Neuartige “Verkehrswende”: Amazon-Lieferwagen zuhauf… / BREPARK vergrault Kunden

07.01.2024 16 Von Axel Schuller
Hübsche Ladestellen im Parkhaus Brill – leider nicht funktionsfähig.

Quizzfrage: Sie wollen ein bisschen shoppen. Besuchen Sie dafür a) die Bremer Innenstadt, oder steuern Sie b) gleich Dodenhof an? Variante b) weist im Vergleich gleich mehrere Vorteile auf: Sie stolpern über keine „Drogis“, werden nicht angebettelt und das Angebot ist Vielfalt pur. Ach ja, die Parkplätze sind auch noch kostenlos. Und in Bremen? Hier werden die Parkgebühren erhöht. Kurzum, man könnte sagen: Die Innenstadt wird als Einkaufsort systematisch hingerichtet. Übrigens: Ganz Bequeme wählen c) – und bestellen bei Amazon.

Bremen, wie es „sinkt“ und lacht: Statt – antizyklisch – die Parkgebühren zu senken/abzuschaffen, um endlich mehr Umland-Bewohner in die Geschäfte zu locken, wird hier noch ne GebührenSchippe draufgepackt. So haucht man einer welken Innenstadt nicht zwingend Lebenskraft ein.

Die städtische Parkhaus-Gesellschaft BREPARK (Eigentümer: Stadt Bremen) hat sich offenbar fest vorgenommen, weitere autofahrende Kunden zu vergraulen.

Die Parkgebühren wurden zum 1. Januar teilweise um bis zu 25 Prozent auf 1,50 Euro pro angefangenen halbe Stunde (Parkhaus Mitte) erhöht – gerade so, als sei die City ein blühender Ort. So viel Realitätsverlust musst du erst einmal aufbringen.

Nur am Rande, weil darüber ja bereits breit berichtet wurde: Die Bürgerweide wird während wirklich interessanter Konzerte und Messen kurzerhand zum Goldesel umfunktioniert. Je nach Veranstaltungs-Kategorie muss man pauschal 5, 10 oder sogar 15 Euro berappen. 

Da spielt es für die Planer keine Rolle, dass Besucher aus Emden, Wilhelmshaven oder Aurich nach Event-Ende weder mit Bus und Bahn noch mit dem E-Bike gut nach Hause kommen. Sondern eben nur mit dem, ui je, bösen Auto – womöglich auch noch in Bremen gefertigt… 

Der Oberhammer: Weder BREPARK noch Stadthalle/Messe haben ihre Kunden von der brutalen Preiserhöhung vorab informiert. Bis zum heutigen 7. Januar nicht. Das nenn ich bürgernahe Dienstleister – Glucks, haha…

Passt aber wiederum in die Reihe weiterer Kunden-„Annehmlichkeiten“ der BREPARK. 

Im November 2023 waren im Parkhaus Mitte auf einen Schlag 500 der 933 Stellplätze ohne Vorwarnung abgesperrt worden, weil die Brandtüren nicht vorschriftsmäßig schlossen. Auf Druck des Handels funktionierten sie wenig später wieder.

Oder: Die BREPARK rühmt sich auf der Website ihrer Ladestellen für E-Autos.

Die gibt es tatsächlich. Aber einen beachtlichen Teil dieser Gerätschaften zieren seit Monaten kleine Schildchen (Fotos): „Dieser Ladepunkt wird in Kürze in Betrieb genommen. Wir bitten um Ihre Geduld. Ihre BREPARK.“

Vielleicht sollte die städtische Gesellschaft ihren Namen nicht länger (etwas großmäulig) in Großbuchstaben schreiben – senkt vielleicht auch die Service-Erwartungen.

Bürgerschreck“-Senatorin Dr. Maike Schaefer (Grüne) hatte Bremen zum Ende ihrer Amtszeit noch die jetzige BREPARK-Chefin Katja Krause beschert. Nach deren zuvor beschriebenen dreimaligem Griff ins Planer-Klo würde ich auf die Verlängerung des GF-Vertrages keine Wette annehmen…

Genug der BREPARK-Probleme.

Bremen leidet unter einem viel größeren Manko. Der Grüne Bremer Ungeist – Auto bäh, Öffis sind das Non plus ultra – wabert trotz Schaefers “Abwahl” weiter durch die Stadt.

Wie verpeilt muss man sein, die Parkgebühr ausgerechnet in dem Parkhaus (Mitte) überproportional anzuheben, das in absehbarer Zeit dem Abriss geweiht ist? Begründung der BREPARK auf Nachfrage: „Na ja, das ist unser zentralstes Parkhaus.“ 

Man könnte auch sagen: Das Beliebteste. Und deshalb kommt es ja auch weg. Laut (zuletzt verfügbarem Geschäftsbericht) war das Parkhaus Mitte 2021 mit 364.060 „Parkvorgängen“ die am häufigsten angesteuerte BREPARK-Location. 

Auf Platz 2 folgte das Presseparkhaus mit 284.221 Gästen. Sie erinnern bestimmt: Weil das Teil so beliebt ist, wurden Zu- und Abfahrt via nunmehr zweispurige Martinistraße erschwert. Und wenn der Brill, wie es noch im Verkehrsentwicklungsplan (VEP) nachzulesen ist, weiter „zurückgebaut“ wird, dann, ja dann werden wohl noch mehr Besucher aus dem Umland der Hansestadt endgültig den langen Rücken zeigen

Da ich gerade im Zahlen-Rausch bin: Das Parkhaus am Brill (168.041 Kunden) soll als einziges weiter uneingeschränkt „leben“ – inkl. der irgendwann einfliegenden Tauben auf dem Obergeschoss.

Auf den Brill folgt in der Einstell-Hitparade die Garage am Dom mit 133.683 Fahrzeugen. Dieses Haus möchten die Innenstadt-Drangsaleure nur noch für Kurzzeitparker freigeben. Zur Abrundung der städtischen Planungs-Verwirrtheit passt die VEP-Absicht, die Dauerparker aus dem Presseparkhaus zu verdammen. So will man die Büro- und Handelsleute endlich zur „Verkehrswendezwingen.

Noch so ein Ding: Die Katharina-Garage am Katharinenklosterhof (125.649 Fahrzeuge) wird laut VEP ebenfalls entwidmet. Das heißt: Autos raus. Ist aber eigentlich auch konsequent, seitdem der Wall auf Schmalspur gesetzt wurde. Würde mich nicht wundern, wenn demnächst ein Ober-Kreativer dort die Einrichtung von Hörsälen für die juristische Fakultät (Landesbank) vorschlagen würde. Noch müssen die künftigen City-Studis ja im Stehen zuhören.

Zum Schluss: Das eine bedingt das andere. Die Menschen sind nicht so folgsam, wie sich die Verkehrswenden-Anbeter das wünschen. Ergo: Kommst du nicht schnell und bequem in die Mitte der City (aus dem Umland bevorzugt mit dem eigenen Auto), magst du den Ort der Konsum-Wünsche ziemlich rasch nicht mehr leiden. Dadurch schwindet der Umsatz in der Innenstadt. Kaufleute, die eigene Immobilien in 1a-Lagen besitzen, geben zuweilen ihr eigenes Geschäft auf und werden zu Vermietern

Ist aber auch keine Garantie. Siehe beispielsweise Porzellan Henseler in der Sögestraße. Nachmieter Schuhhaus Meineke ist inzwischen ebenfalls raus. Nun steht der Laden in der Top-Einkaufsstraße leer. Und dies wiederum fördert zumindest nicht die Attraktivität der 1a-Lage bei den berühmtesten Schweinen der Stadt.

Die bequemsten unter uns Konsumenten denken schon gar nicht mehr an irgendeine City. Sie bleiben im behaglichen Zuhause und ordern online. Die Ware rollt – verrückt – meist schon am nächsten Tag in kleinen Lieferwagen an, die sich zuweilen vor den Behausungen dieser modernen Einkäufer schier stauen.

Hej, jetzt hab ich’s kapiert: Das ist in Wahrheit jene „Verkehrswende“, von der einige ideologisch-gestählte Politiker und Umwelt-Freaks mit verklärtem Blick schwärmen...

Munter bleiben!

Herzlichst

Ihr Axel Schuller

P.S.: Ich weiß: Wer den Einkauf mit gastronomischen Gaumenfreuden, einem Klassischen-Konzert– oder Theater-Besuch oder einfach einem “Menschen-aus-aller-Welt-gucken” verbinden möchte, ist in einer quirligen City besser aufgehoben. Doch, Achtung, die Manager m/w der Einkaufstempel an der Peripherie und im Umland lassen sich ebenfalls immer neue Unterhaltungs-Angebote einfallen. Bis hin zu Klassik-Flashmobs.