Achtung Bäume – rettet euch vor den “Grünen”…

27.01.2024 6 Von Axel Schuller

Kraftvolle Lobgesänge direkt vor der Bürgerschaftswahl 2023: Bremens Bäume werden jetzt noch besser geschützt. Aber: Baumfällungen gleich zu hunderten an der Stresemannstraße, auch auf dem Gelände des Klinikums Mitte. Verkrüppelte Büsche auf der Fahrbahn nach dem „Verkehrsversuch  Martinistraße“. Beginn einer „Wanderbaum-Allee” in Schwachhausen! Umbau der Dechanatstraße noch in 2024 zur “Klimastraße”. Doch dann, oh Schreck: Bremen fehlt das Geld für Nachpflanzungen von Bäumen. Trügerischer Lichtblick: Die städtische BREBAU kauft Wald zugunsten des Klimas. Möchte vor diesem Wirrwarr jetzt wirklich jemand Obelix fragen, was er von alledem hält…?

Geneigte Leserschaft, heute geht es – vornehm marxistisch formuliert – um die Dialektik staatlichen Handels. 

Viele Bremer „Grüne“ und von ihnen über die Koalitionsjahre eingestellte Stadtplaner leiden an einer typisch politischen Krankheit: der „gespaltenen Zunge“.  Einerseits preisen diese Herrschaften stets und immer die herausragende Bedeutung von Bäumen fürs Klima – und zugleich werden Schattenspender gleich serienweise gemetzelt. Aktuelles I-Tüpfelchen dieser „Krankheits“-Geschichte: Bremen ist in der “haushaltslosen Zeit” doch glatt das Geld für Neupflanzungen abhanden gekommen.

Erinnern Sie sich noch, an das Halleluja des Grünen-Vorbeters Ralph Saxe? Drei Tage vor der Bürgerschaftswahl vom 14. Mai 2023 tönte er auf FaceBook mit soviel Hall, als säße er in einem großen leeren Weinfass: 

O-Ton Saxe

„Mehr Baumschutz ist ein Gebot des Umweltschutzes, der Klimaanpassung und der Stadtentwicklung. Unsere Bäume sind wertvolle Lebewesen, ohne die selbst das Leben in der Stadt in der Zukunft mit immer mehr Hitzesommern kaum erträglich wäre. Die neue fortschrittliche Baumschutzsatzung stellt viel mehr Bäume, Hecken und Alleen unter Schutz…“

Zu den Wünschen gesellt sich bekanntlich stets die (manchmal grausame) Wirklichkeit. Und die sieht in unserer schönen Hansestadt so aus:

Hulsberg-Viertel (am Klinikum Mitte): Von ursprünglich 417 Bäumen bleiben nach aktuellen Plänen – so die Befürchtung der Bürgerinitiative „Rettet den Klinikpark“ – 100 bis maximal 120 Schattenspender übrig. 330 dieser CO2-Speicher erfüllen laut BI den Baumschutzverordnungs-Statuserhaltenswert“. Der Kahlschlag geht dort soweit, dass die städtische Grundstücksverkaufs-Gesellschaft das Werbebanner geändert hat (s.o.). Das Exemplar von 2022 (linkes Foto) lockt noch “Neues Hulsberg-Viertel: “Über 250 Bäume” und: “Grüne Zukunft” (rote Umrandungen nachträglich). Aktuell (rechtes Foto) werden keine Bäume mehr avisiert, sondern: “Kinder willkommen“…

Stresemannstraße: Für den Bau einer zweifelhaften Querverbindung für die Straßenbahn wurden 180 überwiegend kerngesunde Bäume „entnommen“ – wie es verwaltungstechnisch heißt, wenn beispielsweise ein “böser” Wolf um die Ecke gebracht wird.

Der Umweltbetrieb Bremen (UBB) listet für Bremen auf: 2.199 (der 218.455 in Bremen erfassten) Bäume mussten/müssen weichen. Darunter auch Eichen, Buchen und Linden. Die allerdings auch wegen Schädigungen. Dazu kamen – beispielsweise an der Lesum – 50 abgesägte Bäume. Damit dort eine Fluss-Aue entsteht, in der fortpflanzungswillige Fische fröhlich laichen können. Die Aue dient übrigens als „Ausgleichsfläche“ für den – vor 26 Jahren!!! – zugeschütteten Überseehafen…Ja, bei uns arbeitet nicht nur das Bürger-Service-Center etwas zögerlich. 🙂

Der Beirat Schwachhausen ergriff 2023 eine “machtvolle” Gegenaktion zur “Schlacht der Kettensägen“: Das Stadtteil-Parlament organisierte rund 20.000 Euro für eine “Wanderbaum-Allee” – das sind dünne Bäumchen in fahrbaren Holzkisten. Als erstes in der Graf-Moltke-Straße an den Straßenrand geparkt.

Die nächste Sägeaktion steht bald in der Neustadt an. 136 Platanen sollen für den Hochwasserschutz weg. Hört sich auf den ersten Ton überzeugend an. Eine Bürgerinitiative kämpft jedoch mit allen juristischen Mitteln dagegen, weil der Schutz vor dem “blanken Hans laut Gegengutachten auch bei Erhalt der Bäume möglich ist. Außerdem: Diese Gehölze können bis zu 300 Jahre alt werden.

Zur bremischen Wirklichkeit gehört aber auch, dass die Stadt trotz Dauer-Ebbe in der Kasse in der Dechanatstraße für 860.000 Euro eine Klimastraße schaffen will. In einem Teil der Langenstraße (zwischen Bürgermeister-Smidt- und Martinistraße) auch. Bedeutet: Am Rand und möglichst in der Mitte werden Bäume gepflanzt sowie Sickerbeete fürs Regenwasser angelegt. Beiden Straßen gemein ist, dass sie schmale Schluchten sind. Aber: Sie verfügen an den Ränder über eine Reihe von (ungeliebten?) Parkplätzen… In der Dechanatstraße könnte es auch Taxi-Plätze treffen. In dieser Straße an der Rückseite der Volksbank sollen übrigens 1.200 Quadratmeter (entspricht: 15 mal 80 Meter) klimagerecht hergerichtet werden. Der Preis schockt die Baubehörde nicht: 75 Prozent steuert der Bund bei.

Aber keine Bange: Diese Bundes-Scheine kommen nach Bremer Sicht bekanntlich nicht aus dem von uns allen immer wieder aufzufüllendem Steuer-Säckel, sondern wachsen am ewig Früchte tragenden “Lindner-Baum”.

Und dann, ja dann gibt es noch die städtische Wohnungsgesellschaft BREBAU. Die hat jüngst ein 10.000 Quadratmeter großes Wäldchen am Baugebiet Borgfeld-Ost unter ihre Fittiche genommen. Angeblich, so hörte ich, für weniger als 10.000 Euro. Wie edel. Das Heimat-Blatt blies auch prompt in die Jubel-Fanfare. Übrigens, wie schon zuvor bei der Ankündigung der “Klimastraße” erprobt.

Ernüchternder Hinweis: Die Bäume stehen bereits seit vielen Jahren dort. Das Grundstück darf nicht bebaut werden. Der BREBAU-PR-Coup schafft also keine zusätzlichen CO2-Fresser. Zu der Ausgleichsfläche gehören übrigens auch 100.000 “Quadrat” Ackerland. Vielleicht pflanzt die BREBAU darauf ja demnächst eine “Solarfarm“.

Die schlimmste Meldung des jungen Jahres verbreitete aber jüngst der städtische Umweltbetrieb Bremen: Die jetzt notwendigen Nachpflanzungen für das beschriebene Baum-Gemetzel in Bremen scheitern in der haushaltslosen Zeit am Geld. Bedeutet: In der aktuellen Pflanzsaison wird wohl wenig bis gar nix laufen. An Ersatz für die vielen gekillten Schattenspender ist erst einmal nicht zu denken.

Da fällt mir gerade eine alte Krimiserie ein: El Saxo, übernehmen Sie.

Munter bleiben!

Herzlichst

Ihr Axel Schuller