Mangelnder Respekt untereinander stört Bevölkerungsmehrheit / Rolle der Politik

03.05.2024 3 Von Axel Schuller

Ja, ich weiß, liebe Leserschaft, Sie bevorzugen in meinem Blog bremische Themen. Heute ziehe ich den Kreis dennoch mal etwas weiter. Aber, mit Bremer Bezügen. Wie kann es bloß sein, dass sich so viele Menschen egoistisch – deutlich formuliert: asozial – verhalten? Wenn in einem Laden drei Leute (m/w) warten müssen, wird gemotzt. Auf der Autobahn toben sich einige auf teilweise irre Art aus. Forsa hat das Phänomen der gesellschaftlichen Unzufriedenheit untersucht. Ich, meins, mir – scheinen für viele Menschen die wichtigsten Wörter zu sein. Leider werden diese Tendenzen (auch) genährt durch Politiker, die uns für nicht so schlau halten – und entsprechend  behandeln.

Hat das erst mit Corona und der damit verbundenen radikalen Einschränkungen des Lebens begonnen, oder schon früher. Die Ich-Bezogenheit vieler Zeitgenossen nimmt rasant zu. Laut Forsa geben 78 Prozent der repräsentativ Befragten zu Protokoll, das soziale Miteinander habe sich verschlechtert. Beleidigungen und Respektmangel – meint die Mehrheit – schade der Gesundheit.

Hätte man Polizisten, Feuerwehrleute, Rettungssanitäter und Notärzte gesondert befragt – das Ergebnis wäre vermutlich noch schlimmer ausgefallen.

Warum verlieren immer mehr Leute den Respekt vor Autoritätspersonen wie den genannten sowie Lehrern, Kita-Mitarbeitern, Busfahrern – eigentlich vor jedem m/w?

Respekt hängt auch mit dem kulturellen Hintergrund der Menschen zusammen. So haben Lehrerinnen weiter einen schweren Stand Eltern gegenüber, die ihre kleinen Paschas (jawoll!) für alles in Schutz nehmen.

Auf der Autobahn sind einige außer Rand und Band. Nach dem Motto: Ich kann nicht nur schneller, ich will es auch. Jetzt und sofort. Und so brettern einige ohne jedes Maß unverantwortlich durch die Gegend.

Was geschieht gerade mit unserer Gesellschaft? Das „Ich“ steht bei vielen geradezu brutal im Vordergrund. „Ich will, das steht mir zu, her damit – sonst setzt es etwas.“

Pöbeleien, Beleidigungen, Respektlosigkeit – sind sie womöglich Vorboten für künftig drohende Handgreiflichkeiten, wie Rettungspersonal berichtet, weil sie Gaffern und Film-Amateuren angeblich „im Weg stehen“?

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat jüngst beklagt, die Menschen würden zusehends aggressiver. Richtig. Leider hat der Grüne Minister vergessen, über Gründe und über mögliches eigenes Zutun zu reflektieren.

Was sollen normal Denkende davon halten, wenn ihnen Politiker heute dieses, morgen jenes erzählen – unabhängig davon, ob es zueinander passt. Habeck hat mit dem Hin und Her um eine GasZwangsabgabe, Heizungsgesetz und dem Beteuern, Energie sei ausreichend vorhanden (wobei die Preise halt zu hoch sind) sicher zur Unzufriedenheit beigetragen. Oder seine Kabinettskollegin Lisa Paus (Grüne). Erst forderte sie 12 Milliarden für die Kindergrundsicherung, dann sollten plötzlich auch 2 Milliarden reichen. Oder, auch aus dem Haus der begnadeten schlechte-Laune-Produzentin Paus, die maßlose Personalanforderungen für die Umsetzung der Grundsicherung (5.000 Stellen).

Paus hat übrigens eine besondere Geschichte zu bieten. Bevor sie in Familienministerin machte, war sie Grüne Obfrau im Finanzausschuss des Bundestages. Als der sich 2020/2021 mit der mangelnden Erinnerung von Kanzler Olaf Scholz an die Cum-Ex-Geschäfte der Hamburger Warburg-Bank beschäftigte, war Paus eine der schärfsten Scholz-Kritikerinnen. Damals gehörte Scholz der schwarz-roten-Regierung von Angela Merkel an. 

Und heute, ja heute hat die Ministerin Paus offenbar mit der Erinnerung an die Sitzungen des Finanzausschusses zu kämpfen.

Ehrlich: Da muss man sich schon sehr tüchtig anstrengen, den Respekt vor manchem und manchem nicht zu verlieren.

Schauen wir ins kleine Bremen. Der Senat jammert über Geldmangelhaut es aber mit vollen Händen raus.

Der Senat kündigt an, bei neuen Stellen endlich Zurückhaltung zu üben – genehmigt aber mal eben 5,5 Stellen für eine Ausbildungs-Zwangsabgabe.

Nährt das den Respekt?

Ständig ist in Bremen die Rede davon, alle möglichen Dienstleistungen würden – jetzt aber bestimmt – digitalisiert. Und dann muss die Innenbehörde die digitale Anmeldung von Autos wieder aus dem Programm nehmen. 

Nährt das den Respekt?

Oder, die swb-Firma Wesernetz kriegt es wegen Personalmangels monatelang nicht gebacken, Solaranlagen ans Netz anzuschließen – gleichzeitig wirbt der Mutterkonzern bei Mietern (die gibt’s bekanntlich massenhaft) offensiv für GemeinschaftsSonnenstromanlagen. Ich will mich nicht aufregen, sonst würde ich jetzt das Bruch-Baustellenmanagement der swb AG beleuchten.

Fazit: Solange die Grundbedürfnisse der Bremer Bevölkerung – Sicherheit, Wohnen, Bildung, Arbeit, Gesundheit und eine funktionierende Verwaltung – unzureichend oder gar nicht erfüllt werden, wird im öffentlichen Diskurs eher keine Milde einkehren. 

Dies hat aber nur indirekt mit dem mangelnden Respekt zwischen den Menschen zu tun. Da müssen wir uns auch an die eigene Nase fassen. Viele von uns sind zugleich Erzeuger und Opfer der allgemeinen Stimmung: „Ist doch egal, Hauptsache, ich habe meinen Vorteil.“ Und in den Sozialen Netzwerken verlieren viele von uns zuweilen alle Hemmungen. 

Erfreulicherweise gibt’s noch viele Menschen, die sich für die Allgemeinheit einsetzen. Danke dafür!

Munter bleiben!

Herzlichst

Ihr Axel Schuller