Herren Hackmack und Güssow, schämen Sie sich für Ihr Blatt? / Herr Bovenschulte – Sie für sich?

09.04.2024 6 Von Axel Schuller

Dr. Ulrich Hackmack und Christian Güssow, schämen Sie sich eigentlich manchmal für die Blätter, die Ihnen und Ihren Familien gehören? Sorry, liebe Leserschaft, das können ja nicht alle wissen: Die beiden Herren und ihr Anhang sind Eigentümer des Weser-Kurier und allem, was dazu gehört. Manchmal bedauere ich die beiden Männer für den Mist, den ihre Leute verzapfen. Die junge Woche hatte es schon wieder in sich. Mit Mathe steht die Redaktion halt auf Kriegsfuß. Da hieß es „Quadratmeter“, obwohl Quadratkilometer gemeint waren. Eine neue Art der „Zahlenvergessenheit“ präsentierte auch Bürgermeister Bovenschulte.

Doch eins nach dem anderen. Wäre ich Lehrer, würde ich den WK morgens vor Unterrichtsbeginn intensiv durchpflügen, ob wieder falsche Zahlen drinstehen. Millionen statt Milliarden. Quadratmeter statt Quadratkilometer

Oder zuweilen noch heftiger: Ein Jubelartikel über eine blitz-blanke neue Super-Küche bei der VHS zur Schulung aller städtischen Mensa-Köche – ohne auch nur eine Zeile darüber zu verlieren, wieviel das „Super-Duper-Ding“ an Steuerkohle verschlingt.

Oder hatte die Redaktion lediglich Angst, mal wieder Zahlen zu verwechseln?

Ich erinnere jedenfalls vage: Die rot-grün-rote Koalition wollte die Lehrküche für gelernte Köche und Hauswirtschaftsmeister (alle m/w) noch im Dezember 2022 für sagenhafte 1,3 Millionen Euro im Haus des Reiches einbauen lassen. 

Hoffentlich hat’s jetzt im Julius-Bamberger-Haus der VHS ein  bisschen weniger Steuerkohle gekostet…

Aber, Herren Hackmack und Güssow: Die Kosten für die Bio-Umlern-Küche hätten Sie als unbescholtene Leser doch auch gern erfahren, oder?

Zurück zu den engagierten Lehrern m/w, die zumindest hin und wieder im Unterricht auf den WK zurückgreifen. Die haben vermutlich wenig Bock, über ein Blatt zu diskutieren, das – meist deutlich sichtbar – kein Korrektorat von innen gesehen hat.

Oder gibt es vielleicht keines mehr?

Herren Hackmack und Güssow. Wie geht es Ihnen, wenn Sie lesen: 2023 lebten in Bremen 1.632 Personen auf einem Quadratmeter

Malen Sie sich dann auch die Höhe des Turmes aus, den 1.632 Menschen auf einer Fläche von 1×1 Meter bilden? 

Schöne Aufgabe für das Bremer Mathe-Abitur (aber: ohne Taschenrechner): 

1.632 Menschen dividiert durch 4 (Personen passen auf einen Qm) mal die durchschnittliche Länge von deutschen Durchschnitts-Männern und -Frauen (1,73 Meter) gleich… Der Turm wäre 705,8 Meter hoch. Wobei in einer Ski-Gondel bis zu 8 Menschen auf einen Qm gepfercht werden. Dann reduziert sich der Menschenturm auf 352,9 Meter Höhe.

Anhand dieser (Unfugs-)Rechnung sehen Sie, dass ein aufmerksamer Innendienst-Redakteur, Korrektor oder von mir aus auch die (vermutlich effektivere) Redaktions-KI einen solchen Blödsinn (1.632 Bremer leben auf einem Qm) niemals bis zum Rotations-Druck hätte durchgehen lassen dürfen. (Da hilft auch keine spätere Entschuldigung, die den ursprünglichen Unfug zum Vergleich weglässt und damit erneut Fragen aufwirft).

Hackmack und Güssow – leiden Sie bei solchen Schwachsinns-Daten noch wie normale Menschen? Oder zählen für Sie bloß die Zahlen in der Jahresbilanz?

Obacht: Eine solche Sicht könnte ins End-Verderben führen. Es hat ja Gründe, dass inzwischen selbst betuchte Bremer m/w dem bisherigen „Pflicht-Blatt“ der „Karstadt-Börse“ (wer ist verstorben, wer hat per Anzeige kondoliert?) abschwören. 

Im 4. Quartal 2023 betrug die verkaufte WK-Auflage (samt allem dazugehörigen Sums wie BN und Regionalausgaben) noch kümmerliche 102.171 Exemplare

Wer aber auch meint, er müsse nicht mit einer einzigen Zeile – beispielsweise – über die „Gala der Bremer Krebsgesellschaft“ im Rathaus mit der fulminanten Spendensumme von 111.566 Euro berichten – dem ist vermutlich nicht mehr zu helfen.

Schämen Sie sich in solchen Situationen, Dr. Ulrich Hackmack und Christian Güssow für das Traktat, das Ihr Verlag unter die Menschen bringt? Immerhin zum stolzen monatlichen Abo-Preis von 48,90 Euro (in alter Währung: 95,85 Mark).

Kommen wir noch zum zahlenvergessenen Bürgermeister, Herrn „Bovi“. Nach dem Motto, „Wenn schon niemand Gutes über meine Regierung schreibt, dann mach ich’s mir halt selber“ griff er (oder eine seiner mittlerweile zahlreichen Socialmedia-Kräfte) in einen Zaubertopf mit den vielen Zahlen.

Bovenschulte schrieb auf LinkedIn: „Die Lage der öffentlichen Finanzen im Stadtstaat Bremen ist seit Jahrzehnten angespannt. Im Hintergrund hat sich allerdings eine bislang wenig beachtete Veränderung vollzogen: Vor 30 Jahren musste Bremen fast noch 28 % seiner Steuereinnahmen aufwenden, um Zinsen für Kredite zu bedienen. Aktuell liegt die Zins-Steuer-Quote bei nur noch knapp 10%. Bis 2027 wird der Wert, so die Prognose des Finanzressorts, voraussichtlich auf rund 8% fallen.“ 

Ende der bürger-„meisterlichen“ Nachricht.

Was will der Regierungschef damit sagen? Oder suggerieren? Oder will er gar jemandem danken?

Man weiß es nicht. Und das ist perfide.

Schämen Sie sich eigentlich für einen solchen Post Herr Bovenschulte? Wenigstens ein bisschen?

Die Darstellung der signifikant sinkenden Zins-Steuer-Quote stimmt. Aber was suggeriert sie? Dass Bremens Schulden rasend sinken? Im Gegenteil: Das Land Bremen ist mittlerweile mit 22,6 Milliarden Euro verschuldet. Für WK-Kollegen: Das sind 22.600 Millionen Euro.

Aber wie schafft es Bovenschulte, diesen hübsch erscheinenden Zahlen-Cocktail zu mischen?

Dies verdankt er, verdanken wir Bremer, einem gewissen Matthias Wieneke. Der Chef des „Kreditreferats beim Senator für Finanzen“ – gegen jede politische Farbenlehre übrigens Freidemokrat – hat Bremens Mega-Bank-Schulden exakt in der Zins-Talsohle in langjährige, supergünstig-niedrig-verzinste Kredite umgeschuldet.

Statt diesen Super-Beamten gebührend zu loben, hervorzuheben, ihm zu danken, hat sich der Bürgermeister lieber dem indirekten,  verquasten Eigenlob ergeben (oder was immer dieser merkwürdige LinkedIn-Post sein sollte). 

Mit „Größe“ hat das auch bei einem 2-Meter-Mann nix zu tun…

Munter bleiben!

Herzlichst

Ihr Axel Schuller