Sparkasse – nur Mini-Zinsen für Alt-Sparer, aber stattliche Vorstandsgehälter

16.03.2025 5 Von Axel Schuller

Sparkassen sind der Sparstrumpf des „kleinen Mannes“. Für die vielen – nicht unbedingt wohlhabenden – alten Kunden hieß und heißt es: Hast du ein bisschen Geld über, packst du es für schlechte Zeiten aufs Sparbuch. Doch dies ist wegen der Inflation ein schlechtes Geschäft. Konkretes Beispiel aus Bremen: Die Sparkasse zahlt auf dem „alten“ Sparbuch keine Zinsen. Dies gilt übrigens auch für prall gefüllte Girokonten von Wohnungseigentümer-Gemeinschaften. Dabei geht es der Sparkasse – Mitarbeitern und Vorständen – gut bis sehr gut. Und wer denkt an die Kunden?

Vorweg: Die Bremer Sparkasse ist eine besondere. Vor mittlerweile 200 Jahren von engagierten Bremern als Verein gegründet, ist daraus Bremens Banken-Platzhirsch entstanden – mit rund 400.000 Kunden, davon etwa 25.000 Firmen. Die Sparkasse fühlt sich laut eigenem Bekunden dem Allgemeinwohl verpflichtet, spendet deshalb jährlich rund 3,3 Millionen Euro für Kultur, Soziales, Wissenschaft, Umwelt und Sport. In der Selbstdarstellung heißt es: „Als freie Sparkasse haben wir nicht die Gewinnmaximierung zum Ziel, sondern den Nutzen für unsere Kundinnen und Kunden.“

Grundsätzlich – ich bin ja kein Träumer – gilt: Schreibt eine Bank schwarze Zahlen, dann ist das per se gut.

Geldinstitute drehen große und kleinere Räder. Die Bank-Paläste in Frankfurt/M. deuten darauf hin, dass dort nicht nur Konten geführt und eingezahlte Spargelder verliehen werden. Da geht deutlich mehr ab. Investments im Ausland, Börsenplatzierungen und Millionen-Engagements in Konzerne. Deren Vorstände erhalten keine „normalen“ Gehälter, sondern eher Gagen.

Frage: Sind bei Sparkassen wirklich so horrende Risiken zu managen, dass selbst dort zum Teil erstaunliche Gehälter und Dienstwagen der Luxus-Klasse gerechtfertigt sind?

Mein Eindruck: Sparkassen, egal ob in öffentlicher oder „privater“ Hand (wie die Sparkasse Bremen), entwickeln sich in Richtung eines „selbstbefruchtenden Systems“.

Man verwaltet Kundeneinlagen zu einem geringen Zins, verleiht das Geld (natürlich) zu höheren Zinsen möglichst nur an solvente Privat- und Firmenkunden – und lässt es sich auch gerne gut gehen.

Die Sparkassen Bremen feiert sich – auch im 200. Jahr des Bestehens – gerne als besonders mitarbeiter- und familienfreundlich. Und ihre überraschenderweise schon wieder zu kleine Zentrale neben der Uni erfüllt natürlich die aller-aller-höchsten Umwelt-Standards. Die Zahl der Mitarbeiter ist von 2023 zu 2024 von 1.169 auf 1.241 gestiegen. Alles schön, kostet aber eben auch viel Geld.

Die vier Vorstände erhielten 2023 zusammen 4 Millionen Euro an fixen und variablen Bezügen – davon träumt ein Bundeskanzler (monatlich: 30.416,66 Euro, sofern er zugleich über ein Bundestagsmandat verfügt.) Der Vorstandschef ist dabei deutlich besser gestellt als seine Mit-Vorstände. Anmerkung fürs Nachrechnen: In 2023 gab es zwei Monate lang fünf Vorstandsmitglieder (siehe P.S.:).

Und was haben die Sparer von einer prosperierenden Sparkasse? Sie erhalten auf dem Girokonto 0 Prozent Zinsen. Auf dem sogenannten Tagesgeldkonto plus gibt’s aktuell 0,8 Prozent. Mit dem neuen Sparkonto namens Sparflex sind bis zu 1,5 Prozent drin. Nota: Viele alte Kunden lassen ihr Geld bei der seriösen Sparkasse liegen, schicken es nicht wie „die Jungen“ rund durch die Bankenwelt auf der Suche nach dem jeweils höchsten Zins

Gleichzeitig kostet eine Kontoüberziehung 11,3 Prozent Zinsen.

Kontoführungsgebühren entwickeln sich vor dem Hintergrund der „Automatisierung“ der Arbeitsabläufe (IT, und KI) vermutlich von der Kostendeckung zum Verdienst. Die Sparkasse berechnet sogar für online-Banking-Konten monatlich 10 Euro. Multiplizieren Sie – der Einfachheit halber – nur mal 300.000 Bremer Konten à monatlich 10 Euro; macht 36 Millionen Euro pro Jahr.

Schlechte „Renditenerzielen nicht nur Sparer, sondern auch Hausverwaltungen bei der Verwahrung von „Hausgeldern“. Da kommen bei rund 200.000 Wohnungen in Bremen hohe Millionen-Beträge zusammen – und für „Treuhandkonten“ gewährt die Sparkasse (und viele andere Banken) ebenfalls keine Zinsen. Dabei werden von diesen Haus-Konten in der Regel keine riesigen Summen von jetzt auf sofort abgehoben. Investitionen in Heizungen, Dächer oder Hausanstriche haben in Wohnungseigentümer-Gemeinschaften lange Vorlaufzeiten. Die gleiche Zins-Enthaltsamkeit pflegen Banken wie die Sparkasse auch bei „Nachlasskonten“ mit teilweise hohen sechsstelligen Beträgen.

Dies wollen sich nicht mehr alle betroffenen Kunden gefallen lassen. Nach meinen Informationen haben erste Stiftungen ihre Konten von der Sparkasse abgezogen – obwohl die Sparkasse das Stiftungshaus Bremen unterstützt. Auch suchen einige Wohnungseigentümer-Gemeinschaften offenbar nach Alternativen.

Ein gutes „Geschäft“ machen Geldinstitute übrigens mit dem Parken von Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB).

Richtig gelesen: parken.

Die EZB gewährt Geldhäusern auf das über-Nacht-Einlagern („Overnight Money“) von überschüssigem Geld aktuell 2,5 Prozent Zinsen. Bis vor kurzem waren es 2,75 Prozent. Und davor über drei Prozent.

Die Kunden merken die Senkung des EZB-Leitzinses an den jeweils prompt sinkenden Erträgen auf den Tagesgeldkonten. Der Zinssatz rauschte von 1,3 auf nunmehr 0,8 Prozent. Bedeutet: Die Inflation frisst die „Sparstrümpfe“.

Allerdings hatten alle Geldhäuser in der EZB-Negativzinsen-Phase schwere Zeiten zu überstehen. Seinerzeit wurden diese sogenannten Verwahrgebühren nur vermögenden Kunden berechnet.

Firmenbeteiligungen, welche der Sparkasse Gewinne, aber auch Verluste einbringen, hat das Bremer Institut in Tochterfirmen ausgegliedert. Diese spielen in der Bilanz aber keine entscheidende Rolle.

Apropos Bilanz:

Fragen von bremensogesehen dazu beantwortete die Pressestelle der Sparkasse detailliert.

Hier der Link zur Doku.

https://bremensogesehen.com/20250315-sparkasse-dokumentation-zinsen-bilanz/

Natürlich verkauft die Sparkasse auch Anlageprodukte. Fonds, Aktien, Anleihen. Das Risiko geht gegen Null. Denn die Sparkasse tritt als Vermittler auf, nimmt dafür Provisionen ein. Vor „Urzeiten“ – damals gehörte noch Ulrich Nölle (späterer CDU-Finanzsenator) dem Vorstand an – verkaufte die Sparkasse auch mal Schiffs-Beteiligungen; stellte dies aber rasch (offenbar wegen fehlender Expertise) ein. Zur Erinnerung. Die Bremer Landesbank ist Jahrzehnte später letztlich wegen  (plötzlich notleidender) Schiffsbeteiligungen in die Knie gegangen. 

Die Sparkasse Bremen sieht sich aktuell als Finanzier der heimischen Wirtschaft. Als Spender für das Allgemeinwohl. Und als Partner der Bremer. Höhere Zinsen auf Erspartes würden dem Ansehen bestimmt nicht schaden. 🙂 

Munter bleiben!

Herzlichst

Ihr Axel Schuller

P.S. Frauke Hegemann (49), Vorstandsmitglied der Sparkasse mit der bislang kürzesten Dienstzeit (7/2023 bis 3/2024) hat einen neuen Job. Nachdem die Mitgründerin des Frauen-Netzwerkes „finanz-heldinnen“ ihren Bremer Vorstandskollegen Dr. Tim Nesemann (55), Klaus Windheuser (55) und Pranjal Kothari (49) möglicherweise nicht ausreichend angepasst erschien, hatten sich die Sparkasse und die Ex-Chefin der Comdirect Bank „getrennt“. Ab Mitte 2025 heuert sie nun in Flensburg bei der Nord-Ostsee-Sparkasse (Bilanzsumme von 7,9 Milliarden Euro) an, um im Januar 2026 als Vorstandschefin an die Spitze zu rücken. In den Bremer Sparkassenvorstand steigt im Oktober Dr. Sonja Kastin (43, Ex-Commerzbank Bremen) als viertes Mitglied auf. Kurios: Klaus Windheuser stammt ebenfalls aus dem „Gelben Stall“ – er war vor seinem Wechsel an die Weser Chef der Commerzbank in Ungarn.

Transparenzhinweis: Ich bin seit über 20 Jahren Mitglied der Sparkasse. Die vorliegende Betrachtung beruht aber ausschließlich auf öffentlich zugänglichen Informationen.