5-Sterne-plus Irrsinn Fernwärmeleitung – Bürger schwanken zwischen Wut und Resignation

17.12.2023 7 Von Axel Schuller

Bremen, einst stolz auf seine demokratische und weltoffene Bevölkerung, befindet sich auf Schussfahrt. Es gibt zunehmend Menschen, die sich entweder voller Graus abwenden („ich gucke und lese keine Nachrichten mehr, höchstens noch die Überschriften“), wütend werden oder resignieren. Jeder einzelne Teil dieses Dreierlei, Damen und Herren Polit-Profis, ist Gift für unser Gemeinwesen. Der Unmut entzündet sich meist am gefühlt sinnfreien Tun von Behörden, öffentlichen Firmen und Institutionen.

Dies, geneigte Leserschaft, ist kein Schuller-Bla-Bla. Die Mischung aus Unvermögen, Gedankenlosigkeit und teilweise Kaltschnäuzigkeit öffentlicher Stellen hat ein Maß angenommen, dass auch gutmütige Bürgerinnen und Bürger nicht mehr hinnehmen mögen.

Beispiel Fernwärmeausbau Schwachhausen und alles, was damit zusammenhängt: Was in den Augen denkender Bürger inzwischen den 5-Sterne-plus-Irrsinn erreicht hat, ist die Situation im Schwachhauser Ring: Zuerst wurde zeitaufwändig ein neuer Abwasserkanal verbuddelt. Okay, musste sein. Nachdem die Straße gerade wieder asphaltiert war, wurde sie wieder aufgerissen. Jetzt kam die swb mit ihrem Fernwärmerohr

Aber jetzt kommt’s knüppeldick. Die Wärmeleitung liegt neben dem Abwasserrohr. Von den Folgen berichten Betroffene: Die eine Straßenseite kann an die gepriesene Wärmeversorgung angekoppelt werden, die andere aber nicht. Klar, direkt daneben fließt ja die Kloake ab.

Leute, ist es im Zeitalter der fortschreitenden Künstlichen Intelligenz wirklich außerhalb jeder Denke, Abzweigungen vom Fernwärmerohr unter oder über das Abwasserrohr zu bauen? Ernsthaft, jetzt?

Die Zufahrt zur Dijonstraße ist – gefühlt – seit über einem Jahr verrammelt

Der an sich positive Fernwärme-Ausbau hat ungeahnte Folgen. Beispiel: Wer täglich die Schwachhauser Heerstraße Richtung Horn runtergurkt, passiert zwangsläufig die Dijonstraße. Und die ist – gefühlt – seit über einem Jahr Dritte-Welt-mäßig mit “Absperrzäunen” verrammelt. Wissen Sie weshalb? Um den für Anlieger störenden Durchgangsverkehr herauszuhalten.

Ich hoffe inständig, dass am Ende nicht irgend ein Promi in der Straße wohnt – und deshalb…

Halten wir uns kurz noch bei der Fernwärme auf. In der H.H.-Meier-Allee wird gerade die Fahrbahn direkt nach Fertigstellung erneut von schwerem Baugerät malträtiert. Dem Amt hatte die neue Fahrbahndecke nicht behagt. Außerdem fließt laut Anliegern unterirdisch Wasser aus. Wenn Bob der Baumeister Murks fabriziert, leiden halt alle: Anlieger, Geschäftsleute, Kunden der Post und des Marktes – tja, so ist das, wenn man in einer Stadt der Könner und Chefplaner wohnt.

Apropos planen. Wohin man schaut, kriegt man das Grausen. Anderes Beispiel: Die Awo betreibt ab sofort im Auftrag der Stadt die Flüchtlings-Landesaufnahmestelle St. Jürgenstraße auf dem Gelände des Klinikum-Bremen-Mitte. Zunächst mit 440 Betten, demnächst mit 800 Plätzen.

Da weiht man die Nachbarn schon mal gerne vorab per Flugblatt ein. So einen Hinweise haben tatsächlich auch die Bewohner der St. Jürgenstraße erhalten; die der Humboldtstraße – Sie ahnen es – aber nicht. Dabei befindet sich gleich vorne an in der Humboldt die Friedensgemeinde, die auch helfen möchte. Aber einen Zettel auch in dieser Ecke zu verteilen – „ach, daran haben wir nicht gedacht“, erklärte ein Awo-Vertreter.

Die Humboldtstraßen-Bewohner waren diese Woche doppelt gekniffen. Auf der einen Straßenseite wurden erneut Flugblätter verteilt. Diesmal vom Amt für Straßen und Verkehr. Ohne Briefkopf – so eng sieht man das heute nicht mehr. Einige Empfänger hielten das Teil schon für eine üble Fälschung. Denkste: Das Ding war echt. Inhalt: Die Humboldtstraße wird nun doch zwischen Dobben und Hornerstraße (Gesundheitsamt) zur Einbahnstraße erklärt. Das war beim „Verkehrsversuch“ der Dr. Maike „Bürgerschreck“ Schaefer übrigens die unbeliebteste aller Varianten. Aber, wen interessiert’s?

Und im Frühjahr wird die Straße dann noch liebevoll an- und ausgemalt

Einige Anwohner hört man, hätten schier vor Glück geschrien – oder war’s vielleicht doch Entsetzen?

Bei Straßenmalerei fällt mir die nunmehr zweispurige Martinistraße ein. Die ist endlich Poller-befreit und mit Dauermake-up versehen, also (im Juristen-Deutsch) vollumfänglich angemalt. Die Folge: Gerade in der Weihnachtszeit möchte manches Bürgerlein lieber mit der eigenen Charrette einkaufen fahren. Folge des Gepinsels: Stau und noch mal Stau. Und mittendrin Reise- und BSAG-Busse. Die Umwelt freut sich unbändig. So viele Abgase bekommt sie ja nicht mehr überall geboten…

Ja, und dann gibt es noch aufsässige Bürgerinnen und Bürger, die sich entgegen aller Grünen-Wirr-Pläne erdreisten, mit dem Auto in die Stadt zu streben. Die stehen nicht nur in der Martinistraße – der Wall als beidseitig befahrbare Umrundung fehlt halt doch – sondern auch beim Wegfahren über die Schwachhauser Heerstraße Richtung Kurfürstenallee. Da werkeln seit Monaten Bauarbeiter an irgendwelchen Versorgungsleitungen. Und das daaauuuuuert… Das ASV versprach auf Nachfrage, ab 22. Dezember werde alles fertig sein.

Halleluja, pünktlich nach dem Weihnachtsgeschäft. Da kann man jetzt wirklich nicht meckern.

Und dann ist da noch unser weinkennender Grüner Chef-Verkehrspolitiker Ralph Saxe. Der mault unentwegt darüber, dass die so schön rot angemalte Fahrradstraße in der Parkallee (beim Friedenstunnel) von Auto-Staus statt von fröhlichen Radlern beherrscht werde. Menno, ist aber auch seltsam. Oder doch nicht?

Wer Menschen vom Lande in der City, auf dem Weihnachtsmarkt beim Winterzauber haben will, kann nicht ernsthaft damit rechnen, dass die alle frierend mit dem Rad, sondern auch mit Fahrzeugen inkl. Sitz- und Lenkradheizung „anreisen“. Die einspurige HermannBöse-Straße mit Doofen-Stern am Ende, die (noch) einspurige Schwachauser Heerstraße usw. verleiten halt zum Ausweg über die Parkallee.

Aber passen Sie auf, dass Sie nicht Herrn Saxe in die Quere kommen. Der befragt Sie womöglich inquisitorisch nach Ihrem ganz persönlichen „Modal-Split“. Also, auf welche Art Sie Ihre Wege zurücklegen. Er legt schon mal öffentlich vor. Ich zitiere aus einem seiner Facebook-Posts: „Auto: Null Kilometer. Fahrrad: 2000 Kilometer. Zu Fuß: auch 2000 Kilometer.“ So sind also gute Menschen gestrickt.

Munter bleiben!

Herzlichst

Ihr Axel Schuller