Hat die Bremer CDU eine Strategie? Will sie herumholzen, es bequem haben oder regieren?
Sehr geehrte Bremer CDU, verfügen Sie über eine Strategie? Also: Welches Ziel peilen Sie an? Wollen Sie dauerhaft in der Opposition bleiben? Dann machen Sie am besten so weiter wie bisher: Manchmal – unkoordiniert – dicke Backen machen, um dann aber bloß störende Geräusche zu erzeugen. Wo ist Ihr Machtwille? Wo die Strategie, mit der Sie die Sozialdemokraten an Ihre Seite ziehen? Es ist doch offensichtlich, dass die SPD zunehmend an ihren Koalitionspartnern, den Linken und Grünen, verzweifeln.
Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte und „seine“ SPD befinden sich in einer echten Notlage. Es fehlt ihnen an jenem Stoff, mit dem man Probleme aus der Welt schaffen kann: Geld. Eine an sich ideale Ausgangssituation für eine große Oppositionspartei. Aber, wie gesagt: an sich.
Doch die CDU reibt sich ausgerechnet an dem Senator, der ihnen inhaltlich noch am nächsten sein müsste: Innensenator Ulrich Mäurer (SPD).
Nun kann man als Opposition sagen: „Den alten Daddy mobben wir weg“. Mal sehen, welchen schwachen Nachfolger die Sozen aus dem Ärmel zaubern.
Erstens ist dies ein gewagtes Spiel – denn der Nachfolger könnte ein Cleverle wie der GdP-Bundesvorsitzende Jochen Kopelke (SPD, aus Bremen) sein. Und zweitens würde dies ja nichts an der Situation ändern. Nämlich, dass sich SPD an ihren Koalitionären Linke und Grüne heftig (auf)reibt.
Und darauf zu vertrauen, dass die Wahl 2027 die Union an die Macht spült, ist bereits 2019 schiefgegangen.
Die Bremer m/w sind eben wie sie sind – partei-konservativ. Die SPD erhält irrwitzigerweise immer so viele Stimmen, dass sie zumindest gegen die CDU eine Regierung bilden kann.
Aktuell tut sich eine Riesenchance für die CDU auf. Die SPD braucht die Union einerseits, um an zusätzliches Geld für dringend Notwendiges (Stahlwerke, BSAG, Brücken- und Bäder-Sanierung) zu kommen.
Andererseits nerven Grüne und Linke die Sozis ohne Ende. Bis nach Meppen, könnte man im Slang-Deutsch sagen.
Die Linken führen sich speziell beim Thema Flüchtlinge wie Spät-Pubertierende auf. Ätzend. Die sind so frech, dass sie „ihren“ Bürgermeister im Bundesrat der Lächerlichkeit preisgeben. Der Mann muss sich dort für Bremen bei Entscheidungen der Stimme enthalten, die er selbst ausgehandelt hat. Bei der Einführung der Geldkarte für Flüchtlinge fordern die Bremer Linken ernsthaft, Flüchtlinge müssten sich das gespeicherte Geld auch auszahlen lassen können. Also exakt das Gegenteil von dem, was mit der Karte beabsichtigt wird. Eben kein Geld mehr mit „Western Union“ in die Heimat zu überweisen, und damit möglicherweise neue Schlepperdienste zu finanzieren.
Diese Linken nerven mit einer Art weltfremder Politik, dass man sich an den Kopf greift. Die gehören in die Opposition, aber nicht auf die Regierungsbank!
Noch so ein Ding aus der Linken-Traumwelt: Alle Geflüchteten sollen dauerhaft bleiben dürfen.
Um die Betreuung, Wohnungen, Kindergarten- und Schulplätze dürfen sich andere kümmern: Bürgermeister Bovenschulte, Innensenator Ulrich Mäurer, Bildungssenatorin Sascha Aulepp, Sozialsenatorin Claudia Schilling und Bausenatorin Özlem Ünsal – alle SPD; kein einziges Linkes-Ressort betroffen…
Übrigens: Da können die Linken-Senatorinnen Kristina Vogt und Claudia Bernhard – angeblich oder tatsächlich – noch so gute Arbeit machen – die Linken Krawallas um Fraktionschefin Sofia Leonidakis und Landesvorsitzende Anna Fischer torpedieren immer wieder eine sinnvolle Arbeit des Senats.
Der Befund für die Grünen fällt nur ein klein bisschen besser aus. Die Partei hat nach der Wahlschlappe vom vorigen Mai (zum Glück) noch Beißhemmungen. Das führt aber nicht zur Reduktion spinnerter Ideen.
Ich sage nur: Ralf Saxe, der Auto-Hasser. Mal drängt er auf Premium-Radwege – für die kein Geld da ist. Dann fordert er Fahrradbrücken – ebenfalls Geldmangel. Höhere Parkgebühren für SUVs – die dummerweise auch Bremens größter Arbeitgeber baut.
Dazu kommt die Bundeslinie der Grünen, den ungebremsten Zuzug von Migranten letztlich nicht zu bremsen. Auch die indirekte Schleuser-Hilfe durch Flüchtlingssuchen im Mittelmeer ist Grüne Politik. Die Ex-Pazifisten haben außerdem das Abschiebungs-Beschleunigungsgesetz „verschwachsinnt„.
Kurzum: Jeder halbwegs normal denkende Bremer Sozialdemokrat (ja, die gibt es) muss sich nach einer Großen Koalition mit der CDU sehnen.
Die Union aber kann sich offenbar nicht recht entscheiden, ob sie lieber gegen die Regierung herumholzt, bequem opponiert oder doch inhaltlich als ernsthafter Partner daherkommen will. Während Fraktionsvize Dr. Wiebke Winter und Innen-Sprecher Marco Lübke häufig gegen den Innensenator pesten, wird – beispielsweise – das Feld der Bildungspolitik nicht mit dem großen Pflug, sondern zart mit dem Hand-Rasenmäher bearbeitet.
Es war historisch falsch, 2007 (erneuert in 2018) den sogenannten Schulfrieden zu schließen. Einzig die FDP verweigerte sich.
So stellt die Union lediglich halblaute Forderungen nach einer besseren Personal-Ausstattung der Schulen, statt endlich auf ein radikal besseres Bildungssystem zu setzen. Das tollste: Sie müssten es nicht mal selbst erfinden. Die Blaupause existiert bereits in Hamburg!
Aktuell drangsaliert die CDU (zurecht) den rot-grün-roten Senat mit Sparforderungen, bevor es um zusätzliche Kredite geht.
Aber noch einmal: Hat die CDU eine Strategie und wenn ja: welche?
Kommen wir noch kurz zu den handelnden Akteuren: Landeschef Heiko Strohmann ist ein guter Organisator. So etwas braucht eine Partei. Er ist jedoch vorrangig damit beschäftigt, seine Wiederwahl im Frühjahr zu sichern. Frage: Hat er neben dem eigenen eigentlich auch ein Ziel für seine Partei? Fraktionschef Frank Imhoff ist nett und sympathisch bauernschlau; aber ein Stratege? Urgestein Jens Eckhoff verfügt über genug politisches Gespür, um zu wissen, was nötig wäre. Sein Nachteil: Er ist kein Kämpfer und denkt inzwischen mehr ans Private. Und der Ex-alles-CDU-Funktionär Thomas Röwekamp – sorry – denkt nur noch an eins, an sich selbst: Er will 2025 unbedingt noch einmal im Bundestag sitzen.
Da ist es dem Abgeordneten gerade recht, dass die junge Bremer Fraktionsvize Wiebke Winter überschätzt wird und meint, die Welt ließe sich mit ausreichend viel Donnerhall verändern. So wird sie Röwekamp (aktuell) als Gegenkandidatin nicht gefährlich.
Der zweite Bremer Fraktionsvize Martin Michalik dreht ausschließlich groß auf, wenn es um Umweltthemen geht.
Doch die, Herr Michalik, haben die Grünen (noch) fest im Griff.
Sehr geehrte CDU, hier ein paar ungefragte Tipps: Gehen Sie in Klausur. Überlegen Sie sich: „Was ist unser Ziel, dem sich umgehend alles unterzuordnen hat?“ Wenn Sie es bequem mögen – machen Sie halt so weiter bisher. Wollen Sie aber Bremen – aus Ihrer Sicht – endlich auf Vordermann bringen, dann überlegen Sie, wer im Senat vordringlich Ihr Gegner ist. Wer tickt ähnlich wie Sie, und: Was kann Ihnen für eine Annäherung an die SPD nützlich sein. Nicht zu vergessen: Die eigenen Mitglieder müssten von einem neuen Kurs überzeugt werden.
Hej CDU, das kann doch nicht so schwer sein. Allerdings: Dafür müssen Sie endlich intern Einigkeit erzielen und an einem Strang in eine Richtung ziehen. Schluss mit den Eifersüchteleien, Streitereien und Intrigen.
Bremen braucht eine geschlossene Union mit Zukunftsvision. Nur dann schaffen Sie es, an die Seite der (ja ebenfalls keineswegs nur „brillierenden“) Sozi–Regenten zu gelangen. Je früher, desto besser.
Munter bleiben!
Herzlichst
Ihr Axel Schuller
Eigentlich ist das einzige Problem der Koalition die Schuldenbremse. Dadurch kann die eigene Klientel schon mittelfristig nicht mehr ausreichend befriedigt und versorgt werden – materiell UND ideologisch. Das war und ist aber seit Jahrzehnten das Geschäftsmodell der SPD, das uns im übrigen den Spitzenplatz in der pro Kopf-Verschuldung eingebracht hat:
Materiell mit gut-dotierten Jobs in Behörden, öffentlichen Bedarfsträgern oder in alimentierten gesinnungsnahen NGO, ideologisch durch einen strammen Linkskurs.
Dass Ideologie schon immer wichtiger als Fakten war, machen übrigens die „Erfolge“ Bremischer Bildungspolitik deutlich. „Ideologie ist, wenn die Realität stört!“ Durch die Schuldenbremse gewinnt die Realität allerdings an unangenehmer Sichtbarkeit…
Es ist nicht abzusehen, dass der Bürgermeister die Kraft findet, sich aus dieser Ausgangsposition zu befreien, geschweige denn, das überhaupt zu wollen.
Die CDU ist jedenfalls nicht nur aus Gründen der Generationengerechtigkeit gut beraten, das SPD-Geschäftsmodell nicht zu prolongieren.
Zur Kritik am CDU-Peronal: mein Eindruck ist, dass es in der CDU Fraktion in dieser Legislatur viele junge Talente gibt, die man keinesfalls unterschätzen sollte. Schon für den Wahlkampf gab es exzellente Vorschläge für eine pragmatische Politik orientiert an den konkreten Herausforderungen der Bremerinnen und Bremer – fernab ideologischer Scheuklappen.
Wer sich die Zeit nimmt, den Investitionsstau in Deutschland anzuschauen und auch noch ausreichend Weitblick hat, um die Investitionsbedarfe im Rahmen der globalen Herausforderungen zu erkennen, der sollte den Ruf nach absolut notwendigen Geldern für Investitionen in Bildung, Infrastruktur, Forschung, Transformation und Wirtschaft nicht pauschal als Klientelpolitik abtun. Außer wenn die Absicht des Kommentars auf die Bestätigung der Aussage des Blog-Beitrags abzielt.
Es ist nicht die richtige Situation zum Aussitzen, Abwarten und verwalten. Es ist Zeit, in die Zukunft zu investieren.
Vielleicht ergibt die Legislaturperiode noch Zeit zum erkennen… BD, FDP und CDU haben genug Schnittstellen miteinander…
Sie sehen das m.E. zu negativ. Die CDU ist in Bremen sicherlich noch nicht in Hochform, arbeitet sich aber vor.
Übrigens teile ich Ihre Meinung zu Dr. Winter nicht. Natürlich ist sie jung, aber ein Talent. Bei den jungen Kräften würde ich Frau Gröninger in den Fokus nehmen. Weitere Tatente finden sich selbst in der „zweiten Reihe“ der Deputierten (z.B. Dr. Haga) und Quereinsteiger wie Kay Middendorf helfen beim weiterdenken. Da ist noch einiges mehr im Skat.
Gleichwohl: Ratschläge machen nicht dümmer.
Als kurzzeitiges Mitglied der Bremer CDU (Bremer Westen) musste ich leider miterleben, wie Posten- und Pöstchenverteilung im Vordergrund standen. Inhaltlich wurde auf mindestens 4 Parteiveranstaltungen, an denen ich teilnehmen durfte, nichts besprochen / diskutiert. Die Parteimitglieder rühmten sich hingegen mit Fotos aus dem Bremer Parlament, in denen sie hinter dem Rednerpult standen. Und das, da sie aufgrund ihrer Listenplätze nicht die geringste Aussicht auf Einzug ins Parlament hatten. Dieses wiederholt sich jetzt zur Europawahl.
Auf meine Fragen, wann man sich denn um das Wohl und Anliegen der Wähler kümmern wolle, habe ich bis heute keine Antwort erhalten!!! Allen voran in Walle ist Kerstin Eckardt.