernen.

Bei uns: Viele Türken, Syrer und Afghanen pflegen im neuen Zuhause ihre Alte-Heimat-Sprache. Der Staat kümmert sich nicht drum. Denkt auch nicht dran, notfalls die Sozialbezüge zu kürzen. Nichts. Den Hartz-IV-Grundsatz, „fördern und fordern“, haben die Ampel-Politiker aus dem Instrumentenkasten verbannt. Jetzt gibt’s Bargeld ohne Gegenleistung.

Achtung: Bei den Themen Sprache, Aufmerksamkeit, Leistungsbereitschaft und Lernverhalten sind alle, insbesondere die Eltern, aber auch Sportvereine gefordert.

In Kürze, um Ihre Aufmerksamkeits-Budget nicht zu überstrapazieren. 🙂

Deutsch müssen alle lernen, die in Deutschland zurechtkommen wollen. Also auch Deutsche! Verkümmerte Sprachfähigkeiten von Kindern gehen immer aufs Elternhaus zurück. 

Wer Vierjährigen ein Handy anschafft, Jüngste vor die Spielkonsole setzt – nur damit sie Ruhe geben – wer mit ihnen keine Bücher anschaut und vorliest, darf sich nicht wundern, wenn Kinder mit Sprachdefiziten eingeschult werden. Auch Ur-Deutsche.

Ferner sollte man sich nicht wundern, wenn die lieben Kleinen sich nicht mehr konzentrieren können. Hej Eltern, es ist Ihr Job, Ihre Kinder zu erziehen. Dies ist nicht Aufgabe der Schule! Ordnung, Fleiß, „Hören“, Aufräumen, Rücksicht-nehmen usw. müssen die Eltern den Kindern beibringen.

Noch so ein Irrweg. Sportvereine und Bildungsbehörde, bitte beachten: Kinder wollen sich von Natur aus miteinander messen. Dazu gehören sportliche Wettkämpfe mit Platzierungen. Dazu gehören Noten. Übrigens auch: „Sitzenbleiben“.

An alle Verantwortlichen: Beenden Sie im Umgang mit Schulkindern dieses gutgemeinte, aber verheerend wirkende In-Watte-packen. Der erfolgreiche asiatische „Drill“ muss ja nicht 1 zu 1 übernommen werden. Eine neuzeitliche Variante davon dürfte auch europäischen Kindern nicht schaden. Konsequentes Handeln ist noch immer Schlüssel einer erfolgreichen Erziehung. Auch hier lohnt ein Blick in Hamburger Schulen.

Weiter im Telegrammstil: Erwachsene, die trotz großem Arbeitskräfte-Mangel für die 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich streiken, erreichen beim Nachwuchs irgendwann die ungute Sichtweise: Ich hab keinen Bock auf Schule, aber das Abitur steht mir zu.

Kleiner Exkurs: Wenn unser Land so leistungsfeindlich, so satt-dekadent weitermacht, müssen spätestens unsere Ur-Enkel aufgrund massenhaft entfallener Arbeitsplätze auswandern, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Sie lachen? Warten Sie’s ab. 

Zurück nach Bremen und Deutschland. Wer befreit uns von dem – sorry – Schwachsinn der 16 unterschiedlichen Bildungssysteme samt unterschiedlicher Inhalte? Ich pfeife (gerne) auf die Bildungshoheit der 16 Bundesländer!

Wann kapieren Bildungspolitiker endlich, dass die Inklusion eine wunderbare Erfindung ist, aber erstens eine maximale (und teure) Personalausstattung erfordert und zweitens selbst bei optimalen Rahmenbedingungen nicht jedem Kind gerecht werden kann. Da kann die UN noch lange von einem Menschenrecht sprechen. In der Praxis muss für jedes einzelne Kind der richtige Weg gefunden werden.

Noch ein Appell an alle Bremer Politiker: Holen Sie sich endlich – so wie es Hamburg vorgemacht hat – den Rat unverblendeter Pädagogen ein. Sorgen Sie dafür, dass alle Kinder zumindest sprachlich mit gleichen Voraussetzungen eingeschult werden. Fördern Sie die Freude der Kinder an Mathe – das dient dem klaren Denken und hilft im späteren Leben ungemein. Lesen und Vorlesen in der Grundschule machen Spaß, fördern die Konzentration und helfen allen Kindern bei ihrer Entwicklung.

Bitte bedenken Sie: Alle – Mitwirkende in Kindergärten, Schulen und Vereinen – die gesamte Gesellschaft beeinflussen unsere Kinder insbesondere dadurch, wie und was Sie und wir als Vorbilder vorleben.

Munter bleiben!

Herzlichst

Ihr Axel Schuller

(Vater und Großvater)

P.S.: So, nun bitte ich um viele Kommentare zu diesem Stück. Alles soll raus, alles muss raus. Für eine fruchtbare Diskussion! Ziel sollte eine Bremer Enquetekommission sein. Bei uns brennt die “Hütte” am heftigsten.