5-Sterne-plus Irrsinn Fernwärmeleitung – Bürger schwanken zwischen Wut und Resignation
Bremen, einst stolz auf seine demokratische und weltoffene Bevölkerung, befindet sich auf Schussfahrt. Es gibt zunehmend Menschen, die sich entweder voller Graus abwenden („ich gucke und lese keine Nachrichten mehr, höchstens noch die Überschriften“), wütend werden oder resignieren. Jeder einzelne Teil dieses Dreierlei, Damen und Herren Polit-Profis, ist Gift für unser Gemeinwesen. Der Unmut entzündet sich meist am gefühlt sinnfreien Tun von Behörden, öffentlichen Firmen und Institutionen.
Dies, geneigte Leserschaft, ist kein Schuller-Bla-Bla. Die Mischung aus Unvermögen, Gedankenlosigkeit und teilweise Kaltschnäuzigkeit öffentlicher Stellen hat ein Maß angenommen, dass auch gutmütige Bürgerinnen und Bürger nicht mehr hinnehmen mögen.
Beispiel Fernwärmeausbau Schwachhausen und alles, was damit zusammenhängt: Was in den Augen denkender Bürger inzwischen den 5-Sterne-plus-Irrsinn erreicht hat, ist die Situation im Schwachhauser Ring: Zuerst wurde zeitaufwändig ein neuer Abwasserkanal verbuddelt. Okay, musste sein. Nachdem die Straße gerade wieder asphaltiert war, wurde sie wieder aufgerissen. Jetzt kam die swb mit ihrem Fernwärmerohr.
Aber jetzt kommt’s knüppeldick. Die Wärmeleitung liegt neben dem Abwasserrohr. Von den Folgen berichten Betroffene: Die eine Straßenseite kann an die gepriesene Wärmeversorgung angekoppelt werden, die andere aber nicht. Klar, direkt daneben fließt ja die Kloake ab.
Leute, ist es im Zeitalter der fortschreitenden Künstlichen Intelligenz wirklich außerhalb jeder Denke, Abzweigungen vom Fernwärmerohr unter oder über das Abwasserrohr zu bauen? Ernsthaft, jetzt?
Der an sich positive Fernwärme-Ausbau hat ungeahnte Folgen. Beispiel: Wer täglich die Schwachhauser Heerstraße Richtung Horn runtergurkt, passiert zwangsläufig die Dijonstraße. Und die ist – gefühlt – seit über einem Jahr Dritte-Welt-mäßig mit “Absperrzäunen” verrammelt. Wissen Sie weshalb? Um den für Anlieger störenden Durchgangsverkehr herauszuhalten.
Ich hoffe inständig, dass am Ende nicht irgend ein Promi in der Straße wohnt – und deshalb…
Halten wir uns kurz noch bei der Fernwärme auf. In der H.H.-Meier-Allee wird gerade die Fahrbahn direkt nach Fertigstellung erneut von schwerem Baugerät malträtiert. Dem Amt hatte die neue Fahrbahndecke nicht behagt. Außerdem fließt laut Anliegern unterirdisch Wasser aus. Wenn Bob der Baumeister Murks fabriziert, leiden halt alle: Anlieger, Geschäftsleute, Kunden der Post und des Marktes – tja, so ist das, wenn man in einer Stadt der Könner und Chefplaner wohnt.
Apropos planen. Wohin man schaut, kriegt man das Grausen. Anderes Beispiel: Die Awo betreibt ab sofort im Auftrag der Stadt die Flüchtlings-Landesaufnahmestelle St. Jürgenstraße auf dem Gelände des Klinikum-Bremen-Mitte. Zunächst mit 440 Betten, demnächst mit 800 Plätzen.
Da weiht man die Nachbarn schon mal gerne vorab per Flugblatt ein. So einen Hinweise haben tatsächlich auch die Bewohner der St. Jürgenstraße erhalten; die der Humboldtstraße – Sie ahnen es – aber nicht. Dabei befindet sich gleich vorne an in der Humboldt die Friedensgemeinde, die auch helfen möchte. Aber einen Zettel auch in dieser Ecke zu verteilen – „ach, daran haben wir nicht gedacht“, erklärte ein Awo-Vertreter.
Die Humboldtstraßen-Bewohner waren diese Woche doppelt gekniffen. Auf der einen Straßenseite wurden erneut Flugblätter verteilt. Diesmal vom Amt für Straßen und Verkehr. Ohne Briefkopf – so eng sieht man das heute nicht mehr. Einige Empfänger hielten das Teil schon für eine üble Fälschung. Denkste: Das Ding war echt. Inhalt: Die Humboldtstraße wird nun doch zwischen Dobben und Hornerstraße (Gesundheitsamt) zur Einbahnstraße erklärt. Das war beim „Verkehrsversuch“ der Dr. Maike „Bürgerschreck“ Schaefer übrigens die unbeliebteste aller Varianten. Aber, wen interessiert’s?
Und im Frühjahr wird die Straße dann noch liebevoll an- und ausgemalt.
Einige Anwohner hört man, hätten schier vor Glück geschrien – oder war’s vielleicht doch Entsetzen?
Bei Straßenmalerei fällt mir die nunmehr zweispurige Martinistraße ein. Die ist endlich Poller-befreit und mit Dauermake-up versehen, also (im Juristen-Deutsch) vollumfänglich angemalt. Die Folge: Gerade in der Weihnachtszeit möchte manches Bürgerlein lieber mit der eigenen Charrette einkaufen fahren. Folge des Gepinsels: Stau und noch mal Stau. Und mittendrin Reise- und BSAG-Busse. Die Umwelt freut sich unbändig. So viele Abgase bekommt sie ja nicht mehr überall geboten…
Ja, und dann gibt es noch aufsässige Bürgerinnen und Bürger, die sich entgegen aller Grünen-Wirr-Pläne erdreisten, mit dem Auto in die Stadt zu streben. Die stehen nicht nur in der Martinistraße – der Wall als beidseitig befahrbare Umrundung fehlt halt doch – sondern auch beim Wegfahren über die Schwachhauser Heerstraße Richtung Kurfürstenallee. Da werkeln seit Monaten Bauarbeiter an irgendwelchen Versorgungsleitungen. Und das daaauuuuuert… Das ASV versprach auf Nachfrage, ab 22. Dezember werde alles fertig sein.
Halleluja, pünktlich nach dem Weihnachtsgeschäft. Da kann man jetzt wirklich nicht meckern.
Und dann ist da noch unser weinkennender Grüner Chef-Verkehrspolitiker Ralph Saxe. Der mault unentwegt darüber, dass die so schön rot angemalte Fahrradstraße in der Parkallee (beim Friedenstunnel) von Auto-Staus statt von fröhlichen Radlern beherrscht werde. Menno, ist aber auch seltsam. Oder doch nicht?
Wer Menschen vom Lande in der City, auf dem Weihnachtsmarkt beim Winterzauber haben will, kann nicht ernsthaft damit rechnen, dass die alle frierend mit dem Rad, sondern auch mit Fahrzeugen inkl. Sitz- und Lenkradheizung „anreisen“. Die einspurige Hermann–Böse-Straße mit Doofen-Stern am Ende, die (noch) einspurige Schwachauser Heerstraße usw. verleiten halt zum Ausweg über die Parkallee.
Aber passen Sie auf, dass Sie nicht Herrn Saxe in die Quere kommen. Der befragt Sie womöglich inquisitorisch nach Ihrem ganz persönlichen „Modal-Split“. Also, auf welche Art Sie Ihre Wege zurücklegen. Er legt schon mal öffentlich vor. Ich zitiere aus einem seiner Facebook-Posts: „Auto: Null Kilometer. Fahrrad: 2000 Kilometer. Zu Fuß: auch 2000 Kilometer.“ So sind also gute Menschen gestrickt.
Munter bleiben!
Herzlichst
Ihr Axel Schuller
kleine Korrektur: die vorgesehene Verkehrsplanung (Dobben bis Hornerstr Einbahnstr und Horner Str St. Jürgen ) war nicht Teil des Verkehrsversuch. Die in Aussicht genommene Regelung dürfte dazu beitragen die Strasse ruhiger zu machen. Sie wird immer noch mit hoher Geschwindigkeit durchfahren. Die Anmalerei ist Geldverschwendung. Ich würde mir wünschen, dass die Radfahrerei auf den Gehwegen aufhört.
Dafür haben die Mitglieder der Bremer Bürgerschaft nun einheitliche, im CC der Bremer Bürgerschaft gestalteten, Wasserflaschen, aus denen sie während der Sitzungen Wasser trinken dürfen.
Die Geschichte dazu ist abenteuerlich. Nachdem ein Mitglied der Bremer Bürgerschaft die neuen Wasserflaschen, als Weihnachtsgeschenk getarnten Wasserflasche vorgestellt hat habe ich erfahren, dass es bisher gar nicht gestattet war, während der Sitzungen im Plenarsaal zu trinken. Es wird also erwartet, dass die Abgeordneten einerseits an den stundenlangen Sitzungen teilnehmen, aber nicht trinken dürfen. Dabei ist es gerade dann wichtig, mit ausreichend Flüssigkeit versorgt zu sein, wenn man sich konzentrieren muss.
Nun wurde endlich Abhilfe geschaffen: Es darf getrunken werden.
ABER HALT – so einfach ist das nicht. Es ist absolut nicht schön, wenn dann jeder Abgeordnete seine eigene Wasserflasche, die er zweifellos besitzt, mitbringt. Wo kommen wir denn da hin, wenn so unterschiedliche Designs verwendet werden?? Also muß eine einheitliche Wasserflasche her – gestaltet im Design der Bremer Bürgerschaft.
Damit man diese Flaschen aber nicht sieht, steht gleich in den Erklärungen dazu: “Bitte beachten Sie, dass die Flasche nicht auf den Tischen abgestellt werden darf!”
Also – es dürfen nur die von der Bremischen Bürgerschaft gestalteten Flaschen verwendet werden und diese dürfen aber gleichzeitig auch nicht gesehen werden.
Bremen hat es ja!
Lieber Axel,
zum Jahresausklang möchte ich mich bei Dir bedanken. Dafür, dass Du Dir die Mühe machst, immer wieder den Finger in die Wunden dieser Stadt und unserer Gesellschaft zu legen. Lass Dich von Idiologen und Berufsschreiern nicht beeindrucken. Fritz Stern hat einmal geschrieben, dass er Angst vor der zunehmenden Verdummung der Menschen und dem Verlust von Moral und Anstand in den sozialen Medien hat. Wohl wahr… Die schweigende und leidensfähige Mehrheit muss sich verstärkt dagegen stemmen und dem gesunden Menschenverstand wieder mehr Raum geben. In diesem Sinne, Axel, weiter so!
Die Unbeirrtheit, mit der in Bremen Unsinnigkeiten hartnäckig durchgesetzt werden, ohne nach links und rechts zu schauen, ist extrem Besorgnis erregend.
Mindestens gleich beängstigend ist, dass unsere Bremer Leitmedien, WK und BuB, dem nichts anderes entgegen zu setzen haben als das Referieren von Einzelereignissen (Poller sind weg) oder Zeugnissen von Betroffenen (Mir bleiben die Kunden weg). Jedwedes eigenes Bemühen um Erkenntnisse und Einordnung jenseits anekdotischer Evidenz entfällt. Dabei wäre es doch ein Leichtes, sich die Verkehrssituation in der Innenstadt an mehreren Tagen hintereinander anzusehen, über Staulängen an verschiedenen Stellen, die Anzahl von Radfahrern etc. zu berichten und dies mit den Intentionen unserer Stadtplaner zu vergleichen. Der zu erwartende Konter unserer Behörden – das ist aber nicht wissenschaftlich – ist zwar vorhersehbar, würde diese trägen und wenig nachdenkenden Institutionen aber wenigstens unter öffentlichen Druck setzen, sich dann aber wenigstens selber um eine wissenschaftliche Evaluation zu bemühen. Den in Bremen geführten Debatten liegt meistens eine rein anekdotische Evidenz zugrunde, die beliebig zerquatscht werden kann. Und wenn unsere Regierungsparteien in HB etwas können, ist es Zerquatschen.
Zur Umsetzung des Verkehrsversuchs Humboldtstraße ist zu sagen, dass die nun vor der Realisierung stehende Variante eine Mischung aus zwei vorher getesteten ist. Sehr besorgniserregend ist allerdings , dass die Einmündung der Horner Straße in die Bismarckstraße offenkundig nicht dazu geeignet ist, die größeren Verkehre aufzunehmen. Die Fahrbahnbreite beträgt 2,50 m. Dieser schmale Streifen soll Autos und dazu Fahrräder aus 2 Richtungen aufnehmen. Das ist schon rechnerisch nicht möglich und birgt ein hohes Unfallrisiko, auf das schon während des Verkehrsversuchs hingewiesen wurde. Die Antwort aus dem Ortsamt bzw. dem Amt für Straßen und Verkehr lautet, dass das bekannt ist, aber für eine entsprechende bauliche Maßnahme leider kein Geld vorhanden ist. Einerseits will man die Sicherheit erhöhen, aber andererseits kein Geld dafür ausgeben. Die Verkehrsteilnehmer werden sich freuen. Schon jetzt kommt es annähernd täglich zu brenzligen Situationen.
Andernorts wird Geld – wie gelesen – mit beiden Händen zum Fenster rausgeschmissen!
Vielen Dank Axel, für den Mut, immerzu den Finger in die Wunde zu legen, weil die Medienlandschaft in Bremen von wenigen Redakteuren abgesehen, sich schon lange nicht mehr traut, kritischen Journalismus zu betreiben und die Leserschaft mit Hintergründigem zu versorgen .
Mach weiter so 👍
Kommentar zu Herrn Saxe, Auto: 0km? Dann sei die Frage erlaubt, warum da auf dem Bürgersteig hinter dem Laden ein Diesel Sprinter steht der mit dem Namen des Ladens bedruckt ist? Oder fahren den nur die Angestellten, damit Herrn Saxes Gewissen rein bleibt und er diese Statistiken auf Facebook offerieren kann, im Versuch uns alle zu beschämen? Warum steht der Wagen eigentlich auf dem Bürgersteig und blockiert zwei Garagen?
Warum kein Cambio Lieferwagen, das ist ja eine Alternative, die den Handwerkern in Bremen gerne angetragen wird. Oder ist das hier ein Fall von “Wasser predigen und Wein trinken”?
Wichtig noch zu erwähnen ist, dass es für mich mittlerweile einen Unterschied macht, ob die Politik wirres fordert ODER die Behörden von sich aus Irres tun.
Leider gibt es in HB keine Differenzierung zwischen Landes-Ministerium und Stadtverwaltung.
Daher auch keine (behörden) internes Korrektiv.
(Wer verpetzt schon den irrenden Kollegen oder Genossen aus dem eigenen Ortsverband?)
So verselbstständigen sich Behörden und deren handeln. Wenn dann noch der Personalrat (seine persönliche Parteiagenda) mit realisiert haben möchte, ist R2G IRRSIN in Endstufe vorprogrammiert. LEIDER!!!!
Das sind die Folgen 75 Jahre monokratischer Regierung. ……